Keine Übernahme: buero.de erteilt Galeria Karstadt Kaufhof eine Absage

Nun will der Online-Händler eigene Wege gehen und hält an der Warenhaus-Idee fest.

Karstadt in Goslar.
Karstadt in Goslar. | Foto: Marvin König

Region. Der bislang als möglicher Investor aufgetretene Detmolder Online-Händler passt seine Expansionsstrategie an: Die Expansion wird mit dem Aufbau eigener Schön-hier-Standorte aus eigener Kraft erfolgen. buero.de nimmt von der Absicht Abstand, 47 Filialen der insolventen Galeria Karstadt Kaufhof GmbH zu übernehmen. Dies entschieden die Gremien nach mehrstündigen Sitzungen am heutigen Donnerstag.



„Schon allein die Sitzungsdauer zeigt, dass wir uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht haben. Aber die Gerüchte über viel weitergehende Schließungen und die in diesem Zusammenhang in den letzten Tagen für uns deutlich gewordene Konfliktlage führen zu veränderten Rahmenbedingungen, die für uns nicht akzeptabel sind“, erläutert der buero.de-Vorstandsvorsitzende Markus Schön in einer ersten Stellungnahme.

Zwar böten die Schließungsgerüchte möglicherweise auch Verhandlungschancen gegenüber Vermietern und Lieferanten, aber – so buero.de – die Verluste an qualifizierten Mitarbeitern, die die Ankündigung nach Einschätzung von buero.de zur Folge haben werden, könnten dies nicht kompensieren. Damit bezieht sich das Unternehmen auf eine Nachricht aus dem Umfeld der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, dass nunmehr bis zu 90 Filialen geschlossen werden sollen und 50 Prozent des Personals abgebaut werden soll.

„Wir haben immer gesagt, die Beschäftigten sind für uns der größte Schatz des Unternehmens. Ohne diese qualifizierten Kräfte sind wir nicht mehr von den Erfolgschancen einer Übernahme überzeugt“, führt der buero.de-Chef weiter aus.

Warenhäuser sollen trotzdem kommen


Ein Ende des Warenhausgedankens verbinde buero.de damit nicht und sieht den zum Jahresende 2022 schließenden Standort der Galeria Karstadt Kaufhof in Halle als mögliches Modellprojekt, bei dem sich eine Weiterentwicklung lohnen könnte. Dort stehe ein Teil des Warenhauses mit rund 15.000 Quadratmetern Verkaufsfläche zur Neuvermietung zur Verfügung.

Erste Kontakte zwischen dem Vermieter und buero.de gebe es bereits. Markus Schön: „Bislang sehen wir dort keine unrealistische Erwartungshaltung und es hat natürlich einen großen Reiz, einen etablierten Standort mit unserem Warenhauskonzept „Schön hier“ wirklich erfolgreich zu machen.“

Konzept ohne Übernahme


Hemmnisse sieht buero.de bei der Mindestanzahl von Standorten und in der Gewinnung qualifizierten Personals. „Man kann unser Konzept mit 25 Standorten gut umsetzen; perfekt wären die 47 Galeria Karstadt Kaufhof Filialen gewesen. Nach der Horrornachricht für die Galeria-Beschäftigen von bis zu 90 zu schließenden Standorten und dem Wegfall von wohl jedem 2. Arbeitsplatz wäre es vermessen zu glauben, die guten Leute warten lange mit der Jobsuche. Deswegen sind die Meldungen über weitergehende Schließungsabsichten aus unserer Sicht fatal gewesen. Wir sind uns aber sicher, dass unser Konzept eine Lösung für die Kunden, die Innenstädte und vor allem die Beschäftigten darstellen wird. Daher setzen wir das Konzept nun zügig ohne eine Übernahme um“, verbindet der buero.de-Vorstandsvorsitzende den Rückzug gegenüber Galeria Karstadt Kaufhof mit einer neuen Perspektive für das weitere Wachstum des buero.de-Verbundes aus eigener Kraft.

Bitter ist diese Entscheidung mit Sicherheit für die Mitarbeiter in Goslar - dieser Markt sollte zunächst durch die Übernahme gerettet werden, wohingegen für Braunschweig bislang wohl keine Absichten bestanden.


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