KolumneHeute: Der Wolf und die German Angst

von Sina Rühland


| Foto: © Ralf Schmode, commons.wikimedia.org



Wären wir doch so schlau wie der Wolf. So lautlos, der Umwelt angepasst und solidarisch. Stattdessen sind wir es lieber nicht. 

Der Hund auf dem Schoß, die Leine am Türknauf baumelnd – immer in der Lage die Kontrolle zu behalten. Wenn Bello brav Männchen macht, dann behält Herrchen das Gefühl der Kontrolle. Voll des Lobes gibt es ein schönes Stück Leberwurst. So ist das gut, so ist das richtig. So darf er sein, der Nachfahre des gefährlichen Wolfes. Seitdem bekannt wurde, dass der Wolf in unsere heimischen Wälder zurückgekehrt ist, ist die mediale Aufmerksamkeit höher, als die eigentliche Anzahl der Tiere. Mittelschwere Panik macht sich nun jedes Mal breit, wenn er zumeist artgerecht anfängt, Schafe zu reißen. Er gehöre nicht mehr in unsere Zeit, man solle ihn doch abschießen, heißt es. Die Rufe der Bürger, viele von ihnen Bauern und Jäger, erinnern mittlerweile ein wenig an die Befehle von Lewis Carrolls Herzkönigin.

Der Wolf, der Feind: zeitweilig zieht ein selbsternannter "Wolfskiller" durch die Lande, der es sich offensichtlich zur Aufgabe gemacht hat, die Menschheit vor dem großen, bösen Wolf zu retten. Ebenso absurd ist das Verhalten einiger Tierschützer: es gibt Stimmen, die zwischenzeitlich fordern, jeden abzuschießen, der wiederum einen Wolf abschießt. Das Zusammenspiel dieser Forderungen, das ist sie – die German Angst. Die Angst vor dem Kontrollverlust.

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Die Autorin: RegionalHeute.de-Redakteurin Sina Rühland. Foto:



Ich möchte kurz daran erinnern, dass wir Menschen Dinge tun, die sehr viel schlimmer sind, als intuitiv Schafe zu reißen – wir handeln, wie wir handeln, obwohl wir es eigentlich besser wüssten. Wir behandeln Tiere wie Gegenstände. Wir misshandeln sie und verspeisen sie dann. Allerdings gehen wir auch mit unseren verwandten Homo Sapiens nicht besser um. Wir tun so ziemlich alles, nur um die Kontrolle zu behalten. Das unser Plan nicht funktioniert, das zeigt sich in Naturgewalten, Bürgerkriegen, in der Rückkehr des bösen Wolfes – und der Politik. Wir sind eben doch nur ein Teil des bestehenden (Öko-)Systems. Irgendwie beruhigend.


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