Lehrkräftemangel: Tonne kann Kritik nicht nachvollziehen

Laut Kultusminister Tonne sei die Unterrichtsversorgung in Niedersachsen stabil.

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Region. Im Rahmen der Landes-Pressekonferenz reagierte Kultusminister Grant Hendrik Tonne auf die von Politik, Gewerkschaft und Initiativen hervorgebrachte Kritik, Niedersachsen würde an einem Lehrkräftemangel leiden.


Für rund 1,1 Millionen Schüler an den rund 3.000 allgemein bildenden und berufsbildenden Schulen in Niedersachsen beginnt nach den Sommerferien am heutigen Donnerstag wieder der Unterricht. 840.000 Schüler besuchen allgemeinbildende Schulen, zirka 250.000 Schüler beziehungsweise Auszubildende werden im berufsbildenden System beschult. So konnten laut Tonne knapp 1.600 der 1.996 Stellen neu besetzt werden. Weitere Einstellungen und Ausschreibungen sollen folgen, macht der Kultusminister deutlich.

Die Debatten und Zahlen, die in der Vergangenheit immer wieder aufkamen, es würden zu viele Lehrkräfte fehlen und zu wenige seien durch das Land ausgeschrieben und nach Ausscheiden ersetzt worden, konnte Tonne nicht nachvollziehen. "Wir haben uns diese Zahlen genau angeguckt. Und wir müssen leider zu dem Ergebnis kommen, dass wir die Zahlen nicht nachvollziehen können. Die Zahlen, die ich ihnen genannt habe, sind die Zahlen, die wir in unseren Unterlagen dokumentiert haben und die den jetzigen Stand wiedergeben", erklärte Tonne und betonte, dass man davon ausgehe, die Unterrichtsversorgung stabil halten zu können.

Zum Start des 1. Schulhalbjahres 2021/2022 werden an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen knapp 1.600 (1.576; Stand 31.08.2021) neue Lehrkräfte ihren Dienst aufnehmen. An den berufsbildenden Schulen - an denen auch unterjährig Lehrkräfte eingestellt werden und nicht ausschließlich zu den Schulhalbjahren - sind 2021 bereits über 300 neue Lehrkräfte eingestellt worden, sagt Tonne. Zu wenig, sagen Gewerkschaften und Politik. "Das ist ein gutes Ergebnis", so Tonne.

1.600 Stellen besetzt


Unter den rund 1.600 neuen Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen würden sich auch 83 Quereinsteiger befinden, was einem Anteil von rund fünf Prozent der vorgenommenen Einstellungen entspreche, erklärt der Kultusminister, der jedoch einräumt, dass das eine geringe Quote sei, die schon einmal besser gewesen sei.

491 neue Lehrkräfte wurden an Grundschulen, 122 an Haupt- und Realschulen, 252 an Oberschulen eingestellt, 312 an den Gymnasien, 305 an Gesamtschulen und 94 an Förderschulen.

Tonne berichtet weiter, dass vier weitere Personalverstärkungsmaßnahmen ergänzend umgesetzt worden seien. Zusätzlich zu den knapp 1.600 neuen Lehrern seien laut Tonne im Umfang von rund 100 Vollzeitlehrereinheiten (VZLE) Studierende und Pensionäre beziehungsweise Quereinsteiger befristet bis zum Ende des Halbjahres eingestellt worden. Im Rahmen der Maßnahmen des Aktionsprogramms „Startklar in die Zukunft" stünden zweitens für weitere befristete Personalmaßnahmen für das gesamte Schuljahr 2021/2022 zusätzliche rund 160 Vollzeiteinheiten zur Verfügung, die bereits in einem sehr hohen Umfang von rund 120 umgesetzt seien. Außerdem seien Lehrkräfte-Ist-Stunden im Umfang von rund 90 Vollzeiteinheiten gewonnen worden, da ermöglicht wurde, dass Lehrer in diesem Umfang mehr unterrichten können. Aus anderen Bundesländern seien 186 Lehrerinnen und Lehrer in den niedersächsischen Schuldienst übernommen worden, berichtet Tonne weiter.

Über Einstellungen und die genannten weiteren Stundengewinnungsmaßnahmen, seien damit Personalmaßnahmen im Umfang von 2.000 Stellen umgesetzt worden, so Tonne. Als Fazit für das gesamte Kalenderjahr 2021 ergebe sich bisher, dass rund 2.290 Lehrkräfte aus dem Dienst ausgeschieden sind, so dass Niedersachsen mit den bisher im Jahr 2021 neu eingestellten 2.630 erneut einen positiven Saldo von rund 340 Personen erzielen werde.


Das Einstellungsverfahren zum Einstellungstermin 31. August werde auch weiterhin offen gehalten für zusätzliche Stellenbesetzungen bis zum Ende des Kalenderjahres. Nach derzeitigen Prognosen werde die landesweit durchschnittliche Unterrichtsversorgung im Schuljahr 2021/2022 einen Wert vergleichbar zum Vorjahr erreichen.

Aktionsprogramm „Startklar in die Zukunft"


Mit dem Start des neuen Schuljahres 2021/2022 wird auch das Aktionsprogramm „Startklar in die Zukunft" sukzessive in die Umsetzung gehen. In diesem Aktionsprogramm werden Bundes- und Landesmittel zusammengefasst, insgesamt stehen 222 Millionen Euro in diesem und im kommenden Jahr bereit. Davon werden die Schulen mit rund 190 Millionen Euro unterstützt. Die weiteren Gelder sind für außerschulische Angebote und Unterstützung für Kinder, Jugendliche und Familien im Zuständigkeitsbereich des Sozial- und Gesundheitsministeriums vorgesehen. Über das Aktionsprogramm sollen das soziale Lernen gestärkt, die Folgen der Corona-Zeit aufgearbeitet und Lernrückstände behoben werden.


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