Messfahrten nahe der PTB - Kurzzeitige Sperrungen erforderlich


An der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) erfolgen am Sonntag Messfahrten. Foto: Werner Heise
An der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) erfolgen am Sonntag Messfahrten. Foto: Werner Heise | Foto: Werner Heise

Braunschweig/Wendeburg. Messfahrten auf der Eisenbahntrasse nahe der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) werden am kommenden Sonntag, 22. Oktober, in der Zeit von 7 bis zirka 15.30 Uhr durchgeführt. Dazu sei es erforderlich, die Bahnübergänge Peiner Straße, zwischen Watenbüttel und Völkenrode sowie Hans-Jürgen-Straße, zwischen Watenbüttel und Kanzlerfeld für jeweils bis zu 20 Minuten zu sperren.


Ortskundige sollten den Bereich weiträumig umfahren, erklärt die Stadt Braunschweig in ihrer Pressemitteilung. Die Ortsdurchfahrt der B 214 bleibt durchgängig befahrbar. Die Testfahrten sind notwendig, um die Erschütterungen, die verschiedene Zugtypen auf dem Gelände der PTB verursachen, zu bewerten.

Erschütterung durch Personen- und Güterzugverkehr


Die Stadt Braunschweig und die Gemeinde Wendeburg veranlassen die Testfahrten mit einem Personentriebwagen sowie einem Güterzug mit höherer als der bislang üblichen Geschwindigkeit in enger Abstimmung mit der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), dem nationalen Metrologieinstitut Deutschlands, das auch weltweit eine führende Stellung einnimmt. Die Testfahrten sollen Aufschluss darüber geben, ob ein regelmäßiger Personen- und Güterzugverkehr Erschütterungen auslöst, die die Arbeit mit der hochsensiblen Messtechnik der PTB am Standort Braunschweig stark beeinträchtigen oder sogar unmöglich machen würden.

Schrittgeschwindigkeit nicht mehr möglich


Bereits jetzt muss die PTB immer dann, wenn ein langsam fahrender Güterzug die Bahntrasse entlangfährt, einige Messungen unterbrechen. Würde Personenverkehr mit Taktfahrplan (bei einem Stundentakt von zwei Zügen pro Stunde) erfolgen, wären die für Präzisionsmessungen verbleibenden Zeiträume stark eingeschränkt mit entsprechenden Folgen für die zu großen Teilen gesetzlich verankerten Dienstleistungen für die Kunden der PTB aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Die enge Taktung würde es zudem erforderlich machen, dass die Güterzüge nicht mehr, wie bisher, mit Schrittgeschwindigkeit die PTB und die Bahnübergänge passieren könnten, sondern mit erheblich höherer Geschwindigkeit fahren müssten. Damit werden die störenden Schwingungen voraussichtlich auch stärker. Um wie viel genau, das sollen die Versuchsmessungen am Sonntag zeigen.

Reaktivierung durch das Land


Das Land Niedersachsen hat ein Reaktivierungsprogramm für Eisenbahnstrecken aufgesetzt. Nach einer ersten standardisierten Bewertung 2014 stellte es in Aussicht, eine Neubewertung zuzulassen, wenn sich nennenswerte Faktoren zur Bewertung verändert haben.

Die Volkswagen AG hat 2016 den Streckenabschnitt zwischen Mittellandkanal und Harvesse für den Schienengüterverkehr reaktiviert. Dazu wurden die Gleise ertüchtigt. Neue Sicherungstechnik (Signalanlagen, Sicherung von Bahnübergängen) wurde nicht installiert. Auch zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen entlang der nicht entwidmeten Eisenbahntrassen erfolgten nicht. Diese würden bei einer Reaktivierung für den Personenzugverkehr nachgerüstet werden müssen.

Gemeinde befürwortet Reaktivierung


Die Gemeinde Wendeburg hat sich wiederholt für die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke für den Personenzugverkehr ausgesprochen. Mit dem Bau einer Umstiegshaltestelle an der Gifhorner Straße zwischen Regionalbahn und Stadtbahn würde eine kurze und attraktive ÖPNV-Verbindung zwischen Wendeburg und Braunschweig angeboten, die auch die Pendlerbeziehungen zu VW und Financial Services berücksichtigte. Die innerstädtische Buslinie 416 von Völkenrode über Watenbüttel und Ölper in die Innenstadt würde nicht eingestellt, wohl aber im Takt verändert, weil zusätzliche Bahnhaltepunkte in Völkenrode und Watenbüttel geschaffen würden.

Markurth und Albrecht nehmen Bedenken ernst


Braunschweigs Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Wendeburgs Bürgermeister Gerd Albrecht nehmen die Bedenken der PTB sehr ernst. Das ist der Grund, weshalb zur Abstimmung des weiteren Vorgehens die Messfahrten durchgeführt werden. Die Firma Müller-BBM GmbH aus Planegg bei München ist in Abstimmung mit der PTB mit den Messungen beauftragt. Die Ergebnisse werden im November erwartet. Nach erfolgter Auswertung sollen sie gemeinsam von der Stadt Braunschweig, der Gemeinde Wendeburg und der PTB in einem Pressegespräch vorgestellt werden.


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