Wolfenbüttel. Wie RegionalWolfenbüttel.de bereits berichtete, zieht die Galerie auf Zeit "Artgeschoss", die 2013 in Wolfenbüttel entstanden ist im kommenden Jahr nach Braunschweig. Bürgermeister Thomas Pink bedauerte zwar den Weggang der mehrwöchigen Ausstellung, sagte auf Anfrage von RegionalWolfenbüttel.de aber auch, dass die Stadt Wolfenbüttel die Entscheidung des Kurators akzeptieren müsse, die Veranstaltung woanders durchzuführen. Bei manchen Ratsfraktionen sorgt der Umzug der Ausstellungsreihe allerdings für Verärgerung, weil die Stadt viel Geld und Arbeit in den Aufbau der Marke "Artgeschoss" gesteckt habe, die nun einfach weiterzieht. Das sind die Meinungen der Fraktionen:
Stefan Brix aus der Stadtratsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN erklärte auf Anfrage von RegionalWolfenbüttel.de: "Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Rat der Stadt Wolfenbüttel bedauert den Umzug der Ausstellung ArtGeschoss nach Braunschweig außerordentlich. Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir bisher den Eindruck hatten, dass die "Marke ArtGeschoss" hier in der Stadt und von der Stadt Wolfenbüttel entwickelt wurde. Wir glaubten bisher sogar, dass der Name aus dem ursprünglichen Veranstaltungsort (eben das Erdgeschoss der ExHertie-Immobilie) entstanden sei. Daher haben wir auch mit gewisser Sorge die Aktivitäten der gleichnamigen Galerie in Berlin verfolgt, die mit dem Logo der Stadt auf dem Katalog der letzten Ausstellung und einem sehr ähnlichen, allerdings leicht abgewandelten Logo dann selbst aufgetreten ist. - Nun hat "Artgeschoss" das Logo neuerlich verändert, vielleicht auch, um einem Rechtsstreit zu entgehen."
Stefan Brix, Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN. Foto: privat
Stefan Brix fügte hinzu: "Der Rat der Stadt Wolfenbüttel hat sich unserer Ansicht nach nichts vorzuwerfen, denn zwei Ausstellungen wurden durchgeführt und eine weitere wäre durchgeführt worden, wenn man die Kosten auf zwei Jahre verteilt hätte. Allerdings waren die Vorschläge für einen Veranstaltungsort der seinerzeitigen City-Managerin Frau Heptner nicht tragbar, da die Innenstadt genauso wenig gefördert worden wäre wie jetzt beim Umzug nach Braunschweig (der Bürgermeister berichtete entsprechend). Ob es mit dem neuen Projektentwickler möglich gewesen wäre, auch 2016 sozusagen kurz vor Baubeginn die Ausstellung erneut in der ExHertie-Immobilie stattfinden zu lassen oder unter einer schärferen Kostenkalkulation in der ExBähr-Immobilie bleiben nun müßige Überlegungen. Festgestellt werden muss allerdings eins: Dmitrij Schurbin sieht und sah den Ort 'seiner' Ausstellung eben als austauschbar an. Und unter dem Maßstab der ausstellenden Künstler ist er das offenbar auch. - Das ist bedauerlich, aber mit den Mitteln der Stadt Wolfenbüttel kaum zu ändern."
Werner Heise, Fraktionsvorsitzender der Gruppe der PIRATEN und FDP. Foto: Thorsten Raedlein
Werner Heise, Fraktionsvorsitzender der Gruppe der PIRATEN und FDP sagte: "Ich bin erschüttert von der Presse über diese Entwicklung des Projektes 'Artgeschoss' zu erfahren. Es wundert mich sehr, dass diese für Wolfenbüttel initiierte, überregional bedeutende, Kunstausstellung jetzt in unsere Nachbarstadt Braunschweig gehen soll, zumal hierüber kein politischer Beschluss gefasst wurde. Die Stadt Wolfenbüttel hat viel Geld dafür in die Hand genommen die Marke und den Ruf "Artgeschoss" aufzubauen, dass eine Abwanderung aus meiner Sicht nicht vertretbar ist. Es ist richtig, dass es zwischen Politik und Verwaltung unterschiedliche Auffassungen über die künftige Ausrichtung, beziehungsweise die künftigen Räumlichkeiten gab. Eine Entscheidung über die Aufgabe des 'Artgeschosses' wurde jedoch meiner Kenntnis nach nicht gefasst und wurde auch nicht protokolliert. Hier wird es nun dringenden Redebedarf geben, bei dem es auch um die Frage gehen muss, warum die Stadt Wolfenbüttel, Anmelder, aber nicht Eigentümer der Marke 'Artgeschoss' beim Deutschen Patent- und Markenamt ist."
Florian Röpke von der Gruppe Bündnis für soziale Gerechtigkeit/ DIE LINKE. Foto: Privat
Florian Röpke von der Gruppe Bündnis für soziale Gerechtigkeit/ DIE LINKE erklärt: "Wir finden den Umzug schade aber in dieser Form dann folgerichtig. Möglichkeiten ArtGeschoss weiterhin in Wolfenbüttel zu halten hätte es sicherlich gegeben, am Ende ist das eine Frage des Geldes. Da muss man allerdings einen finanziellen Aufwand ins Verhältnis setzen und auch entsprechend rechtfertigen können."
Prof. Dr. Christoph Helm, Fraktionsvorsitzender der CDU im Rat er Stadt. Foto: Raedlein
Prof. Dr. Christoph Helm., Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat sagt auf Anfrage von RegionalWolfenbüttel.de: "Natürlich hätte die CDU-Stadtratsfraktion die Weiterführung der Galerie auf Zeit 'ArtGeschoss' in Wolfenbüttel sehr gerne gesehen und es gab auch verschiedene Vorschläge für räumliche Alternativen in der Kernstadt, die intensiv geprüft wurden wie z. B. die leerstehende Klosteranlage gegenüber der Hauptkirche oder verschiedene Industrieareale im Kernstadtumfeld. Unsere Fraktion hat hier auch eigene Vorschläge eingebracht und die Prüfung aller Alternativen sehr intensiv mit begleitet. Es hat sich nur leider herausgestellt, dass die Alternativen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht realisierbar sind und die nachvollziehbare Vorgabe war nun einmal, das Vorhaben zur Belebung der Innenstadt im Kernbereich zu realisieren. Insofern bedauern wir die nun eingetretene Situation, die sich nicht mehr ändern lässt, und wünschen unserer Nachbarstadt eine glückliche Hand bei der Realisierung."
Ralf Achilles, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat. Foto: Marc Angerstein
Ralf Achilles Fraktionsvorsitzender der SPD sagt: "Es ist sicherlich schade, dass die sehr erfolgreiche Veranstaltung momentan nicht mehr in Wolfenbüttel stattfinden kann. Allerdings waren die notwendigen Rahmenbedingungen, um eine solche Ausstellung stattfinden zu lassen, nicht zu verwirklichen. Nichtsdestotrotz wird es in der Stadt diskutiert werden müssen, ob in den Folgejahren Möglichkeiten bestehen, die Veranstaltung wieder in Wolfenbüttel zu etablieren. Die SPD Ratsfraktion bedauert es sehr, dass es nicht in Wolfenbüttel zu verwirklichen war, verdeutlicht werden muss aber auch, dass das Artgeschoß mit relativ hohen Kosten verbunden war. Darüber hinaus ist es erst einmal wichtig, dass die Ausstellung in unserer Region bleibt und die kunstinteressierten Bürgerinnen und Bürger Wolfenbüttels die Möglichkeit haben, im Nahbereich eine Kunstausstellung besuchen zu können."
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