Unfallrisiko: Sollte die Fahrtauglichkeit bei Senioren geprüft werden?

Ein Verkehrsexperte des GDV empfiehlt verpflichtende Fahrten von Autofahrern über 75 mit einem Fahrlehrer. Von den aktuellen EU-Plänen zur Begrenzung des Führerscheins hält er allerdings nichts.

von


Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Deutschland. Ist der lebenslange Führerschein in Deutschland bald Geschichte? Die EU Kommission hat kürzlich Pläne vorgestellt, dass die Fahrerlaubnis künftig für Personen ab 70 alle fünf Jahre durch einen nicht näher definierten Gesundheitscheck geprüft werden soll. Siegfried Brockmann, Leiter Unfallforschung der Versicherer im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), hält nicht viel von diesen Plänen. Allerdings sieht er in einem Interview mit dem NDR in dieser Frage durchaus Handlungsbedarf.



Zunächst hält Brockmann die Altersgrenze 70 für zu früh. Für Menschen ab 75 Jahre sieht er aber in der Tat ein erhöhtes Unfallrisiko. Zwar habe man in absoluten Zahlen ein relativ kleines Problem. Doch im Verhältnis zu den tatsächlich gefahrenen Kilometern sei das Unfall-Risiko in der Gruppe der Über-75-Jährigen ähnlich hoch wie bei den 18- bis 24-Jährigen, betont Siegfried Brockmann. Und durch den demographischen Wandel und der Zunahme älterer Menschen mit Führerschein werde das Problem perspektivisch steigen.

"Vor allem ein männliches Problem"


Von den Plänen der EU hält der Verkehrsexperte dagegen nichts. Dies werde vor allem für einen gewaltigen bürokratischen Aufwand sorgen, wenn alle Führerscheinbesitzer ab 70 alle fünf Jahre ihren Fahrerlaubnis verlängern lassen müssen. Doch alleine auf die Selbstverantwortung der Senioren solle man sich auch nicht verlassen. "Je älter die Menschen werden, desto mehr sind sie von sich überzeugt", erklärte Brockmann dem NDR. Das sei vor allem ein männliches Problem und führe oftmals auch zu Streit in der Familie. Daher sei hier ein Blick von außen nötig. Und der müsse auch verpflichtend sein.

Selbsterkenntnis am wichtigsten


Fahrlehrer halte er hierfür tatsächlich für geeignet, da die Senioren eine gewisse Autorität bräuchten, der man nicht so leicht widersprechen könne. Allerdings solle man die Entscheidung über den Behalt des Führerscheins nicht an so eine kurze Fahrt koppeln. Das Risiko von Fehlurteilen sei zu groß. Außerdem sei dies seiner Ansicht nach keine Frage, die man mit "schwarz oder weiß" beantworten könne. So könne es sein, dass ein Fahrer die Tour in die Großstadt besser meiden sollte, die alltäglichen bekannten Wege im ländlichen Raum aber noch problemlos bewältigen könne. Wichtig sei hier vor allem die Selbsterkenntnis. Und die könne in einer verpflichtenden gemeinsamen Fahrt gewonnen werden, nach der dann Probleme benannt und Tipps gegeben werden.


mehr News aus der Region


Themen zu diesem Artikel


Parkhaus