DRK plant Pflege-Ausstieg in Wolfenbüttel

"Es ist ein Teufelskreis, den nur die Politik durchbrechen kann", so der Vorstand Andreas Ring.

Horst Kiehne als Sprecher des Präsidiums (links) und Vorstand Andreas Ring bedauern den Schritt sehr, zu dem ich jetzt der DRK-Kreisverband durchgerungen hat.
Horst Kiehne als Sprecher des Präsidiums (links) und Vorstand Andreas Ring bedauern den Schritt sehr, zu dem ich jetzt der DRK-Kreisverband durchgerungen hat. | Foto: DRK

Wolfenbüttel. Der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel plant, seine Pflege + Betreuung gGmbH aufzulösen: "Wir haben uns schweren Herzens zu diesem harten Schnitt entschlossen", teilen Vorstand Andreas Ring und Horst Kiehne, Vorsitzender des Präsidiums, in einer Presseerklärung mit. Beide versichern, dass kein Pflegevertrag kurzfristig gekündigt wird. "Vielmehr werden wir jetzt im Einvernehmen mit dem Betriebsrat nach Lösungen suchen, die für unsere Patienten und unsere Mitarbeiter gleichermaßen tragfähig sind."


Von den mehr als 100 Mitarbeitern, die noch vor einigen Jahren im Unternehmen beschäftigt waren, sind mittlerweile nur noch 42 tätig. Renteneintritt, Umzug oder Wechsel in eine andere (teil-)stationäre Pflegeeinrichtung haben die Belegschaft schrumpfen lassen. Von der Zentrale in Hornburg aus betreuen sie rund 200 Kunden in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel. Aufgrund fehlender Personal-Kapazitäten könnten Versorgungsanfragen jedoch nicht mehr wie gewünscht angenommen werden. "Gerade die Einsätze in weit entfernten Orten sind seit langem nicht kostendeckend", erklärt Andreas Ring die Situation. Steigende Fahrt- und Personalkosten bei gleichzeitiger Unterfinanzierung durch die Kostenträger führen zu strukturellen Defiziten.


"Wir haben uns die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht", betont Horst Kiehne. Vielmehr sei der Kreisverband seit mehreren Jahren auf der Suche nach einem Partner, der die Pflege + Betreuung fortführen könnte. "Wir haben viele Gespräche geführt und alle gemeinnützigen Träger befragt – am Ende haben doch alle abgewunken." Das Desinteresse habe keine Wolfenbütteler Gründe, sondern erkläre sich mit einem Blick auf den Pflegenotstand. "Niedersachsen ist seit vielen Jahren bei den alten Bundesländern Schlusslicht in der Pflege", sagt Andreas Ring. Pflege ist Ländersache, daher gelten in jedem Bundesland andere Vorschriften und Vergütungsstrukturen. Dies sei natürlich auch ein Signal an die Landespolitik, umgehend den Pflegenotstand engagiert und wirkungsvoll zu bekämpfen.

"Es ist ein Teufelskreis, den nur die Politik durchbrechen kann."


"Gerade in einem Flächenland wie dem unsrigen müssen aber Lösungen her", sagt Ring. Fachkräftemangel, Unterfinanzierung, ständig steigender Pflegebedarf: "Es ist ein Teufelskreis, den nur die Politik durchbrechen kann", so Ring weiter.


Der Kreisverband zieht daher die Konsequenzen. "Aber es wird keine kurzfristige Kündigung von Pflegeverträgen geben", versichert Horst Kiehne. Auch ein Schlussdatum für die Patientenbetreuung habe sich niemand gesetzt. "Vielmehr versuchen wir aktiv, andere Pflegeplätze zu beschaffen." Das sei ein mittelfristiger Prozess, denn die Wartelisten sind überall lang. "Wir sind jederzeit bereit, zu dem Konzept der Gemeindeschwestern aus dem Jahr 1977 zurückzukehren", sagt Vorstand Andreas Ring. "Die politisch gewollte Privatisierung, unbegrenzte Gewinnorientierung und ein völlig enthemmter Bürokratismus im Gesundheitswesen, ohne entsprechende staatliche Lenkung und Kontrolle, ist in Deutschland krachend gescheitert."


Die Geschichte der gemeinnützigen Gesellschaft reicht zurück bis ins Jahr 1977. Damals startete die heutige "Sozialstation Vorharz" mit einer Gemeindeschwester des Roten Kreuzes. 1982 wurde die "Sozialstation Elm-Asse" gegründet, 2003 wurden die Sozialstationen zusammengelegt und firmierten seit 2004 unter dem Namen "Vorharz“. Seit dem 31. August 2009 führt der DRK-Kreisverband Wolfenbüttel die Einrichtungen unter dem Namen "DRK-Pflege + Betreuung Wolfenbüttel gGmbH".


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