Schlossplatz-Open-Air abgelehnt: Wie hätten Sie entschieden?

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Nach dem Aus der erfolgreichen Eventreihe stas@ndr2 am Exer in Wolfenbüttel sehnen sich viele nach einer Alternative, die bekannte Künstler in die Stadt holt.
Nach dem Aus der erfolgreichen Eventreihe stas@ndr2 am Exer in Wolfenbüttel sehnen sich viele nach einer Alternative, die bekannte Künstler in die Stadt holt. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Das von der Stadtverwaltung Wolfenbüttel angedachte Schlossplatz-Open-Air steht erst einmal vor dem Aus. Die Politik hat die Durchführung im nicht öffentlich tagenden Verwaltungsausschuss abgelehnt. Das bestätigt die Stadt auf Nachfrage. Wie hätten Sie entschieden, liebe Leser?



Die Fraktionen von SPD und CDU sowie die Gruppe BuW/FDP lehnen die veranschlagten Kosten von maximal einer halben Million Euro für zwei Veranstaltungsjahre ab. Das erklärten deren Sprecher auf Anfrage von regionalHeute.de. Wir berichteten ausführlich in unserem Artikel "Droht das Aus für das Schlossplatz-Open-Air?".

Mehrtägiges Event zur Innenstadtbelebung


Die eigentliche Idee der Stadtverwaltung war es, ein mehrtägiges Schlossplatz-Open-Air-Festival in Wolfenbüttel zu initiieren, das täglich wechselnde nationale und internationale Künstler präsentiert und ein einzigartiges Konzerterlebnis bietet. Das Festival soll das kulturelle Angebot, insbesondere im Musikbereich, bereichern, ohne in Konkurrenz zu bestehenden Festivals wie dem Summertime Festival zu treten. Es zielt darauf ab, die Innenstadt zu beleben, Wolfenbüttel überregional bekannter zu machen und ein touristisches Highlight zu schaffen. Dabei soll der Schlossplatz mit seinem besonderen Gebäudeensemble als Veranstaltungsort genutzt werden, um je Veranstaltung bis zu 7.000 Besucher anzuziehen und die umliegende Architektur sowie Historie in das Event einzubinden.

Hierfür suchte die Stadt in einem Interessenbekundungsverfahren einen Veranstalter für die eigenverantwortliche Organisation und Durchführung des Festivals, wobei soziale Aspekte wie ermäßigte Tickets für Bedürftige berücksichtigt werden sollten. Gleich mehrere Bewerber hatten daraufhin ein Veranstaltungskonzept abgegeben.

Die Stadtverwaltung war nun an dem Punkt angekommen, die Verträge rechtswirksam abschließen zu wollen, um die Planungen damit weiter vorantreiben zu können. Dafür benötigte sie aber das Einverständnis der Kommunalpolitik, die entsprechende Gelder in Höhe von insgesamt maximal 500.000 Euro für die Haushaltsjahre 2025 und 2026 freigeben sollte. Also maximal 250.000 Euro je Schlossplatz-Open-Air.

Das Geld soll für die Erstellung und Umsetzung eines Verkehrskonzepts, eines Sicherheitskonzepts, eines Müllentsorgungs- sowie Flächenreinigungskonzepts, die Schaffung notwendiger baulicher Infrastruktur, Bereitstellung von Infrastruktur für Strom, Wasser und Abwasser, Bereitstellung von Backstage-Räumen, Organisation und Umsetzung des Anwohnermanagements, Unterstützung bei Marketingmaßnahmen und Zahlung eines Kostenbeitrags sowie Unterstützung bei der Akquise von Sponsoren herangezogen werden. Erfahrungswerte aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass hierfür mit Kosten von bis zu maximal 250.000 EUR zu rechnen sei. Durch Förder- und Sponsoringmittel wolle man versuchen die anfallenden Kosten zu reduzieren.

Politik äußert Kritik


Die Politik hat das mehrheitlich nicht überzeugt. In einem Beitrag auf Instagram äußerte sich zunächst die Gruppe BuW/FDP kritisch und lehnte eine Zustimmung aufgrund des Kosten-Nutzen-Verhältnisses ab. "So schön so ein Fest auch sein mag: Es kann nicht sein, dass die Stadt zweimal 250.000 Euro aufwendet und der kommerzielle Anbieter des Festivals über Tickets und Catering Gewinn macht (Kosten verallgemeinert, Gewinn privatisiert)", kritisierte man außerdem.

Die anderen Fraktionen äußerten sich auf Nachfrage von regionalHeute.de. Dabei begrüßte die SPD grundsätzlich große Musikveranstaltungen in der Stadt. Die Kosten hierfür seien jedoch nicht nachvollziehbar. Fraglich sei für die Sozialdemokraten zudem, ob der Schlossplatz der richtige Ort sei. Der komplette Innenstadtverkehr müsse irgendwo hin und die Besucher müssten auch irgendwo parken. "Da gibt es so viele Unwägbarkeiten. Das ist alles nicht geklärt und von daher ist für uns das Ding erstmal vom Tisch." Ebenso für die CDU. Deren Fraktionsvorsitzender Marc Angerstein sagt, dass der Kostenansatz der Verwaltung von einer Viertelmillion Euro für eine kommerzielle Veranstaltung, für die die Besucher noch Tickets kaufen müssen, "überzogen" sei. Die Investition stehe nicht im Verhältnis zu den von der Verwaltung definierten Zielen, einer Belebung der Innenstadt sowie der touristischen Entwicklung Wolfenbüttels.

Grüne und AfD dafür


Lediglich die Grünen und die AfD sprechen sich für eine Zustimmung aus. Ulrike Krause, Vorsitzende der Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, erklärt, dass man eine Ablehnung des Schlossplatz-Open-Airs für verfrüht halte. Ein solches Fest sei eine Chance für überregionale Werbung für Wolfenbüttel. Zudem seien die veranschlagten Kosten ja auch noch gar nicht fixiert. Gleichwohl kritisiert sie, die fehlende transparente Darstellung der zu erwartenden Gesamtkosten. Damit hätte sich die Politik auseinandersetzen können und die zu beschließende Investition wäre insgesamt nachvollziehbarer gewesen. "Dennoch bleiben wir bei der Zustimmung zu dem Vorschlag der Verwaltung, mit einem weiteren noch nicht vorhandenem Kulturangebot, Wolfenbüttel über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und erlebbar zu machen. Angesichts der negativen Rückmeldungen aus den anderen Fraktionen fragen wir uns nun, ob dort überhaupt noch der Wille besteht, dem Schlossplatz zukünftig Leben einzuhauchen, oder ob man sich mit dem jetzigen Zustand als Durchgangsraum abgefunden hat", sagt Krause.

Für den AfD-Ratsherren Dr. Manfred Wolfrum sollten die zunächst veranschlagten Kosten kein Argument sein, vor solch einem Vorhaben zurückzuschrecken, auch wenn trotz der zu erwartenden Gegenfinanzierung unter dem Strich ein dickeres Minus verbleiben sollte. "Der angespannte Haushalt sollte nicht zu Kürzungen bei wesentlichen kulturellen Ereignissen führen", meint er und spricht sich für Kürzungen an anderer Stelle, wie dem Klimaschutz aus.

Und jetzt sind Sie dran, liebe Leser! Wie hätten Sie an Stelle der Politik entschieden? Lesen Sie hierzu auch die komplette Beschlussvorlage der Stadtverwaltung, denken Sie über Pro und Contra nach und stimmen Sie dann über den original Wortlaut ab:

1. Der Durchführung des Schlossplatz-Open-Airs in den Jahren 2025 und 2026 wird zugestimmt. Damit geht die Stadt Wolfenbüttel in diesem Jahr Verpflichtungen zulasten künftiger Ergebnishaushalte ein, die wie folgt zu decken sind:

  • 1.1. Die Deckung der erforderlichen Mittel für das Jahr 2025 von maximal 250.000 € erfolgt durch Bildung einer Rückstellung zu Lasten des Haushaltsjahres 2023 aus dort veranschlagten Haushaltsmitteln (281003.41120012) und wird somit voraussichtlich den Haushalt 2025 nicht belasten.

  • 1.2. Die Deckung der erforderlichen Mittel von maximal 250.000 € für das Jahr 2026 erfolgt durch Veranschlagung im Rahmen der Planung des Doppelhaushalts 2025/2026.




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