Stadt will sich mit Resolution gegen Endlager aussprechen

von Jan Borner


Mit einer Resolution möchte sich auch die Stadt Wolfenbüttel gegen eine Endlagerung von atomaren Abfällen in Schacht Konrad aussprechen. Symbolfoto: Archiv
Mit einer Resolution möchte sich auch die Stadt Wolfenbüttel gegen eine Endlagerung von atomaren Abfällen in Schacht Konrad aussprechen. Symbolfoto: Archiv | Foto: Anke Donner



Wolfenbüttel. Mit einer Resolution möchte sich auch die Stadt Wolfenbüttel gegen eine Endlagerung von atomaren Abfällen in Schacht Konrad aussprechen und damit die Stadt Salzgitter bei ihrem Einsatz gegen eine Erweiterung des Atommüll-Endlagers unterstützen. In der Resolution wird mitunter eine vollständige Neubewertung von Schacht Konrad nach dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik gefordert.

Als "Appell der Region" ist die Resolution, über die der Stadtrat am 16. Dezember abstimmen soll, betitelt. Und das hat seinen Grund. Wie die Verwaltung der Stadt Wolfenbüttel betont, betreffe die beabsichtigte Endlagerung von atomaren Abfällen in Schacht Konrad nämlich alle Gebietskörperschaften in der gesamten Region. Da, so die Stadtverwaltung, ein in der Region gemeinsam abgestimmtes Vorgehen angestrebt werde, wolle die Stadt Wolfenbüttel die Stadt Salzgitter bei ihrem Einsatz gegen eine Erweiterung des Atommüll-Endlagers unterstützen und mit der Resolution von der Bundesregierung eine ganzheitliche Neubewertung von Schacht Konrad fordern.

Die Resolution im Wortlaut:


Appell der Region!
zur beabsichtigten Einlagerung von Atommüll in Schacht Konrad

Die beabsichtigte Endlagerung von atomaren Abfällen betrifft alle Gebietskörperschaften in der gesamten Region. Deshalb haben sich am 16.10.2015 viele Vertreterinnen und Vertreter der von der beabsichtigten Endlagerung betroffenen Gemeinden, Städte und Landkreise auf eine gemeinsame regional verankerte Vorgehensweise verständigt.
Der wenig transparente Umgang mit der Zukunftsaufgabe „Entsorgung und Lagerung von atomaren Abfällen“ bei der Erstellung des sogenannten nationalen Entsorgungsprogramms (NaPro), veranlassen die betroffenen Kommunen, den nachstehenden Appell zu unterstützen:

Nach dem heutigen Stand von Wissenschaft und Technik scheidet Schacht Konrad als Lagerstätte für Atommüll aus! Denn der Schacht ist ein ehemaliges Gewinnungsbergwerk, liegt in einer wasserführenden Schicht und ist nicht-rückholbar konzipiert. Zu Konrad wurden keine Standortalternativen für die Entsorgung des sogenannten schwach- und mittelradioaktiven Abfalls geprüft. Kriterien zur Standortauswahl sind bisher nicht festgelegt worden. Mit dem Standortauswahlgesetz könnten diese Versäumnisse nachgeholt werden. Es bezieht sich implizit auf alle Arten radioaktiver Abfälle, soll aber, völlig unverständlicherweise, auf Schacht Konrad nicht angewendet werden.

Vor diesem Hintergrund fordern wir als Region von der Bundesregierung:

1. Den dauerhaften verbindlichen Ausschluss einer Erweiterung von Schacht Konrad.

2. Die ganzheitliche Neubewertung von Schacht Konrad nach dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik einschließlich der über 25 Jahre alten Sicherheitsberechnungen- und -analysen.

3. Die Berücksichtigung einer Option der Rückholbarkeit sämtlichen endzulagernden Atommülls, die bei Schacht Konrad nicht gegeben ist.

4. Die Überarbeitung der Transportstudie Konrad zur realistischen und aktuellen Abschätzung von Transportrisiken einschließlich möglicher Auswirkungen von Transportunfällen.

Von der Niedersächsischen Landesregierung erwarten wir, dass sie diese Forderungen an die Bundesregierung unterstützt und die im Koalitionsvertrag festgeschriebene Neubewertung des Projektes Schacht Konrad gegenüber der Bundesregierung einfordert. Darüber hinaus ist sie verantwortlich für die Überprüfung und Einhaltung des in der Genehmigung von Schacht Konrad vorgeschriebenen neusten Stands von Wissenschaft und Technik.

Die Absichtserklärungen von Frau Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, auf eine Kapazitätserweiterung zu verzichten, begrüßen alle Gebietskörperschaften in der Region. Andererseits nähren die gewählten einschränkenden Formulierungen erneut Zweifel und Unsicherheit bei der Bevölkerung unserer Region hinsichtlich des Fortgangs des Projektes Schacht Konrad, zumal es nur um die Kapazitätserweiterung und nicht um eine Neubewertung des gesamten Projekts geht.

Eine solche vage Vorgehensweise offenbart die Furcht bei den Verantwortlichen in der Politik, bei einer Neubewertung Konrad als Endlager aufgeben zu müssen und aufgrund jahrzehntelanger Versäumnisse in der Atommüllentsorgungspolitik mit leeren Händen dazustehen. Sie rechtfertigt aber auch die Sorgen der Bevölkerung einer ganzen Region, dass hier aus taktischen Gründen die Planungen nicht vorab auf den Tisch kommen, um zu verhindern, dass sie in einem neuen Planfeststellungsverfahren einer Prüfung unterzogen werden.

Vor diesen Hintergründen bleiben wir auch bei unserer generellen Ablehnung der Endlagerung von Atommüll in der Schachtanlage Konrad und bekennen uns zu einem regional abgestimmten Vorgehen.

Wir werden unsere Einwohnerinnen und Einwohner aktuell über den Stand des Verfahrens unterrichten. Von den in der Region gewählten Bundestags- und Landtagsabgeordneten wird nachdrücklich erwartet, die vorab genannten Forderungen aktiv zu unterstützen.


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