Wolfenbüttel: Viele wahlberechtigte Schüler machen Juniorwahl an der CGLS spannend

von Romy Marschall


| Foto: Romy Marschall



<a href= Viele der CGLS dürfen auch am Sonntag ihre Kreuzchen machen">
Viele der CGLS dürfen auch am Sonntag ihre Kreuzchen machen Foto:



In Wolfenbüttel nehmen laut den Berliner Organisatoren überdurchschnittlich viele Schüler an der Juniorwahl teil. Auch die Carl-Gotthard-Langhans-Schule (CGLS) gehört dazu, dort wählen in dieser Woche rund 850 Schüler. Spannend an der Wahl in den berufsbildenden Schulen, so die federführende Wahlleiterin und Politiklehrerin Katja Borm, ist der fast hälftige Anteil an tatsächlich wahlberechtigten Schülern. Allerdings sei an einer Schule, die von vielen Schülern nur "in Teilzeit, manchmal nur an einem Tag in der Woche" besucht werde, das Organisieren einer solchen Juniorwahl eine besonders große Herausforderung. Katja Borm hat sich ihr gestellt und sie macht noch mehr für einen guten Politikunterricht. Im Vorfeld der Wahlen veranstaltete die Schule ein Politisches Frühstück mit den Landtagskandidaten (WolfenbüttelHeute.de berichtete).


<a href= Katja Borm hatte viel zu organisieren an einer Schule, die ihre Schüler teils nur an einem Tag in der Woche sieht">
Katja Borm hatte viel zu organisieren an einer Schule, die ihre Schüler teils nur an einem Tag in der Woche sieht Foto:



Lehrerin Borm und die CGLS nehmen zum ersten Mal an der Juniorwahl teil, allerdings habe es bereits früher einmal Überlegungen des Fachbereichs gegeben, eine eigene Schülerwahl auf die Beine zu stellen. "Wir sind aber vor dem organisatorischen Aufwand zurückgeschreckt, zumal unsere Schüler weit verstreut wohnen und wir dadurch verschiedene Wahlkreise abdecken müssten," erklärt Katja Borm. Der Verein der Juniorwahl habe da sehr viel mehr Erfahrung, berichtet sie und erzählt von der Lehrerfortbildung sowie von "hervorragendem Unterrichtsmaterial", das seitens der Juniorwahl genauso zur Verfügung gestellt werde wie die eigentlichen Wahlunterlagen. Finanziert werden die Unterlagen von Seiten des Kultusministeriums und über Spenden. Unternehmen können "Juniorwahl-Aktien" erwerben, mit denen Klassensätze an Materialien gesponsert werden. Niedersachsenweit nehmen an der Juniorwahl vor der Landtagswahl rund 350 Schulen teil.

<a href= Jan und Kevin sind Teil des Wahlvorstands">
Jan und Kevin sind Teil des Wahlvorstands Foto:



An der CGLS wählen diese Woche jeweils zwei Klassen parallel, die sich gegenseitig einen vier- bis fünfköpfigen Wahlvorstand stellen. Das Verfahren ist angelehnt an den tatsächlichen Wahlvorgang. Mit einem Wahlschein kommen die Schüler zum Wahllokal, lassen sich im Wählerverzeichnis abhaken und bekommen im Gegenzug einen Pin, mit dem sie Zugriff auf ihren digitalen Wahlschein erhalten. Jahn Uhrbach und Kevin Kamrad, beide schon volljährig und im zweiten Lehrjahr, werden im Unternehmen Welger zu Industriemechanikern ausgebildet. Sie betreuen gerade die Pin-Ausgabe. Während der eine zur Wahl geht, "wenn ich dran denke und Zeit habe," will der andere "natürlich" wählen am Sonntag. Er findet die Juniorwahl ist sinnvoll, "weil man dann weiß, wie so was läuft" und außerdem habe sie "auch einen Prognosecharakter".

<a href= Auch Timon und Patrick sind im Wahlvorstand und geben die Wahlpins aus">
Auch Timon und Patrick sind im Wahlvorstand und geben die Wahlpins aus Foto:



Wenig später kommen die nächsten zwei Klassen. Diesmal verteilen Timon Freese und Patrick Radom die Wahlpins. Sie dürfen noch nicht am Sonntag wählen, sind aber sehr interessiert "und gespannt auf das Ergebnis." Beide sind im ersten Lehrjahr ihrer Dachdeckerausbildung und ärgern sich ein wenig, daß nicht alle so ernst bei der Sache sind.  Timon "würde wählen gehen, wenn ich schon 18 wäre." Im Unterricht habe er viele Einzelheiten über die Wahl gelernt, "es gab Lückentexte und eine Powerpointpräsentation über die Mandatsverteilung." Auf die Frage, ob er sich zusätzlich über die einzelnen Parteien informiert habe, antwortet er: "ich lese Zeitung, hilfreich war aber auch der Wahl-o-mat, denn er hat die interessanten Fragen für die Region gestellt." Katja Borm erläutert später, daß die Thesen und Fragen des Wahl-o-maten von Schülergruppen entwickelt werden. Patrick informiert sich ebenfalls über die Zeitung "und über Wahlplakate, manchmal auch das Fernsehen." Außerdem haben sie das politische Frühstück mit vorbereitet, erzählen die beiden mit gleichzeitiger Begeisterung und Enttäuschung, "wir konnten aber aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl nicht daran teilnehmen." Auf die Frage, warum denn eine Juniorwahl sinnvoll sein könnte, antwortet Patrick: "Es ist wichtig für Politik, daß man an der Demokratie teilnimmt, daß man wählen geht. Und das ist leichter, wenn man es schon mal gemacht hat."

<a href= Das Ergebnis aus dem Juniorwahllokal der CGLS dürfte spannend werden">
Das Ergebnis aus dem Juniorwahllokal der CGLS dürfte spannend werden Foto:



Katja Borm ist gespannt auf die Ergebnisse ihrer Schule, die offiziell erst nach dem eigentlichen Wahlende bekannt gegeben werden dürfen. "Es wird sicher anders aussehen als am Gymnasium," vermutet die Politiklehrerin. Das Kollegium rätsele bereits, wie stark das Ergebnis an den politischen Rändern ausfallen wird. "Die Schüler lassen sich auch von Äußerlichkeiten lenken. Es ist unsere Aufgabe, ihnen beizubringen, daß sie auch dahinter schauen." Zu Bedenken sei aber in jedem Falle, so Borm, daß man nicht wisse, "wie ernst nehmen die Schüler diese Juniorwahl?" Gleichwohl könnte sie insbesondere an den berufsbildenden Schulen, wo es einen großen Anteil wahlberechtigter Schüler gäbe, unter Umständen auch repräsentativ sein. Die Politiklehrerin beklagt abschließend, daß Niedersachsen das einzige Bundesland sei, in dem "es keine Landeszentrale für politische Bildung mehr gibt. Das ist skandalös." Auf Beschluß der Landesregierung wurde der Betrieb zum 31.12.2004 eingestellt.


mehr News aus Wolfenbüttel