Nordkurvensaal bleibt geschlossen - Fanprojekt erklärt seine Entscheidung

Den Nordkurvensaal unter aktuellen Bedingungen für 25 Fans zu öffnen kam für die Green White Angels, die Ultra-Gruppe, die die Bewirtung des Nordkurvensaales übernommen hat, nicht infrage.

Volkswagen Arena Wolfsburg. Archivbild.
Volkswagen Arena Wolfsburg. Archivbild. | Foto: Frank Vollmer

Wolfsburg. Am vergangenen Sonntag hätte der Nordkurvensaal des Fanprojekts beim Heimspiel des VfL Wolfsburg gegen Augsburg seit längerer Zeit öffnen dürfen. Dass der sonst gut besuchte Saal direkt in der Volkswagenarena geschlossen blieb, lag nicht etwa am standort-individuellen Konzept des VfL Wolfsburg oder am Hygienekonzept des städtischen Fanprojekts, sondern vielmehr am Verantwortungsbewusstsein und am Selbstverständnis der aktiven Fanszene Wolfsburg. Den Nordkurvensaal unter aktuellen Bedingungen für 25 Fans zu öffnen kam für die Green White Angels, die Ultra-Gruppe, die die Bewirtung des Nordkurvensaales übernommen hat, nicht infrage. Dies teilt die Stadt Wolfsburg mit.


"Unter den aktuellen Umständen, wo die Corona-Fallzahlen wieder deutlich steigen, steigt auch das ohnehin bestehende Unverständnis der aktiven Fanszene, was die Teilzulassung von Zuschauer in der Volkswagen Arena, aber auch bundesweit betrifft", so Stephan Dube, Mitglied der Green White Angels und mitverantwortlich für die Bewirtung und Selbstverwaltung des Nordkurvensaals. "Den Nordkurvensaal mit einer Kompromisslösung zu öffnen, hat nichts mit dem Fußballerlebnis oder dem besonderen Heimspielcharakter zu tun und täuscht nur eine Art Normalität vor, die es nicht gibt und unter aktuellen Gegebenheiten auch nicht geben sollte."

Diese Haltung akzeptiere und respektiere das Wolfsburger Fanprojekt. Dass der Fußball beziehungsweise der Spielbesuch für viele Fanszenen in Coronazeiten nicht mehr an erster Stelle stehe, aber Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft sichtbarer denn je seien, könne Anke Thies vom Fanprojekt Wolfsburg bestätigen. Laut Fanprojekt habe zu Beginn der Pandemie in den Köpfen von vielen Vertretern von Vereinen und Sicherheitsorganen das Bild des pöbelnden Ultras bestanden, der sich mit Hunderten vor den Stadien und Arenen versammelt und für steigende Fallzahlen und Spielabbrüchen von Geisterspielen sorge. Dass dies jedoch nicht der Fall gewesen sei und sich Ultraszenen nicht erst seit Corona durch soziales Engagement auszeichneten, finde vielerorts noch immer wenig Beachtung.

Anders in Wolfsburg, wo Stadträtin Iris Bothe und Stadtjugendpfleger Gunnar Czimczik von dem Engagement der meist jugendlichen und jungen erwachsenen Fußballfans begeistert gewesen wären, als diese zu Beginn der Pandemie die Fantafel organisierten und die Lebensmittelausgabe der Wolfsburger Tafel am Laufen hielten. Stadträtin Iris Bothe betont, dass es dem Engagement der aktiven Fanszene und der Initiative der "Weekend Brothers" zu verdanken sei, dass durch den alternativen Tafel-Betrieb von Jugendförderung, Fanprojekt und Fanszene viele Sorgen und Nöte der Bürger aufgefangen werden konnten.

Fans übernehmen Verantwortung



Das Fanprojekt betont: Wenn nun in den kommenden Monaten die Türen des Nordkurvensaales geschlossen bleiben, dann sei das nicht als jugendlicher, unüberlegter Boykott oder Desinteresse am eigenen Verein zu verstehen, sondern zeuge vielmehr von klarer Haltung der Wolfsburger Fanszene. Die Fanszene übernehme gesellschaftliche Verantwortung und stelle ihre eigenen Interessen bewusst zurück. "Dieser Schritt verdient Respekt und Anerkennung", so Anke Thies vom Fanprojekt Wolfsburg.

Die Meinung der aktiven Fanszene in Wolfsburg sei kein Einzelfall, sondern ein bundesweiter Trend, der sich unter anderem auch in der Initiative "Unser Fußball" deutlich zeige. So setze sich der bundesweite Zusammenschluss engagierter Fußballfans und Vereinsmitglieder für grundlegende Veränderungen im Fußball ein, das Fan-Bündnis "Unsere Kurve" übe Kritik an den DFL-Plänen zur Rückkehr von Fans in die Fußballstadien. Reduzierte Ticketkontingente, Gästefanverbot, Sicherheitsabstand, personalisierte Tickets aber auch die anhaltende Pandemielage hätten nicht nur Ultras von einem Stadionbesuch abgeschreckt. Das würden die aktuellen Zahlen der Zuschauer zeigen. Das Fanprojekt Wolfsburg sei eine Einrichtung des Geschäftsbereichs Jugend der Stadt Wolfsburg und bestehe seit 1997. Es sei eine vereinsunabhängige Einrichtung, welche eine kreative, bunte, selbstverantwortlich handelnde und fröhliche Wolfsburger Fankultur fördern möchte.


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