Angst vor Blackout - Was tun bei langfristigem Stromausfall?

von Nino Milizia


Ein langanhaltender Stromausfall würde Bevölkerung und Institutionen vor große Herausforderungen stellen. Symbolfoto: Werner Heise
Ein langanhaltender Stromausfall würde Bevölkerung und Institutionen vor große Herausforderungen stellen. Symbolfoto: Werner Heise | Foto: Werner Heise

Region. Am 27. März kam es in weiten Teilen der Wolfenbütteler Innenstadt zu Stromausfällen (wir berichteten). Zeitweise waren Ampeln außer Betrieb, selbst Mobiltelefone hatten keinen Empfang. regionalHeute.de wollte daher wissen, wie Institutionen wie Stadtverwaltung, Polizei und Krankenhäuser auf solch einen Fall vorbereitet sind.


Martha Thomaschewski, Sprecherin des Städtischen Klinikums Wolfenbüttel: "In einem Krankenhaus sind für diesen Fall zunächst keine besonderen Notmaßnahmen notwendig, da das Klinikum mit einem Notstromaggregat ausgestattet ist, welches alle zum Betrieb notwendigen Einheiten innerhalb von 15 Sekunden mit Strom versorgt. Bei einem längeren Stromausfall wäre es für die Aufrechterhaltung des Krankenhausbetriebs im Rahmen der hierfür vorgesehenen Priorisierung im Katastrophenschutz erforderlich, dass der Nachschub an Öl sichergestellt wird. Es ist gewährleistet, dass das Aggregat je nach Wetterbedingungen (Außentemperatur) mehrere Tage (bis 20 Tage ) die Einrichtung versorgen kann. Über den Krankenhausalarm- und Einsatzplan ist das Klinikum in unterschiedlichen Eskalationsstufen im Rahmen des Möglichen vorbereitet."

Stefan Weinmeister, Sprecher der Polizeiinspektion Braunschweig: "Ein längerfristiger Stromausfall ist für alle Bereiche des öffentlichen Lebens eine große Herausforderung. Unsere Präsenz auf der Straße würde in einem solchen Fall spürbar erhöht werden, damit wir noch mehr als sonst Ansprechpartner für besorgte Bürger direkt vor Ort sind. Auch hat dies präventiven Charakter, damit niemand die entstehende Lage zum Nachteil von anderen Menschen ausnutzt. Es ist gewährleistet, dass ein Teil der polizeilichen Arbeit vom allgemeinen Stromnetz unabhängig mit Strom versorgt werden und somit fortgeführt werden kann. Das kann natürlich nicht in dem Maße geschehen, wie es bei normalen Strombedingungen der Fall wäre, aber es ist ausreichend, um die polizeiliche Arbeit fortzuführen."

Kontaktaufnahme zu Polizei schwierig


Auf Auswirkungen auf das alltägliche Leben der Bevölkerung und die polizeiliche Arbeit angesprochen, meint Weinmeister: "Allein die Einschränkung der betroffenen Bürger eines Stromausfalles zeigt die Auswirkungen. In jedem Haushalt stehen diverse Geräte, die auf Strom angewiesen sind, beispielhaft seien hier Kühl- und Gefrierschränke genannt. Aber auch die modernen Kommunikationsmittel sind zum Teil vom Stromnetz abhängig, spätestens dann, wenn der Akku des jeweiligen Gerätes entladen ist, so dass es unter Umständen schwierig wird, sich telefonisch mit der Polizei in Verbindung zu setzen, falls etwas polizeilich Relevantes geschieht. Es betrifft aber auch elektronisch gesicherte Türschlösser zum Beispiel, die mit Strom betrieben werden. Auch hier könnten die Hilfeersuchen, die an die Polizei gerichtet werden, ansteigen."

Selbst bei einem Ausfall von über einer Woche will Weinmeister keine Panik aufkommen lassen: "Sollte es tatsächlich zu diesem unwahrscheinlichen Fall kommen, hätte sich vermutlich auch der größte Teil der Bevölkerung und eben auch wir als Polizei auf die neue Situation eingestellt. Die Auswirkungen eines derartigen Stromausfalles beträfe ja sämtliche Bereiche des öffentlichen Lebens. Normale Einkäufe wären im Zeitalter von Scheckkarten auch beispielsweise kaum mehr möglich, da sowohl die Kassen als auch die Abbuchung des Geldes elektronisch erfolgen. Dies beträfe die Arbeit der Polizei aber auch nur am Rande. Aber aus polizeilicher Sicht müssten auch wir mit diesen Bedingungen umgehen. Da es die Bevölkerung als Ganzes und nicht nur eine bestimmte Gruppe beträfe, wäre es für diese Zeit zwar ein Leben mit vielen Improvisationen und Herausforderungen, denen sich die Polizei aber gewachsen sieht."

Stromausfall beeinflusst zunächst nicht den Einsatzbetrieb


Adrian Foitzik, Sprecher der Stadt Braunschweig: "Es versteht sich von selbst, dass ein dauerhafter, flächendeckender Blackout natürlich Behörden und Institutionen ebenso betrifft wie Privathaushalte. Das öffentliche Leben kommt natürlich früher oder später zum Erliegen, wenn dauerhaft kein Strom für Gebäude, Datennetze oder Fahrzeuge da ist. Für bestimmte, besonders sicherheitsrelevante Bereiche werden besondere Vorsorgeressourcen geschaffen. Die Feuerwehr beispielsweise ist grundsätzlich auf eine externe Energieversorgung angewiesen. Bei einem Stromausfall bestehen für die Einsatzkräfte des abwehrenden Brandschutzes am unmittelbaren Schadensort nur geringe Einschränkungen. Aus Gründen der Sicherheit wird die erforderliche elektrische Energie generell durch Stromerzeuger der Feuerwehr erzeugt. Somit beeinflusst der Stromausfall zunächst nicht den Einsatzbetrieb."

"Zeitgleich ist jedoch mit einem erhöhten Notfallaufkommen zu rechnen. Diese quantitative Belastung wird die Kräfte der Gefahrenabwehr hingegen fordern. Der Umfang ist von dem regionalen Ausmaß des Stromausfalls, von der Dauer, von den Witterungsverhältnissen und von sonstigen Faktoren abhängig", so Foitzik.

Grundfunktionen können zeitlich begrenzt aufrecht erhalten werden


"Die Infrastruktur der Braunschweiger Feuerwachen ist dagegen mehrfach redundant abgesichert. Beide Feuerwachen verfügen über einen Ersatzstromerzeuger mit Dieselantrieb. Darüber hinaus besteht für sensible Infrastrukturbereiche eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV). Weiterhin können derzeitzirka 50 Prozent der Feuerwehrhäuser (Freiwillige Feuerwehr) durch externe Stromerzeuger provisorisch eingespeist und somit wichtige Grundfunktionen sichergestellt werden. Gleichwohl ist die Feuerwehr Braunschweig weiterhin auf externe Dienstleister (zum Beispiel im Digitalfunksystem) sowie Versorger (zum Beispiel bei der Kraftstoffversorgung) angewiesen. Die Grundfunktionen können durch eigene Einsatzmittel nur zeitlich begrenzt aufrecht gehalten werden. Für Verwaltungsgebäude können solche Vorkehrungen natürlich nicht in gleichem Maße getroffen werden, in der Regel sind Sicherheitseinrichtungen wie Brandmeldeanlagen oder Notbeleuchtungen über Batterien für eine gewisse Zeit abgedeckt."


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