Handwerkskammer warnt vor Akademisierung


Das Altgebäude der TU Braunschweig. Foto: TU Braunschweig
Das Altgebäude der TU Braunschweig. Foto: TU Braunschweig



Braunschweig. Mehr als 191.000 junge Menschen studierten in Niedersachsen im Wintersemester 2014/15, so viele wie nie zuvor. Außerdem haben im Jahr 2014 in Niedersachsen fast doppelt so viele Schüler eine allgemein bildende Schule mit dem Abitur, also der allgemeinen Hochschulreife, verlassen, wie noch vor zehn Jahren, teilte das Landesamt für Statistik am Mittwoch mit. Angesichts dieser Zahlen befürchtet die Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade eine zunehmende Schieflage auf dem Arbeitsmarkt.

"Die hohe Studierendenquote wird vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ein wachsendes Problem. Unter den Engpassberufen sind schon heute überwiegend solche, die im Rahmen der dualen Ausbildung erlernt werden", sagt Kammerhauptgeschäftsführer Eckhard Sudmeyer. Er warnt daher die Politik davor, die Akademisierung weiter zu fördern. "Wenn wir die Anforderungen des Arbeitsmarktes betrachten, brauchen wir vielmehr eine Umkehr in der Bildungspolitik und eine stärkere Förderung der dualen Berufsausbildung." Auf Drängen der OECD haben Bildungspolitiker jahrelang darauf gesetzt, die Zahl der Studenten zu erhöhen, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Lange galt eine Hochschulausbildung außerdem als bester Schutz vor Arbeitslosigkeit. Das aber hat sich geändert, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung belegt. Akademiker sind zwar weiterhin selten von Arbeitslosigkeit betroffen - ihre Arbeitslosenquote lag im Jahresdurchschnitt 2013 bei 2,5 Prozent. "Meister sind auf dem Arbeitsmarkt aber noch stärker gefragt. Nur zwei Prozent von ihnen sind erwerbslos", sagt Sudmeyer.

Auch die hohe Zahl der Studienabbrecher ist für den Hauptgeschäftsführer ein Zeichen dafür, dass eine duale Ausbildung für manchen Studenten der bessere Weg wäre. "Im Handwerk gibt es für Abiturienten Chancen, die sich mit denen eines Hochschulabsolventen vergleichen lassen.", so Sudmeyer. Viele Studienabbrüche könnten vermieden werden, wenn die Berufsorientierung an den Gymnasien verstärkt werde. "Hohe Abbruchquoten senkt man am besten, indem man frühzeitig Alternativen zum Studium aufzeigt", erklärt er. Die Handwerkskammer und die Betriebe stünden bereit, Einblicke in die Berufe und Karrieremöglichkeiten im Handwerk zu geben.


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