Regionalliga-Derby: Randale, Reizgas, Riesenstau

von Thorsten Raedlein




Braunschweig. Um es nur einmal gesagt zu haben: Es geht um ein Fußballspiel. Wenn jedoch Eintracht Braunschweig und Hannover 96 aufeinander treffen, dann gehören selbst in der Regionalliga allem Anschein nach ein Großaufgebot an Polizisten dazu. Leider nicht ohne Grund…



Zwar blieben die befürchteten Fankrawalle, im Vorfeld der als Risikospiel eingestuften Partie weitestgehend aus, dafür ging es dann im Stadion zur Sache, wie Polizeisprecher Joachim Grande. Eine Gruppe Vermummter versuchte während der Begegnung das Spielfeld zu stürmen. Als dies nicht gelang, wurden Bengalos und Flaschen auf den Platz geworfen. Die Partie wurde daraufhin unterbrochen und beide Teams mussten in die Kabinen. Zwei Hundertschaften und eine Reiterstaffel rückten vor, um die Rowdys unter Kontrolle zu bringen. Nach etwa 20 Minuten konnte die Begegnung wieder aufgenommen werden. Rund 200 Ultras verließen, so die Polizei, anschließend das Stadion und kehrten erst nach dem Abpfiff zurück.



In und um Braunschweig sorgte das Spiel für ein erhebliches Verkehrschaos. Rund 60 Autos mit Hannover-Fans wurden vor dem Spiel von der Polizei zu Fuß zum Stadion begleitet. Die Kolonne im Schritt-Tempo wurde nötig, da sich die Hauptstädter gegen 16 Uhr in der Innenstadt verabredet hatten. Einige dieser Fans beschädigten dort einen Polizeiwagen. Als Folge wurden sie von den Polizisten eingekesselt und zum Stadion geleitet. Der erste Riesenstau war somit vorprogrammiert. Für das nächste Verkehrsproblem sorgte ein Vorfall in einem der Busse, der die Hannover-Fans vom Bahnhof zum Stadion bringen sollte. Ein Insasse versprühte darin Reizgas, worauf der Fahrer die Kontrolle über den Bus verlor und auf der Autobahnabfahrt der A392 auf eine Grünfläche fuhr. Der Bus blieb stecken und nichts ging mehr. Auch für die 80 Insassen. Die mussten im Bus bleiben, bis die Polizei die Personalien aller Insassen aufgenommen hatte – was rund zwei Stunden dauerte. Da das Spiel dann schon gelaufen war, wurden die 96-Anhänger gleich wieder zurück zum Bahnhof gebracht. Die Auf- und Abfahrten zur Hamburger Straße im Bereich des Autobahnkreuzes Ölper mussten mehrere Stunden gesperrt bleiben.



Darunter hatten auch all diejenigen zu leiden, die einfach nur von der Arbeit kommend nach Hause wollten, oder einen Termin an der Hamburger Straße hatten. Wie zum Beispiel eine junge Dame aus Peine, die BraunschweigHeute.de vor dem VW-Werk wild fluchend an ihrem Fahrzeug stehen sah. "Das ist doch ein Witz", ärgerte sie sich. Seit rund einer Dreiviertel Stunde kurve sie durch die Straßen, auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch. "Die einen Polizisten schicken mich über Veltenhof zur Hamburger Straße, hier sagt man mir dann, ich muss über den Ring fahren." Zudem seien die von ihr angesprochenen Beamten alle derart unfreundlich gewesen, obwohl sie stets freundlich um Hilfe gebeten habe, da sie sich in der Stadt nicht auskenne. "Die Polizei hat gar keinen Respekt vor den Bürgern", schimpft sie. Werbung für diesen Berufsstand sehe anders aus.



Polizeipressesprecher Joachim Grande kann den Ärger der Frau verstehen. "Da werden sich heute einige geärgert haben", sagt er, "aber es ging nicht anders." Die rund 1500 Fußball-Anhänger hätten die Polizei ganz schön in Atem gehalten. "Die Anzahl der Kräfte vor Ort war genau richtig", betont Grande. Wie viele Polizisten es waren, wollte er nicht verraten. Es dürften jedoch deutlich mehr als 2000 gewesen sein. Achja: das Viertliga-Spiel endete 1:4 aus Sicht der Braunschweiger. Und sicherlich werden die Vorfälle im Stadion noch ein Nachspiel für den BTSV haben. Vielleicht sollten sich aber auch die Ligaverantwortlichen einmal fragen lassen, warum sie so ein Spiel zu Zeiten des Berufsverkehrs ansetzen.


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