Sparflamme - Bei „Kultur im Fragefeuer“ verbrannte sich keiner die Zunge

von André Ehlers




Braunschweig. Es sollte „Kultur im Fragefeuer“ werden, am Ende erinnerte der Diskussionsabend in der Brunsviga eher an ein gemütliches Treffen unter Freunden am Lagerfeuer. Allerdings hatte der der Verein „Kultur für Alle“ auch nicht besonders viel Glück mit seinen geladenen Gästen.



Die OB-Kandidaten sollten es sein: Gekommen waren Udo Sommerfeld von den Linken, der Grüne, Holger Herlitschke, und für die BIBS saß Dr. Dr. Wolfgang Büchs auf der Bühne. Während Hennig Brandes immerhin CDU-Fraktionsmitglied, Dr. Sebastian Kretschmann, aufs Feld schickte, machte sich Ulrich Markurth nicht die Mühe, nach Ersatz zu suchen. Der SPD-Platz blieb leer. Das wiederum war auch in den Reihen des Publikums zu bemerken. Nur rund 60 Gäste waren in die Brunsviga gekommen, um sich über den Stellenwert von Kultur in Rat und Verwaltung zu informieren und eventuell zu diskutieren.



Bevor die anwesenden Braunschweiger Polit-Spitzen ihre Statements loswerden konnten, bekamen sie zunächst den KufA-Forderungs- und Wunschkatalog vorgetragen. Im Großen und Ganzen geht es dabei um den Bau eines neuen FBZ, bessere finanzielle Förderungen für die freie Kulturszene, die Schaffung eines Kulturpreises und die Nutzung von leerstehenden, städtischen Immobilien als Orte künstlerischer Kreativität. Insgesamt 10 Punkte stehen auf der Liste. Genug Stoff also, um sich kulturpolitisch auszutoben und sich in die Herzen des Publikums zu argumentieren.



Nun, so richtig gelang das an diesem Abend keinem der Herren. Udo Sommerfeld freute sich über den kürzlich fraktionsübergreifend beschlossenen Antrag, den Bau eines neuen soziokulturellen Zentrums voranzutreiben. Abgesehen davon besuchte er früher gerne Ska- und Punk-Rock-Konzerte.

Holger Herlitschke wünscht sich in Braunschweig endlich mal wieder ein richtiges Metall-Konzert, hört aber auch gerne ab und zu Verdi. Und man sollte doch bitte die Hoch- und die freie Kulturszene nicht gegeneinander ausspielen. Auch er wünscht sich ein neues FBZ, will aber nicht zu euphorisch sein. Darüber hinaus bleibt der Grüne OB-Kandidat recht schwammig. So richtig scheint Kulturpolitik nicht zum Kern seiner persönlichen Interessen zu gehören.



Das klingt bei Dr. Büchs von der BIBS schon ganz anders. Er kommt beim Reden mehr und mehr in Schwung, fordert freien Raum für „Querdenkner“, Förderung der freien Kulturszene, einen Kulturentwicklungsplan und viele weitere Dinge, die sich gesammelt auf der KufA-Homepage finden. Keine Frage, der BIBS-Kandidat hat in der Brunsviga ein Heimspiel und schert sich wenig um seine 8 Minuten Redezeit. Abgesehen davon mag er Blues und manchmal AC/DC oder so ....



Irgendwie als Exot hat sich der Mann von der CDU in diese Runde verirrt. Dennoch überrascht Dr. Sebastian Kretschmann durchaus mit praktikablem Fachwissen. Er hat sich für den Abend extra noch einmal Unterlagen vom Fachbereich Kultur zusammenstellen lassen; kennt damit die aktuellen Zahlen zur Förderung und wirbt fleißig für ein munteres Miteinander zwischen Verwaltung und Szene: Denn Projekte kosteten in der Regel nun einmal Geld und die Verwaltung wisse, wie man daran kommt oder zumindest Sponsoren findet. Das leuchtet ein und klingt irgendwie handfester als die vielen Worthülsen seiner Vorredner. Musikalisch will er sich beim Publikum keineswegs anbiedern, würde als Wunschlied aber gerne ein Stück der Pogues hören. Schade, hätte er sich doch lieber für Helene Fischer entschieden. Dann wäre der Abend gleich noch ein wenig bunter geworden.

So blieb das „Fragefeuer“ zwischen  Zigarettenpause und lustiger Live-Musik von „Radical Radio“ doch eher wohlig warm. Die großen Stichflammen blieben aus, die Hand oder Zunge wollte sich auf der Bühne jedenfalls keiner verbrennen.


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