Kolumne: E-Autos: Ich kann es nicht mehr hören - Oder warum ich meinen Diesel liebe

Die einen werden verflucht, die anderen in himmelsgleiche Höhen gehoben. Gibt es nur Schwarz und Weiß?

von Julia Seidel


Die Elektro-Autos sind auf dem Vormarsch.Symbolbild.
Die Elektro-Autos sind auf dem Vormarsch.Symbolbild. | Foto: regionalHeute.de

Man kann einfach nicht mehr an ihnen vorbeigucken. Kaum ein Sonntag, an dem die hiesigen Motorsport-Magazine auf RTL2 und Co. keine E-Autos in den Kategorien Schnelligkeit, Reichweite und Fahrsubstanz mit Benzinern vergleichen. Jede Woche wieder testen die Profis der jeweiligen Sendungen die Fahrzeuge auf Herz und Nieren. Und das zeigt sich auch in der Bevölkerung: Die Anzahl an E-Autos ist im letzten Jahr gestiegen. Auch bei uns in der Region. "Wir sind jetzt `grün´ unterwegs!" muss man sich dann von den Besitzern anhören.


Doch sind sie wirklich so "grün" unterwegs, wie sie meinen? Sicher - am "Auspuff" lässt sich hier kein CO2 mehr messen. Das heißt jedoch nicht, dass ein E-Auto keine Emissionen erzeugt. Dem Klimawandel ist es egal, wo diese hergestellt werden. Allein die Herstellung der Batterie kostet viel Energie, von anderen Ressourcen, die dafür benötigt werden, wie Lithium und Kobalt, mal ganz zu schweigen. Doch viel mehr beschäftigt mich die Frage, wo denn der Strom für die Autos eigentlich herkommt? Aus der Steckdose! Immer noch wird der meiste Strom in Kohle- und Atomkraftwerken produziert. Grün ist daran jedoch gar nichts. Wir haben den Auspuff nur verlagert. Eine wirkliche Alternative wären E-Autos mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Die gibt es teilweise schon! Hier müsste die Wissenschaft ansetzen, damit wir in Zukunft umweltfreundlicher unterwegs sein können. Ein Auto, das die Energie für sich selbstständig erzeugen kann und gleichzeitig speichert. Nur verdient daran niemand mehr. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Mein Haus, mein Boot, mein Pferd


Ein anderes Problem, das ein E-Auto derzeit mit sich bringt, ist die mangelnde Leistung. Ja, die Reichweiten, werden länger, das Netz von Aufladestationen immer enger und für die verschiedenen Ladeaufsätze gibt es Adapter, sodass niemand in Deutschland mehr Angst haben muss mit seinem E-Auto liegenzubleiben. Auch das Fahrgefühl beschreiben die Profis im Fernsehen immer als sehr angenehm. Was ist also mein Problem? Mit der schwachen Leistung der Autos muss man sich erst befassen, sobald man vorhat etwas zu ziehen. Denn selbst mit einem Benziner wird es ab 1,6 Tonnen Zuglast schwierig.

Wer also mit seinem Wohnmobil in den Urlaub, mit dem Boot ans Meer oder mit seinen Pferden zum Turnier fahren möchte, der muss sich schon ganz genau umsehen, was der Markt zu bieten hat. Die Auswahl fällt hier in den meisten Fällen auf den Diesel. Denn dieser hat die größte Zugkraft und kann auch zwei Tonnen oftmals ohne Probleme wegziehen (entsprechende Motorisierung vorausgesetzt). Hier hinkt ein E-Auto noch hinterher, wobei es schon erste Modelle gibt, die immerhin bis zu 1.800 Kilo ziehen können. Über längere Strecken ist hier das Reisen jedoch weit weniger angenehm, als mit einem herkömmlichen "Zugpferd". Aufgrund der höheren Last steigt der Verbrauch und die Reise muss genau geplant werden. Übrigens: in einer Studie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit über CO2-Emissionen in Gramm pro Fahrzeug-Kilometer über den gesamten Lebenszyklus am Beispiel eines Wagens der Kompaktklasse schneidet der Diesel besser ab als der Benziner - wer hätte das gedacht?

(K)Eine Alternative


Bis ein Fahrzeug tatsächlich klimafreundlich und in sämtlichen Lebenslagen brauchbar wird, muss scheinbar noch etwas Zeit vergehen. Eine Alternative könnten Fahrzeuge mit einer Brennstoffzelle sein. Eine Brennstoffzelle arbeitet mit Wasserstoff und Sauerstoff. Auch hier gibt es Vor- und Nachteile, die es sicher verdienen, einmal diskutiert zu werden. Aber dies ginge jetzt hier zu weit.

Eine wirkliche Alternative zu den herkömmlichen Dieseln und Benzinern sehe ich jedoch bisher noch nicht. Bis dahin werde ich auch in Zukunft auf einen Diesel bauen.


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