Fatale Schnittverletzungen: Expertin warnt vor Igel-Killer in unseren Gärten

Aktuell sind junge Igel besonders aktiv - In unseren Gärten haben sie es dabei immer schwerer.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Igel haben es in unseren Gärten immer schwerer. "Wir haben sehr viele Igel aufgenommen. So einen Notstand hatten wir noch nie an Käfigen für Kleintiere", erklärt Ute Rump vom Tierheim Wolfenbüttel. Häufig sei unbegründete Sorge um den aktuell umgehenden Igel-Nachwuchs die Ursache für den großen Igel-Andrang. Doch eine weitere Bedrohung hält Einzug in immer mehr Gärten: Mähroboter. Nahezu unkontrolliert können sie schwerste Verletzungen bei der heimischen Fauna verursachen.


"Es gab schon etliche Fälle von Schnittverletzungen bei Igeln. Aber auch Haustiere und sogar Kinder waren schon betroffen", erklärt Bärbel Rogoschik vom Artenschutzzentrum in Leiferde. "Die Leute denken immer, die Roboter stoppen schon bei einem Hindernis. Aber das tun sie eben nicht immer." Auch im Artenschutzzentrum des NABU in Leiferde könne man bestätigen, dass immer mehr Menschen kleine Igel abgeben. Häufig sei das aber gar nicht nötig und eigentlich sogar verboten: "Der Igel darf laut Bundesnaturschutzgesetz nur in absoluten Ausnahmefällen aus der Natur entnommen werden." Die Mitnahme erwachsener Igelweibchen könnte sogar dazu führen, dass zurückgelassene Jungtiere einfach verhungern. Uta Rump vom Tierschutzverein Wolfenbüttel fügt hinzu: "Die Leute haben im Kopf, dass Igel 500 Gramm Gewicht haben sollten. Wenn die dann so eine Handvoll Igel sehen mit 100 Gramm wird schnell gedacht, der schafft das alleine nicht." Bei einem guten Nahrungsangebot schaffen es Igel aber in der Regel, sich noch genug Fett bis zum ersten Frost anzufuttern. Dem kann schon mit einer tiergerechten Gartenpflege geholfen werden.


"Mähroboter laufen ja ständig, wenn das Gras zu hoch wird, kommen die da ja gar nicht mehr durch. Ein Igel hat dann überhaupt keine Chance mehr, den Garten zu durchqueren, falls er das möchte", erklärt Rogoschik und ergänzt: "Begegnen die Igel dann eher zufällig einem Mähroboter, neigen sie eher zum Einrollen als zum Weglaufen", was die scharfen Klingen der Roboter jedoch nicht aufhalten könne. Zusätzlich würden die Mähroboter mehr Insekten "schreddern" als ein gelegentliches Rasenmähen und das Futterangebot für die Tiere dann noch zusätzlich reduzieren. Aufgrund der vergangenen trockenen Sommer hätten es Igel ohnehin schon schwer, da sich die beliebten und nahrhaften Regenwürmer weniger an der Oberfläche aufhalten. Die häufige Abstinenz von Laub und anderen Versteckmöglichkeiten im Garten erledigt ein übriges, um den Tieren das Leben zur Hölle zu machen. "Laub sollte man einfach liegen lassen oder auf einen Haufen werfen. Das ist ein ideales Versteck für die Igel", fügt Rogoschik hinzu.

Jungigel aktuell besonders aktiv


August und September sind die Hauptgeburtsmonate der Igel. Aktuell ist die Zeit, in der die Jungigel ihre ersten Ausflüge unternehmen. Dabei können sie pro Nacht bei gutem Nahrungsangebot satte 20 Gramm zunehmen. Die Igel beim Tierheim in Wolfenbüttel werden nach dem Winter übrigens in eine Art "betreutes Wohnen" abgegeben, wie Ute Rump es nennt. "Sie erhalten in einem eingezäunten Gartengelände noch Futter. So können sie sich langsam an eine natürliche Umgebung gewöhnen." Optimal sei das aber nicht: "Die haben dann ein ziemlich unnatürliches Leben. Immer in menschlicher Obhut und eingesperrt." Doch wann sollte man einen Igel überhaupt aus seiner natürlichen Umgebung entfernen? Was sind die "Ausnahmefälle", die im Naturschutzgesetz hervorgehoben werden?

Bei diesen Zeichen ist Handeln angesagt


Bärbel Rogoschik rät zunächst zur Beobachtung. Wenn die Tiere sich stundenlang nicht bewegen oder gar ausgestreckt am Boden oder auf der Seite liegen, brauchen sie vermutlich Hilfe. Ein klares Alarmsignal, so Rogoschik, seien natürlich sichtbare Verletzungen. Weitere gute Indikatoren seien Krankheitserscheinungen wie gelber Ausfluss an der Nase oder ein starkes Schwanken beim Laufen.

Die beste Hilfe für den Igel


Die beste Hilfe für Igel sind jedoch naturnahe Gärten mit dichten Hecken und einheimischen Gehölzen. Laub- und Komposthaufen seien sowohl als Nahrungsquelle als auch für den Rückzug im Winter von großer Bedeutung. Auch Igelfallen wie Lichtschächte und andere Vertiefungen mit senkrechten Wänden sollten entweder abgedeckt oder aber mit einem diagonalen Brett für den Ausstieg versehen werden. Erst wenn die Bodentemperatur langfristig unter dem Gefrierpunkt liegt, ziehen sich Igel komplett zurück. In milden Wintern kann es vorkommen, dass Igel im Winter aufwachen - das sei aber lediglich besorgniserregend, wenn es zu oft passiert, da das Nahrungsangebot im Winter schlecht ist. Zufüttern sollten Gartenbesitzer in einem solchen Fall ausschließlich mit nicht verderblichem Feucht- oder Trockenfutter für Katzen. Hundefutter sei wegen seiner proteinärmeren Zusammensetzung nicht geeignet. Auch ein Wassernapf werde gern angenommen.


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