Protest gegen Kiesgrube in Wiedelah - Politiker hält Vorhaben für "nicht machbar"

Die Raulf Kies GmbH & Co. KG will in Wiedelah Kies abbauen. Für den Ort hätte das weitreichende Konsequenzen. Vor elf Jahren ist jedoch bereits ein anderes Unternehmen mit diesem Plan gescheitert.

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In Wiedelah regt sich Protest gegen ein geplantes, neues Kiesabbaugebiet unmittelbar nördlich der Wohnbebauung.
In Wiedelah regt sich Protest gegen ein geplantes, neues Kiesabbaugebiet unmittelbar nördlich der Wohnbebauung. | Foto: Axel Otto

Wiedelah. Bauen, aber womit? Zu den wichtigsten Rohstoffen bei der Betonherstellung gehören Kies und Sand. Diese werden seit Jahrzehnten auch im Raum Goslar abgebaut. Die Raulf Kies GmbH & Co. KG plant nun eine neue Kiesgrube unmittelbar nördlich der Wiedelaher Wohnbebauung. Nicht nur unter Anwohnern regt sich großer Protest wegen befürchteter Lärm- und Staubbelästigung durch den neuen Industriebetrieb. Auch die Politik fürchtet starke Einschränkungen, denn eine Expansion des Ortes durch weitere Wohngebiete wäre durch ein neues Kieswerk nahezu unmöglich. Das Raumordnungsverfahren zur Zulassung des Tagebaus hat gerade erst begonnen - und könnte sich über zwei Jahre ziehen. Gute Argumente dagegen gebe es - und zwar seit 2009.


Die Raulf Kies GmbH ist nicht das erste Unternehmen, das in diesem Gebiet gerne Kies abbauen würde. Bei der Fläche nördlich der Ortschaft Wiedelah und südlich des Wiedelaher Sees - ebenfalls eine ehemalige Kiesgrube - handelt es sich um ein sogenanntes Vorrangsgebiet. Erwiesenermaßen befinden sich dort große Sand- und Kiesvorkommen. 2,9 Millionen Tonnen, wie es in den Antragspapieren des Unternehmens heißt. 25 bis 30 Jahre könnte es dauern, bis ein solches Vorhaben erschöpft wäre. Wie die Raulf Kies GmbH erklärt, wolle man das Gebiet danach zwar zu einem naturnahen Naherholungsgebiet umbauen. Viele Wiedelaher sehen die nächsten 25 bis 30 Jahre jedoch offenbar nicht nur als vorübergehende Unannehmlichkeit.

Vorrangsgebiete wurden ausgewiesen, um dort auf lange Sicht Rohstoffe abbauen zu können. Wenn diese Absicht besteht, muss ein Unternehmen diese beim Regionalverband Braunschweig kundtun. Dieser leitet dann ein Raumordnungsverfahren ein. Schritt eins dieses Verfahrens ist die "Antragskonferenz", die seit dem 6. Juli läuft und noch bis zum 31. August andauert. In dieser Zeit werden alle relevanten Behörden, aber auch Naturschutzverbände und Bürger angehört. Die Ergebnisse dieses Verfahrens sollen am 9. September in einer virtuellen Antragskonferenz vorgestellt werden.

Vieles spricht gegen den Kiesabbau


Die Bedenken sind weitreichend und erstrecken sich vom Schutz der Bürgerschaft vor Lärm- und Staubbelästigung über mögliche Probleme für die stark grundwasserabhängige Naturkläranlage für das gesamte Gebiet der ehemaligen Stadt Vienenburg in unmittelbarer Nähe und Eingriffe in das nahegelegene Natur- und Trinkwasserschutzgebiet. Diese Bedenken sind nicht neu - bei einer Veranstaltung der Bürgerinitiative "Gegen den Kiesabbau" am 30. Juli präsentierte der Vienenburger Ortsvorsteher und SPD-Ratsherr Martin Mahnkopf ein Dokument aus dem Jahr 2009. Die CEMEX GmbH hatte für den gleichen Bereich den Abbau von Kies beantragt - und war gescheitert. Mahnkopf erklärt im Gespräch mit regionalHeute.de: "Man kann sehr gut an die Gründe von 2009 anknüpfen, denn das Thema Trinkwasserversorgung ist in letzten zehn Jahren wesentlich brisanter geworden." Das zeige sich beispielsweise an den seit Jahren unterdurchschnittlichen Füllständen der Talsperren. "Es ist schon hochsensibles Thema, genau so Naturschutz, alles was hinter Wiedelah langgeht ist Naturschutzgebiet", erklärt Mahnkopf weiter.

Wachstumsstopp für Wiedelah


Natur und Trinkwasser seien jedoch nicht die einzigen Gründe, weshalb die Politik sich eher ablehnend gegenüber einem neuen Kiesabbaugebiet zeigt: Mit der Genehmigung nehme man sich auch die Möglichkeit, die Ortschaft Wiedelah überhaupt noch zu erweitern. "Richtung Westen geht nicht, da ist die Autobahn. Erweitern Richtung Süden geht auch nicht, da ist die Eisenbahnstrecke, es gibt nur diese Möglichkeit, deswegen sind wir uns in der Politik größtenteils einig, dass wir da keinen Kiesabbau sehen", beschreibt Mahnkopf die Lage. Die Notwendigkeit für weiteren Sand- und Kiesabbau bestehe jedoch, wie Mahnkopf erklärt, auch im Hinblick auf den Naturschutz. Neubauvorhaben gelingen nur mit Sand und Kies, diesen regional abzubauen sei daher wünschenswert. Mahnkopf schlägt vor: "Mein Argument war, dass es innerhalb der Stadt Goslar sehr viele andere sogenannte Vorranggebiete für Kiesabbau zwischen Vienenburg und Oker gibt. Dort werden auch niemals Wohngebiete entstehen, da geht ja auch die Bahn lang", erklärt Mahnkopf und ergänzt: "Wir haben ganz viele andere Flächen die sich anbieten, aber bestimmt nicht diese Fläche."

Nur einen Steinwurf von der Wohnbebauung (im Hintergrund zu sehen) soll hier Kies abgebaut werden.
Nur einen Steinwurf von der Wohnbebauung (im Hintergrund zu sehen) soll hier Kies abgebaut werden. Foto: Axel Otto



In der politischen Sommerpause erfolgten die einzigen Besprechungen zu der Thematik bislang im nichtöffentlichen Verwaltungsausschuss, aus dem Mahnkopf auch nicht ohne weiteres berichten könne. Die dort gestellten Anfragen der SPD, der Grünen, der Bürgerliste, der CDU und der FDP sind jedoch im Ratsinformationssystem auch öffentlich einsehbar. Die Antworten stehen derzeit noch aus. Die untere Wasserbehörde, so der aktuelle Stand, recherchiere gerade genaue Zahlen zur möglichen Grund- und Trinkwasserproblematik durch einen Kiesabbau. Mahnkopf vertritt eine eindeutige Meinung: "Ich sehe das als nicht machbar an."


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