Landeskirche hat neue Fachstelle gegen sexuellen Missbrauch

Neben Intervention und Prävention soll sich die Einrichtung mit Sitz in Wolfenbüttel auch um die Aufarbeitung alter Fälle kümmern.

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Symbolbild | Foto: Pixabay

Wolfenbüttel. Die braunschweigische Landeskirche will die Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch weiter stärken. Hierfür wurde die neue Fachstelle für Intervention, Prävention und Aufarbeitung gegründet. Darüber informiert die Ev.-luth.Landeskirche Braunschweig in einer Pressemitteilung.



„Der Schutz vor sexualisierter Gewalt ist ein Thema, das uns alle betrifft und für das wir alle Verantwortung übernehmen, damit Kirchengemeinden und kirchliche Arbeitsfelder ein sicherer Platz sind“, sagte Diakon Gottfried Labuhn Anfang Juni vor dem in Wolfenbüttel tagenden Kirchenparlament. Labuhn ist verantwortlich für die neu gegründete landeskirchliche Fachstelle für Intervention, Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt.

Sitz in Wolfenbüttel


Die Fachstelle mit Sitz in Wolfenbüttel bildet unter anderem Mitarbeiter in der Prävention fort, begleitet die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und erstellt flächendeckende Schutzkonzepte. „Die Herausforderungen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt sind vielfältig“, sagte Labuhn. In einigen Bereichen sei die Kirche weitergekommen, in anderen stehe sie noch am Anfang.

Gottfried Labuhn vor der Landessynode.
Gottfried Labuhn vor der Landessynode. Foto: Klaus G. Kohn / Ev.-luth.Landeskirche


So seien bereits erstellte Verhaltenskodexe zur Orientierung für Mitarbeitende nicht ausreichend bekannt oder müssten für kirchliche Arbeitsbereiche noch erarbeitet werden, führte Labuhn aus. Auch Präventionsangebote, die sich an Kinder- und Jugendliche richten, sollen weiter ausgebaut werden.

Mehr als 2.500 Personalakten analysiert


Um die Aufarbeitung voranzubringen, hat die Landeskirche außerdem mehr als 2.500 Personalakten aus den Jahren 1946 bis 2020 analysiert. Dabei seien auch Fälle bekannt geworden, die bisher nicht im Blick waren und die in eine bundesweite Studie des Münchner Instituts für Praxisforschung und Projektberatung einfließen. Die Studie mit dem Titel „ForuM - Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“ soll im Herbst dieses Jahres vorgestellt werden.

In Niedersachsen sind seit Anfang der 1950er-Jahre 139 Fälle von sexualisierter Gewalt in der Diakonie und den Kirchengemeinden bekannt geworden. Viele Betroffene hatten sich erst nach Jahrzehnten offenbart. Es gebe vermutlich aber noch eine hohe Dunkelziffer, sagte Landesbischof Christoph Meyns. Die braunschweigische Landeskirche hatte im vergangenen Jahr ein Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt auf den Weg gebracht.


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