Löschflugzeugstaffel hat Arbeit aufgenommen

Niedersachsens Innenministerin Behrens und Bundesinnenministerin Faeser stellten die niedersächsische Löschflugzeugstaffel und das Portfolio des Brand- und Katastrophenschutzes vor.

Gestern wurden die beiden Löschflugzeuge noch einmal vorgestellt. Hierzu wurden verschiedene luft- und bodengebundene Brandbekämpfungsmittel sowie der Einsatz eines Löschflugzeuges demonstriert.
Gestern wurden die beiden Löschflugzeuge noch einmal vorgestellt. Hierzu wurden verschiedene luft- und bodengebundene Brandbekämpfungsmittel sowie der Einsatz eines Löschflugzeuges demonstriert. | Foto: Rudolf Karliczek

Braunschweig. Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, hat gestern gemeinsam mit der Bundesministerin des Innern und für Heimat, Nancy Faeser am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg die niedersächsische Löschflugzeugstaffel sowie das breit gefächerte Portfolio Niedersachsens zur Vegetationsbrandbekämpfung vorgestellt. Hierzu wurden verschiedene luft- und bodengebundene Brandbekämpfungsmittel sowie der Einsatz eines Löschflugzeuges demonstriert.



Seit dem 19. Juni bereichern zwei leichte, nicht-amphibische Löschflugzeuge die luftgebundenen Einsatzkräfte der Feuerwehr. Die zwei Flugzeuge des Typs AT 802, mit einer Löschwasserbehälterkapazität von über 3.000 Litern, werden durch die EU, dem Bund und dem Land Niedersachsen kofinanziert. Der Einsatz der Löschflugzeugstaffel in Niedersachsen ist zunächst bis zum 31. Oktober 2023 vorgesehen. Dies deckt sich mit dem Förderzeitraum der EU, welcher 4,5 Monate beträgt. Die Ausschreibung durch das Land Niedersachsen ist für das Jahr 2023 mit der Option der Verlängerung für 2024 erfolgt.

In wenigen Minuten im Harz


Die Löschflugzeuge verfügen über einen Löschwasservorrat von 3.100 Litern und können über die genormten Anschlüsse B-Storz, die bei allen Feuerwehren Deutschlands verwendet werden, gefüllt werden. Das Gesamtgewicht des Flugzeugs beträgt etwa 7,2 Tonnen. Der Kraftstoffvorrat reicht für eine Flugzeit von zirka drei Stunden. Bei Geschwindigkeiten von durchschnittlich 200km/h kann der Harz in etwa 12 Minuten Flugzeit von der Mainbase erreicht werden. Die beiden Flugzeuge bringen dann 6.200 Liter Wasser pro „Turn“ aus. Realistisch sind bei der Entfernung drei Umläufe, so dass innerhalb einer Stunde zirka 20.000 Liter Löschwasser ausgebracht werden können.

Flughafenchef Michael Schwarz, Wolfsburg Oberbürgermeister Dennis Weilmann, Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum, Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens und Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei der Vorstellung der Flugzeuge.
Flughafenchef Michael Schwarz, Wolfsburg Oberbürgermeister Dennis Weilmann, Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum, Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens und Bundesinnenministerin Nancy Faeser bei der Vorstellung der Flugzeuge. Foto: Rudolf Karliczek


Brand- und Katastrophenschutz gut aufgestellt


Ministerin Behrens sagt gestern am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg: „Der Brand- und Katastrophenschutz in Niedersachsen ist sowohl boden- als auch luftgebunden breit aufgestellt. Unsere Strategie bei der Bekämpfung von Vegetationsbränden setzt hierbei auf drei Schwerpunkte: 1. frühes Erkennen, 2. schnelles Reagieren, 3. solidarische Unterstützung. Am Boden verfügt das Land Niedersachsen mit mehr als 130.000 ehrenamtlichen und rund 3.000 beruflichen Einsatzkräften über effiziente und einsatzstarke Feuerwehren. Die ehrenamtlichen Einsatzkräfte stehen mit über 3.000 Ortsfeuerwehren rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr, für Notfälle bereit. Zusätzlich unterstützen Helikopter mit Bambi Buckets, der Feuerwehrflugdienst sowie unsere zwei neuen Löschflugzeuge die bodengebundenen Einsatzkräfte. Durch diese breite Aufstellung halten wir Reaktionszeiten gering und können Vegetationsbrände in kurzer Zeit mit ersten Löschmaßnahmen bekämpfen."

Gefahren viel stärker wappnen


Bundesinnenministerin Faeser ergänzt: „Wir haben auch in diesem Sommer schon jetzt verheerende Wald- und Vegetationsbrände erlebt. Und die Waldbrandgefahr bleibt hoch, der Klimawandel führt zu immer trockeneren und heißeren Sommern. Wir müssen uns für diese Gefahren viel stärker wappnen, als das in der Vergangenheit der Fall war. Die Feuerwehren und viele andere Einsatzkräfte leisten Herausragendes, um Waldbrände zu bekämpfen. Wir werden die Länder mit den Hubschraubern der Bundespolizei, mit dem Technischen Hilfswerk und auch der Bundeswehr weiterhin mit aller Kraft bei der Waldbrandbekämpfung unterstützen. Es ist ein großer Schritt nach vorne, dass in Niedersachsen nun außerdem zwei Löschflugzeuge zur Verfügung stehen, die von der EU und dem Bund mitfinanziert werden. Das zeigt, dass wir zum Schutz unserer Bevölkerung und der Natur hervorragend zusammenarbeiten und uns gegenseitig in großer Solidarität unterstützen. Das gilt für den Bund und die Länder, und das gilt für Deutschland und die ganze EU."

Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens und Bundesinnenministerin Nancy Faeser.
Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens und Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Foto: Rudolf Karliczek


Die Landesregierung hat bereits frühzeitig begonnen, auch niedersachsenweite Einsatzkonzepte für größere Lagen zu entwickeln und dafür landeseigene Einsatzmittel zu beschaffen. Diese werden entweder zentral beim Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz (NLBK) oder dezentral in den Kommunen stationiert.

Brandbekämpfung am Boden


Eine wichtige Säule der bodengebundenen Kapazitäten bildet die Aufstellung der sogenannten Landeseinheiten zur Vegetationsbrandbekämpfung, die sogenannten GFFF-V-Einheiten (GFF-V = Ground forest fire fighting using vehicles). Insgesamt befinden sich vier solcher Einheiten im Aufbau, wobei die erste Einheit (in den Landkreisen Celle und Heidekreis) zum 1. April vergangenen Jahres ihre Fahrzeuge erhalten hat. Ein Teil der Einheit war bereits im vergangenen Jahr gemeinsam mit einer Einheit aus Nordrhein-Westfalen als Teil eines EU-Kontingents bei den großen Waldbränden in Frankreich im Einsatz und hat sich dort unter schwierigen Bedingungen bewährt.

„Der Gedanke der Solidarität zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Bemühungen bei der Vegetationsbrandbekämpfung. Brände und Feuer machen nicht vor Grenzen halt - seien es Landkreis-, Länder oder Staatengrenzen. Deshalb müssen wir auch unsere Strategien zur Brandbekämpfung immer grenzüberschreitend denken", so Behrens.

Zu den vom Land Niedersachsen zentral beschafften Einsatzmitteln gehören unter anderem die sogenannten Abrollbehälter. Sie wurden entwickelt, um die luft- und bodengebundene Vegetationsbrandbekämpfung zu unterstützen. Ein Behälter enthält unter anderem das Material, um einen Lande- bzw. Wasseraufnahmeplatz für Hubschrauber mit mobilem Löschwasserbehälter einzurichten sowie spezielles Material zur bodengebundenen Vegetationsbrandbekämpfung. Das Land Niedersachsen beschafft insgesamt fünf dieser Abrollbehälter.

Darüber hinaus werden 26 Löschfahrzeuge für die Überlassung an niedersächsische Kommunen, die in einer Kreisfeuerwehrbereitschaft mitwirken, beschafft. Neben den Aufgaben der Brandbekämpfung, technischen Hilfeleistung oder Wasserförderung werden diese zudem spezielles Gerät zur Vegetationsbearbeitung wie z.B. eine zusätzliche autark betreibbare Tragkraftspritze sowie Löschrucksäcke mitführen.

Brandbekämpfung in der Luft


Neben den bodengebundenen Einsatzmitteln verfügt das Land Niedersachsen auch über Aufklärungs- und Bekämpfungsmaßnahmen aus der Luft, die gerade bei größeren Vegetationsbränden von elementarer Bedeutung sind.

Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Feuerwehrflugdienst (FFD). Neben der Brandfrüherkennung besteht seine Aufgabe darin, die bodengebundenen Einsatzkräfte aus der Luft zu unterstützen und Informationen zum Brandverlauf bereitzustellen. Weitere Unterstützung aus der Luft erhalten die niedersächsischen Feuerwehren seit 2020 zudem von einem Helikopter mit einem flexiblem Löschwasseraußenlastbehälter.

Auch die Fähigkeiten der niedersächsischen Polizeihubschrauberstaffel wurden ausgebaut. Ein Hubschrauber aus der Staffel kann nun mit einem Lasthaken und einem Außenlastbehälter sowie einem Tankanhänger zur Vegetationsbrandbekämpfung genutzt werden. Seit diesem Jahr bereichern nun die beiden Löschflugzeuge die luftgebundenen Einsatzkräfte.

Beweis für das Vertrauen


Die Ankündigung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser, den Einsatz von niedersächsischen Löschflugzeugen auch im kommenden Jahr zusammen mit EU und Land finanziell abzusichern, ist am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg positiv aufgenommen worden, heißt es in einer Mittteilung des Flughafens zur gestrigen Präsentation.

Für Matthias Disterheft sei die Wahl des Flughafens Braunschweig-Wolfsburg als Basis ein Beweis für das Vertrauen, das das Land in die technische und personelle Qualität des Airports sich als einer von zwei Verkehrsflughäfen in Niedersachsen erarbeitet hat. "Die Ankündigung, dass sich der Bund auch im kommenden Jahr an der Stationierung von Löschflugzeugen in Braunschweig beteiligen will, ist eine gute Nachricht", sagt Disterheft.

Und Flughafen-Geschäftsführer Michael Schwarz hebt hervor, dass die Integration des Teams rund um die vier Piloten der AT 802 (Air Tractor) so schnell und reibungslos geklappt hat. Das sei sicherlich ein Punkt gewesen, der den Flughafen Braunschweig-Wolfsburg für die weitere Stationierung qualifiziert habe.

"Unser gesamtes Flughafen-Team freut sich auf die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Argentinien, Spanien und Italien, und hat alles dafür getan, dass sie sich hier schnell einleben konnten. Schon zwei Tage nach ihrem Flug von Argentinien nach Braunschweig waren die Maschinen bereit für ihren Einsatz in Niedersachsen und dem europäischen Verbund." Beeindruckt zeigt sich Schwarz von der Leistung der beiden Piloten, die die Air Tractor über mehr als 14 000 Kilometer, 5700 Kilometer davon über den Atlantik, mit fünf Zwischenlandungen nach Braunschweig brachten.


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