Meerschweinchen-Verleih in Peine: PETA sieht Tierwohl in Gefahr

Der Verleih der Tiere, sowie das Handling durch die Kinder, bedeute für die Meerschweinchen enormen Stress, sagt die Tierschutzorganisation PETA.

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Symbolbild | Foto: Pixabay

Peine. Der Tier- und Ökogarten Peine bietet ein kurioses Angebot an: einen Meerschweinchen-Verleih. Damit sollen vor allem Kinder den Umgang mit den Tieren erproben können. Die Tierschutzorganisation PETA sieht hier das Wohl der Tiere gefährdet und bat das Veterinäramt Peine um eine Überprüfung. Geantwortet hat man PETA nicht. Auf Nachfrage von regionalHeute.de äußerte sich der Landkreis Peine schließlich zu dem Meerschweinchen-Verleih.



Nachdem PETA davon erfahren hatte, dass in Peine Meerschweinchen ausgeliehen werden können, damit potentielle Haustierbesitzer ausprobieren können, ob ein tierischer Begleiter auch das Richtige ist, stellten die Tierschützer das Wohl der Tiere in Frage und forderten eine Überprüfung und die Einstellung des Verleihs, sollten die Tiere nicht artgerecht behandelt und gehalten werden. Der Verleih der Tiere, sowie das Handling durch die Kinder, würden für die Meerschweinchen enormen Stress bedeuten. Dies könne unter Umständen sogar zum Tod führen, schrieb PETA in der Mitteilung an den Landkreis Peine, die auch unserer Redaktion vorliegt. Auch viele regionalHeute.de-Leser haben den Tier-Verleih kritisiert.

Behörde kontrolliert


Zu der Anfrage von PETA hatte sich der Landkreis laut Peter Höfken von PETA nicht geäußert, dafür aber ausführlich auf die Nachfrage von regionalHeute.de. Darin heißt es, dass der Ökogarten regelmäßig behördlich kontrolliert werde. "Seine Leitung zeichnet sich durch herausragende fachliche und menschliche Kompetenz aus, die Haltungsbedingungen der verschiedenen Tierarten sind vorbildlich und richten sich nach den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Nach unserer amtstierärztlichen Einschätzung fördert gerade die kompetente Anleitung das sachkundige und reflektierte Verhalten von Kindern im Umgang mit Heimtieren und kann so nicht artgerechte Haltungsbedingungen und Tierleid verhindern", so Landkreissprecher Fabian Laaß.


Die Leiterin Bettina Gube, eine ehemalige Oberstudienrätin für Biologie, leite die Kinder in Arbeitsgruppen intensiv im Umgang mit den dort gehaltenen Tieren an. Der Meerschweinchen-Verleih soll der unüberlegten und vorschnellen Anschaffung von Tieren vorbeugen. "Heimtiere werden oft auf Betreiben der Kinder angeschafft, ohne dass das erforderliche Wissen um die Bedürfnisse der Tiere vorhanden ist. Nur zu oft erlischt das Interesse schnell wieder und die Tiere werden ans Tierheim gegeben oder leben fortan unzureichend betreut und unter tierschutzwidrigen Haltungsbedingungen", erklärt Laaß weiter.

Kein Tier zu Schaden gekommen


Im Ökogarten haben Familien, in denen die Kinder um die Anschaffung von Tieren bitten, die Möglichkeit, sich als Tierhalter auszuprobieren, nachdem sie hierfür entsprechend geschult werden. "Für diese Fälle ist das Ausleihen der Heimtiere gedacht. Die Hälfte der `Tierhalter auf Probe´ sind, nachdem sie erfahren haben, welche Anforderungen die Tierhaltung an sie stellt, hinterher froh, die Tiere wieder abgeben zu können. Die anderen lassen sich bewusst und gut geschult auf die Tierhaltung ein. Diese Aktion läuft nach Aussage von Bettina Gube seit über zehn Jahren erfolgreich. Es sei noch nie ein Tier zu Schaden gekommen", resümiert Laaß und erklärt das Prozedere im Ökogarten.

Demnach würden sowohl Eltern, als auch Kinder vor der Übernahme von der Biologin unterwiesen, was die Tiere fressen dürfen und müssen. Außerdem werde genau erklärt, wie die Tiere zu behandeln sind. Die Außenhaltung der Meerschweinchen sei dabei Voraussetzung. Außengehege und Übernachtungsstall werden dem Halter mitgegeben, ebenso Häuschen und Trink-/Futternäpfe. Die Notwendigkeit eines Sonnen- und Regenschutzes werden besprochen, Heu als ständiges Grundnahrungsmittel für den Start mitgeliefert. Die Kinder werden angeleitet, die Tiere in geeigneter Weise nur im Notfall hochzuheben. Zum Streicheln und Füttern aus der Hand müssen sie sich hinsetzen (möglichst auf den Boden). Den Kindern wird beigebracht, die artgemäßen Bedürfnisse der Tiere zu respektieren und sie nicht als Spielzeug zu behandeln. Tägliches Säubern des Stalles und der Näpfe werden als selbstverständlich vorgegeben.

Tiere stehen unter Stress


Aber PETA überzeugt das nicht: "In unserer Meldung an das Veterinäramt kritisierten wir bereits die stressfördernde Haltung der Meerschweinchen, die durch den regelmäßigen Verleih der empfindsamen Tiere verursacht wird. Alle paar Wochen verändern sich durch den Verleih verursachten Umzug die Lebensumstände der Meerschweinchen, was für die schreckhaften Fluchttiere enormen Stress bedeutet. Dieser dauerhafte Stress durch das Entreißen aus ihrer gewohnten und vertrauten Umgebung, kann bei den Meerschweinchen zu Tumoren der Nebennieren führen und damit einen frühen Tod bedeuten", macht Monic Moll von PETA noch einmal gegenüber regionalHeute.de deutlich.

Lieber ins Tierheim gehen


Wenn man Kindern oder Familien die Möglichkeit geben möchte, Erfahrung in der Haltung von Tieren zu sammeln, um so einen unüberlegten Spontankauf zu verhindern, lohne sich der Gang ins Tierheim oder zu einem Tierschutzverein. "Dort kann man die Meerschweinchen oder Kaninchen in Ruhe kennenlernen, sich mit dem Tierheim-Personal austauschen und sich über die Haltung und die Bedürfnisse der Tiere informieren. So ein Besuch ist lehrreich für die Kinder und Familien und stressfreier für die Tiere. Das Kennenlernen und der Umgang mit den Tieren erfolgt hier unter der Beobachtung von geschultem Fachpersonal", rät Monic Moll, die in dem Meerschweinchen-Verleih eher die Gefahr sieht, dass Familien zudem womöglich angeregt werden sich Tiere bei Züchtern zu kaufen.

"Jedes Jahr werden etwa 350.000 Tiere in deutschen Tierheimen abgegeben. Es ist daher unverantwortlich immer weiter Tiere zu `produzieren´, während in den Tierheimen viele Bewohner auf ein neues und liebevolles zu Hause warten. Ein unüberlegter Spontankauf von Tieren kann durch das gesammelte Wissen und die Erfahrungen, die die Kinder und Familien im einem Tierheim sammeln nicht nur häufig verhindert werden, sondern auch die Sicht der Familien auf das Thema Tierschutz positiv verändern", sagt die Tierschützerin abschließend.


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