Bürger von Immendorf und Drütte wollen sich nicht abhängen lassen

von Nino Milizia


Die Abbindung der Immendorfer Straße von der K 30 steht zur Diskussion. Karte: Stadt Salzgitter
Die Abbindung der Immendorfer Straße von der K 30 steht zur Diskussion. Karte: Stadt Salzgitter

Salzgitter. Der geplante vierstreifige Ausbau der Industriestraße Mitte erhitzt die Gemüter, da die erwünschte Schaffung einer leistungsfähigen regionalen Ost-West-Verbindung, in diesem Fall die Anbindung der Immendorfer Straße, entfallen würde. Die Bürger von Immendorf und Drütte laufen daher Sturm, doch das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen.


Die Verwaltung strebt an, die Kreisstraße 30 (Heinrich-Büssing-Straße) zwischen der Einmündung zum MAN-Gelände in Salzgitter-Watenstedt und dem Knotenpunkt B248/L495 in Salzgitter-Immendorf auf insgesamt vier Fahrstreifen auszubauen, da diese zwischen den Stadtteilen Salzgitter-Lebenstedt und Salzgitter-Immendorf verläuft und eine wichtige Ost-West-Achse im Stadtgebiet bildet. Mit ihrer Anbindung an die A 39 übernimmt sie eine wichtige Verbindungsfunktion zwischen den Stadtteilen und in das überregionale Straßennetz. Allerdings führt der bisherige Ausbauzustand zu regelmäßig wiederkehrenden Verkehrsstaus und damit einhergehenden erheblichen Qualitätseinbußen.

Dafür sollen laut Beschlussvorlage "in geringem Umfang Änderungen gegenüber dem Ist-Zustand vorgenommen werden, die zu einer fahrdynamisch geeigneteren Linienführung beitragen". Eine dieser Änderungen wird jedoch von den Bürgern Immendorfs und Drüttes keineswegs als "geringe Änderung" wahrgenommen. Denn, so heißt es in der Vorlage, "eine Voraussetzung für die mit dem vierstreifigen Ausbau angestrebte Erhöhung der Verkehrsqualität ist der Entfall der Anbindung der Immendorfer Straße (K 38), da diese Einmündung den gesamten Verkehrsfluss extrem hemmt". Diese Anbindung wird jedoch genutzt, um von der K30 aus Richtung oder nach Richtung Westen die Siedlungsbereiche von Immendorf und Drütte zu erreichen.

Verschlechterung der Wohn- und Lebenssituation




Helmut Milek, Mitglied des Ortsrats Ost, verlieh daher am gestrigen Mittwoch in der Sitzung des Stadtplanungs- und Bauausschusses den Immendörfern und Drüttern eine Stimme: "Durch den Wegfall der Anbindung würden sich große Umwege für die Bürger ergeben, eine Buslinie würde wegfallen und es wird befürchtet, dass sich Wohn- und Lebensqualität verschlechtern." Gestützt wurde er bei seinen Ausführungen von Wolfgang Rosenthal, Bündnis90/DIE GRÜNEN, dessen Fraktion die von den Bürgern in einer Informationsveranstaltung vorgetragenen Bedenken zum Anlass nahmen, einen Änderungsantrag zu verfassen, der anfügte: "Bei der Bürgerinformationsveranstaltung herrschte große Ablehnung gegenüber der Planung der Verwaltung. Wir sollten diese Anregungen auf jeden Fall ernst nehmen und in die Planung miteinbeziehen. Einfach Augen zu und durch, um den Plan durchzubekommen, halte ich für falsch."

Im Änderungsantrag der Grünen wird darauf hingewiesen, dass die Busanbindung nach Lebenstedt verschlechtert werde und die Ortsteile infrastrukturell von Lebenstedt und der Stadt über die schon jetzt bestehende Trennung durch das Industriegebiet weiter abgeschnitten würden. Diese Aspekte hätten bei der Untersuchung und Bewertung der Varianten bislang keinen Raum gefunden. Bei den untersuchten und bewerteten Varianten fehle auch eine weitergehende und vertiefende Einbeziehung von Sonderformen oder modifizierten Ausbildungen möglicher Kreuzungspunkte und Kreisverkehrsplätze. Es gebe durchaus Planungsalternativen. Daher seien vertiefende Untersuchungen für alle vorliegenden und in Diskussion befindlichen Varianten für eine sachgerechte Abwägung und fundierte Entscheidung notwendig.

Die Verwaltung hält Abbindung der Immendorferstraße für "verträglich"




Den Vorwurf einer überstürzten Planung wollte Stadtrat Michael Tacke jedoch nicht stehen lassen: "Die Planungen laufen nun schon seit 2005 und in den Ausschüssen wurden zahlreiche Varianten abgewogen. Zudem haben wir bereits mit der KVG gesprochen, es gibt jedoch noch keine endgültige Lösung. Allerdings wird die Linie 603 weiterhin durch den Ort fahren, während die 630 entfällt. Dennoch bemüht sich die Verwaltung, die Qualität sicherzustellen. Der Zugverkehr nach Lebenstedt wird beispielsweise verbessert, so dass in unseren Augen die Abbindung verträglich ist."

Nuno Matos da Silva, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion, drückte im Anschluss sehr deutlich aus, wie seine Sympathien verteilt sind: "Ich wurde von den Bürgern gewählt. Wenn ich mich zwischen Verwaltung und den Bürgern entscheiden muss, ist ganz klar, wie meine Entscheidung ausfällt. Das ist eine Gewissensfrage."


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