Nippel-Antrag: Fraktion will nicht auf muslimisches Geld verzichten

Mit einer solchen Regelung würde man, so die Ansicht der Freien Wähler, diese Bürger aus einem Teil der gesellschaftlichen Teilhabe ausschließen.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Rudolf Karliczek

Salzgitter. Im Zuge der Diskussionen um den "gleiche Brust für alle"-Antrag der Gruppe die Linke / die PARTEI (regionalHeute.de berichtete), meldet sich nun die Fraktion der Freien Wähler. Die geben auf Nachfrage von regionalHeute.de bekannt, dass sie dem Antrag nicht zustimmen werden. Dafür geben sie einen monetären-religiösen Grund an, wie der Fraktionsvorsitzende Günter Karl-Heinz Gehmert berichtet.



Die Ratsgruppe die Linke/ die PARTEI fordert in ihrem Antrag, dass der Punkt 3.4 der Haus- und Badeordnung der Bäder, Sport und Freizeit Salzgitter GmbH geändert wird. Demnach sei es dann auch für Frauen rechtssicher, ihre Brüste frei zeigen zu dürfen. Aktuell steht dort explizit kein Oben-ohne-Verbot für Frauen drin, jedoch wäre es sozial nicht akzeptiert, wenn Frauen mit nackten Brüsten herumlaufen würden, wie Lars Tietjen gegenüber unserer Online-Redaktion berichtet. Die damit geforderte "gleiche Brust für alle" stößt unterdessen bei den Freien Wähler auf wenig Gegenliebe.

"Wirtschaftlich können wir nicht auf diese Eintrittsgelder verzichten"


Salzgitter sei eine multikulturelle Stadt, in der alle Religionsgemeinschaften und ihre Bürger ihre "ethisch und moralische Befriedigungen" finden, berichtet Gehmer. Dies spiegele sich auch im besagten Punkt 3.4 der Haus- und Badeordnung wider.


"Die Besucher unserer Bäder sind überwiegend moslemische Bürger. So erlebe ich, dass im Thermalbad bis zu 2/3 moslemische Frauen, Männer und Kinder ihren Badespaß genießen und gleichzeitig dient er auch zu einem Familientreff", berichtet der Fraktionsvorsitzende. Für diese Eltern sei es eine große Freude zu sehen, dass ihre Kinder schwimmen lernen, was ihnen zum Teil - besonders den Mädchen - in ihren Herkunftsländern nicht möglich gewesen sei.

"Wirtschaftlich können wir nicht auf diese Eintrittsgelder verzichten. Eine Umfrage unter ihnen ergab, dass wenn die Badeordnung dahingehend verändert würde (Frauen oben ohne), sie die Bäder nicht mehr aufsuchen würden und ihren Kindern verbieten, am Schwimmunterricht teilzunehmen", so Gehmert abschließend. Mit einer solchen Regelung würde man, so die Ansicht der Freien Wähler, diese Bürger aus einem Teil der gesellschaftlichen Teilhabe ausschließen. Deshalb werde man dem Antrag nicht zustimmen.

"Und da endet der Versuch dieser Klamauk-Partei"


Auch die AfD-Fraktion werde dem Antrag nicht zustimmen und das aus mehreren Gründen, wie sie berichtet. Grundlegend aber sei für sie, dass die Sport und Freizeit GmbH ein wirtschaftlich eigenständig handelndes Unternehmen ist und die Politik insoweit die Änderung der Badeordnung dahingehend nicht anordnen könne. "Und spätestens da endet dieser erneute Versuch, sich mit grobem Unfug, der übrigens von dieser Klamauk-Partei bundesweit aufgesetzt wurde, in Szene setzen zu wollen", so Thomas-Peter Disselhoff, Pressesprecher der AfD-Salzgitter gegenüber unserer Online-Zeitung.

SPD und CDU warten es ab - Grüne sind dafür


Die SPD-Ratsfraktion wird sich nach der Pilotphase, die derzeit in Göttingen bis Ende August durchgeführt wird und den damit erlangten Erkenntnissen, weiter beschäftigen, wie sie auf Anfrage von regionalHeute.de berichtet. Ähnliches auch bei den Christdemokraten. "Leider fehlt uns für eine abschließende Beurteilung eine ausreichende Entscheidungsgrundlage, da politische Eingriffe in einen aktuell geltenden gesellschaftlichen Konsens stets gut überlegt und abgewägt werden sollten", so Manuel Juhrs, Geschäftsführer der CDU-Ratsfraktion. Auch die CDU möchte die Ergebnisse des Göttinger Experiments abwarten und sich anschließend erneut zu diesem Thema in der Fraktion austauschen.

Die Grünen scheinen unterdessen Feuer und Flamme für den Antrag zu sein. "Ich frage mich, warum man im Jahr 2022 überhaupt noch darüber diskutieren muss, ob man seinen Oberkörper in Badeanstalten bedecken muss. Es sollte jeder Person freigestellt werden, ob sie ihren Oberkörper bedecken will oder nicht", so Julia Mefs, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/ Die Grünen gegenüber unserer Redaktion. An öffentlichen Orten, wie zum Beispiel Seen oder am Meer bedürfe es auch seit Jahrzehnten keiner Diskussion mehr. Die Ratsfraktion Bündnis 90 die Grünen stimmt diesem Antrag zu, weil er ein Zeichen im Gedanken des Freiheits- und Gleichheitsrecht darstelle.

Auch die FDP-Fraktion wurde von unserer Redaktion zu dem Thema angeschrieben, doch eine Antwort blieb bisher aus.


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