60 Jahre Verkehrswacht: Eine Bilanz, die beeindruckt

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Am 2. Februar kann die Verkehrswacht Wolfenbüttel ihren 60.Geburtstag feiern. Anlässlich des Jubiläums wurde dieser Tage der dritte Teil der Vereinschronik präsentiert (WolfenbüttelHeute.de berichtete). Blättert man durch die sechs Jahrzehnte fällt eines auf: Die Verkehrswacht präsentiert eine Bilanz, die sich sehen lassen kann.

Gründung 1953, 1954 oder gar 1955?


Die erste Vereinschronik wurde 2004 zum 50. Bestehen aufgelegt. Dabei war anfangs gar nicht klar, wann der Verein denn genau gegründet wurde. Als in einer Vorstandssitzung der Verkehrswacht Wolfenbüttel erstmals über das anstehende Jubiläum gesprochen wurde, lagen verschiedene Jahresdaten der Gründung vor. War es nun 1953, 1954 oder gar 1955, wie auf einer Postkarte handschriftlich eingebessert wurde?


Eigene Unterlagen aus der Gründungszeit waren nicht archiviert worden und auch der Versuch, von Zeitzeugen entsprechendes Material zu erhalten, schlug aus verschiedenen Gründen fehl. In den Aktenbergen von Stadt und Landkreis fanden sich gleichfalls keine verwertbaren Schriftstücke. Der Gang zum Amtsgericht und ein Blick in das Vereinsregister halfen ebenfalls nicht weiter, denn hier stammen die ersten Eintragungen aus dem Jahr 1960. War das nun das Ende einer Chronik, deren Entstehung eigentlich noch gar nicht begonnen hatte? Nein, denn jetzt kam der rettende Einfall: Ein Besuch im Niedersächsischen Staatsarchiv. Und hier wurde man fündig – die Gründung erfolgte 1954. Gestartet wurde mit 20 Mitgliedern. Erster Vorsitzender wurde der damalige Oberkreisdirektor Dr. Heinz Gleitze.

Schülerlotsen, Radfahrprüfung und Verkehrserziehung


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Die Schulung von Radfahrern ist noch heute ein Thema bei der Verkehrswacht Wolfenbüttel. Foto:



Die ersten Früchte der Gründung konnten schnell geerntet werden. Schon kurze Zeit später gab es 76 Schülerlotsen für die Schulen Harztorwall, Karlstraße, Wallstraße I und II, Wilhelm-Raabe-Schule und Mittelschule Harzstraße. Die Ausbildung der Jugendlichen erfolgte durch den Polizeiobermeister Hoffmann. Offiziell wurde der Dienst am 19. Mai aufgenommen. Im Juni erfolgten die ersten Radfahrprüfungen von Schülern der Mittelschule. Auch wurden die ersten Kraftfahrer für 20-jähriges unfallfreies Fahren ausgezeichnet. 1955 wurde erstmals ein Malwettbewerb für Wolfenbütteler Schüler ausgelobt, bei dem 153 Kinderzeichnungen zum Thema: “Falsch oder richtig im Straßenverkehr“ begutachtet und 48 Preisträger ausgezeichnet wurden.  Alles Aktionen, die die Verkehrswacht auch heute noch durchführt.

Wer kennt noch die gelben Mützen?


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Mit Bannern macht die Verkehrswacht heute die Autofahrer auf den Schulstart aufmerksam. Foto:



So sieht die Verkehrswacht auch heute noch das Thema Schulanfang als einen ihrer Schwerpunkte an. Heute informiert sie Autofahrer mit auffälligen Bannern über die ABC-Schützen. Zum Schulstart der Erstklässler werden Autofahrer auch direkt angehalten und mit Infomaterial versorgt. Der eine oder andere Leser kann sich vielleicht noch an die früher verteilten gelben ABC-Schützen-Mützen erinnern.  “In die Schultüte gehört oben auf die gelbe Mütze. Das Leben unserer Kinder ist mindestens so wichtig wie die Leckereien.“, hieß es zum Beispiel 1965. Im Landkreis Wolfenbüttel wurden damals 2191 gelbe Mützen verteilt.

Auch die "großen Verkehrsteilnehmer" wurden informiert


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Auf großes Interesse stößt seit 25 Jahren der Wintercheck. Foto:



Nicht nur Kinder und Schüler, auch die "großen Verkehrsteilnehmer" stehen von Anfang an im Interesse der Verkehrswacht. Sei es Tipps für die Urlaubsfahrt, das Angebot der jährlichen Verkehrswoche oder weitere Infoabende – die Autolenker wurden von Anfang an die die Arbeit der Verkehrswacht einbezogen. 1983 zum Beispiel wurde im November eine Aktion gestartet, die auch Gurtmuffel dazu animieren sollte, das Angurten als etwas Selbstverständliches anzusehen. Die Verkehrswacht war da schon ihrer Zeit voraus. Die Gurtpflicht wurde erst ein Jahr später in Deutschland mit einem Bußgeld belegt. Vor 25 Jahren fand schließlich der erste Wintercheck der Verkehrswacht statt. Eine Veranstaltung, die bis heute nicht an Attraktivität und Bedeutung für die Autofahrer abgenommen hat. 1996 heißt es zum Beispiel in der Chronik: "200 Pkw wurden beim Wintercheck überprüft. Wie fast immer waren die überraschenden Ergebnisse bei der Bremsflüssigkeit und beim Sehtest festzustellen. Bei Neuwagen liegt der Wert bei 260 und 280 Grad. Die unterste Grenze des Siedepunktes liegt bei 180 Grad. Der bei einem Pkw gemessene Wert von 120 Grad sagte aus, dass hier statt Bremsflüssigkeit fast nur noch Wasser vorhanden war. Ein selbstmörderischer Zustand. Beim Sehtest gab es zwei Totalausfälle mit dem Kommentar: Wir hatten nicht so große Zahlen, die sie hätten erkennen können.“

Verkehrswacht wird  auch nach 60 Jahren noch gebraucht


Mit dem jährlichen "Verkehrspolitischem Forum" oder den regelmäßig angebotenen Multiplikatoren-Abenden zum Thema Alkohol und Drogen setzt die Verkehrswacht weiterhin auf aktuelle Info-Angebote für erwachsene Verkehrsteilnehmer. Speziell für Autofahrer gibt es in Zusammenarbeit mit Reifen Hübener seit einigen Jahren die Aktion "Winterzeit – Fahrbereit", für Frauen werden spezielle Pannenkurse angeboten und gemeinsam mit der Fahrschule Reichel werden regelmäßig "Senioren-Fahrchecks" durchgeführt. Mit über 130 Mitgliedern hat sich die Verkehrswacht Wolfenbüttel eine breite Basis aufgebaut, neue Mitglieder, aber auch Sponsoren für die vielfältige Arbeit sind jederzeit gern gesehen. Weitere Informationen dazu auf den Seiten der Verkehrswacht Wolfenbüttel.


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