Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sind vier von fünf Bundesbürgern überzeugt: Deutschland werden in den nächsten Jahrzehnten die Fachkräfte ausgehen. Dies ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes TNS EMNID im Auftrag der Bertelsmann Stiftung.
88 Prozent erwarten den größten Bedarf in der Altenpflege, im Gesundheitssektor, bei den Lehrkräften, in der Landwirtschaft sowie in den Bereichen Elektrotechnik und Maschinenbau. 41 Prozent erwarten, dass es in IT-Berufen zu Engpässen kommt.
Jeder Zweite meint, dass mit Zuwanderern aus dem Ausland zukünftig fehlende inländische Arbeitskräfte auf dem Arbeitsmarkt ersetzt werden können. 44 Prozent sehen das dagegen nicht so.
Junge und gut ausgebildete Zuwanderer aus Südeuropa, beispielsweise aus Spanien, könnten die Lücken schließen, meinen 61 Prozent der Befragten, 36 Prozent glauben, dass diese Zuwanderer wieder in ihre Heimatländer zurückkehren werden, wenn sich dort die wirtschaftliche Situation bessert. Bei der Suche nach Fachkräften konkurriere die Bundesrepublik weltweit mit anderen hochentwickelten Ländern um Talente, so die Befragten.
Rund 90 Prozent der Befragten sind davon überzeugt, dass Deutschland für qualifizierte ausländische Fachkräfte ein attraktives Land sei. Allerdings muss nach Ansicht der Bürger noch einiges getan werden, um diese auch dauerhaft hier zu halten.
So ist es für 87 Prozent der Befragten am wichtigsten, dass nicht deutschsprachige Kinder bereits in der Kita gezielt beim Erlernen der deutschen Sprache gefördert werden. Auch die Chancen für mitziehende Familienangehörige auf dem Arbeitsmarkt müssen verbessert werden. Auf staatlicher Seite sollte die Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen einfacher werden, damit für Zuwanderer der Einstieg in besser bezahlte Arbeitsverhältnisse erleichtert wird. Als besonders wichtig sehen die Bundesbürger den effektiveren Schutz vor Diskriminierung an. Der schnelle Erwerb der Staatsbürgerschaft steht allerdings nur für jeden zweiten Befragten im Vordergrund.
Auf die Gefahren eines verschärften Wettbewerbs hochentwickelter Staaten bei der Suche nach qualifizierten Fachkräften weist die stellvertretende Vorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Liz Mohn, hin: „Der Wettbewerb um Talente darf nicht auf Kosten der Menschen gehen. Es sollte dabei nicht zu einem Wettlauf zwischen Nationen mit wenigen Gewinnern und vielen Verlierern kommen.“ Alle Staaten müssten stärker in Bildung und Ausbildung investieren, so Liz Mohn.
Die Bertelsmann Stiftung veranstaltet am 30. August erneut den Salzburger Trilog, an dem ranghohe Entscheider aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur teilnehmen. Sie diskutieren die Frage, wie Länder, Unternehmen, aber auch kulturelle Institutionen, die sich weltweit um Talente bemühen, über die Grenzen hinweg Möglichkeiten finden können, das Angebot an qualifizierten und mobilen Fachkräften zu erhöhen.
Hintergrund: Für die Umfrage wurden vom 31.07. bis 01.08.2013 in Deutschland 1.004 Personen interviewt.
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