Wolfenbüttel. Vor einer Woche zog Orkan "Friederike" über die Region hinweg, Für die Ortsfeuerwehr Wolfenbüttel Zeit, noch einmal eine Bilanz zu ziehen. "Friederike" hielt die Feuerwehr in Atmen und hinterließ einiges an Arbeit, teilt Feuerwehr-Sprecher Tobias Stein mit.
Die Warnungen hätten durchaus düster ausgesehen - schon Anfang der letzten Woche kamen Hinweise auf eine erhöhte Gefahr eines Orkans. Und Wolfenbüttel befand sich inmitten der Zugrichtung, beginnt Stein seinen Bericht. Am Donnerstagvormittag frischte der Wind auf und kurz vor 14 Uhr ging es in Wolfenbüttel los. Der angekündigte Orkan „Friederike“ hatte Wolfenbüttel erreicht. Die Örtliche Einsatzleitung besetzte den Funkraum in der Wolfenbütteler Wache, um mögliche Sturmeinsätze von der Leitstelle entgegenzunehmen.
Mit zunehmendem Wind haben auch die Einsätze für die Wolfenbütteler Feuerwehren rasant zugenommen. In den ersten 45 Minuten gingen diese im wahrsten Sinne des Wortes im Minutentakt ein. Umgefallene Bäume, herabfallende Ziegel, umherfliegende Verkehrszeichen oder aufgrund des Sturmes ausgelöste Brandmeldeanlagen, hierzu rückte auch ein Rettungswagen des DRK Rettungsdienst Wolfenbüttel mit an – die Aufgaben waren vielfältig und wurden nach Priorität abgearbeitet. Es sollte nachvollziehbar sein, dass neuralgische Punkte zuerst freigemacht werden mussten oder Absperrungen an Gefahrenstellen Vorrang hatten. Die Integrierte Regionalleitstelle in Braunschweig alarmierte eine Vielzahl von Feuerwehren, die Disponenten dort wurden personell verstärkt, um der Flut der Notrufe Herr zu werden. Neben der Örtlichen Einsatzleitung Wolfenbüttel wurden auch andere Einheiten im Kreisgebiet verständigt, auch hier galt es die Lage zu koordinieren.
Alle Wachen besetzt
Die Krumme Straße wurde teilweise gesperrt. Foto: Anke Donner
Aufgrund des hohen Einsatzaufkommens seien kurz vor 16 Uhr die Feuerwehrgerätehäuser aller Ortswehren Wolfenbüttels besetzt worden – der sogenannte Vollalarm wurde ausgelöst, berichtet Tobias Stein. Herabfallende Dachziegel haben dafür gesorgt, dass auch einige Straßen oder Gehwege gesperrt werden mussten (zum Beispiel im Bereich des Kornspeichers oder im Bereich des Harztorwalls). Auch der Durchgang durch den Seeligerpark wurde gesperrt.
Das Einsatzaufkommen in Wolfenbüttel sei über mehrere Stunden sehr hoch geblieben. Zahlreiche umgeknickte Bäume ließen die Kettensägen im Dauerbetrieb laufen. Ob im Stadtgebiet oder auf der Autobahn - die Einsatzstellen forderten die freiwilligen Helfer. Unter anderem musste auch die Zufahrt des Klinikums von einem Baum geräumt werden. Ein Baum war auf einen Kleinbus gestürzt, dieser völlig zerstört. Wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt. Sogar direkt vor die Feuerwehrfahrzeuge stürzten Bäume oder Dachziegeln. Die Lage war durchaus kritisch zu sehen, beurteilt Stein
225 Kräfte im Einsatz
Nach rund 100 Einsätzen (65 im Stadtgebiet) wurde es gegen 19 Uhr langsam ruhiger. Die zirka 225 eingesetzten Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren der Stadt und Ortsteile haben die eingegangenen Aufträge abgearbeitet.
„Etwa 100 Einsätze an einem halben Tag: Das war für die Freiwilligen Feuerwehren in Wolfenbüttel ein hartes Stück Arbeit - aber kein unbezwingbares. Die über 200 eingesetzten Kameradinnen und Kameraden unserer elf Ortsfeuerwehren haben professionell und Hand in Hand zusammengearbeitet und die Sturmschäden, die von der Örtlichen Einsatzleitung in der Feuerwache Wolfenbüttel gesammelt, priorisiert und koordiniert wurden, mit viel Motivation und vor allem viel Schweiß abgearbeitet. Auch wenn wir bei diesem geballten Aufkommen nicht an jeder Einsatzstelle innerhalb weniger Minuten sein konnten, haben wir aber sicherlich den Menschen in der Stadt Wolfenbüttel und den Ortsteilen wieder einmal eindrucksvoll bewiesen: Wir sind für sie da. Engagiert und ehrenamtlich. Ich spreche auch im Namen meines Stellvertreters, wenn ich an dieser Stelle allen unseren Einsatzkräften unser großes Lob und vor allem Dank für die geleistete Arbeit ausspreche“, resümierte Stadtbrandmeister Olaf Glaeske. Dieser Einschätzung schloss sich auch Bürgermeister Thomas Pink an. Im Einsatz waren die Ortsfeuerwehren Adersheim, Leinde, Fümmelse, Groß Stöckheim, Wolfenbüttel, Halchter, Linden, Wendessen, Ahlum, Atzum und Salzdahlum.
Am Donnerstagabend galt es weiterhin noch zu einer ausgelösten Brandmeldeanlage an der Halchterschen Straße auszurücken und später den DRK Rettungsdienst Wolfembüttel mit der Drehleiter beim Patiententransport zu unterstützen.
In der Nacht blieb es ruhig, die stürmische Friederike hatte keine Überraschungen mehr zu bieten.
Schäden am Folgetag beseitigt
Am Klinikum lag ein Baum in der Einfahrt zur Notaufnahme. Foto: Raedlein.
Am Freitag gab es noch einige im Tageslicht sichtbar gewordene Schäden zu beheben. An der Zufahrt zur Notaufnahme des Klinikums stand zum Beispiel ein Baum in gefährlicher Schräglage, zum Einsatz kam die Drehleiter, um die Gefahr des Herabfallens zu beseitigen. Über Nacht war die Zufahrt gesperrt, der Rettungsdienst musste über den Neuen Weg von der Rückseite aus zum Klinikum gelangen. Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die Feuerwehrleute während der Arbeiten an der Zufahrt des Klinikums optimal mit Mittagessen verpflegt worden sind.
Überwiegend waren am Freitag die Drehleiter oder der Brandmeister vom Dienst zur Erkundung gefordert - die einzelnen Einsatzstellen lagen hauptsächlich im nördlichen Stadtgebiet. Am Blauen Stein ragte ein umgestürzter Baum auf die Fahrbahn, andere Bäume an der Herrenbreite und an der Jahnstraße bedurften keiner weiteren Tätigkeiten der Feuerwehr. Nach dem Sturmschaden am Neuen Weg galt es noch bei einem abgebrochenen Ast am Alten Weg tätig zu werden, der wurde mit einem Einreißhaken entfernt. Der Neue Weg war später erneut Schauplatz eines Feuerwehreinsatzes. Zunächst rückte der Brandmeister vom Dienst zur Erkundung an, es folgen auch noch weitere Kräfte dorthin - ein Baum stand in Schieflage.
Mehr Rücksicht und Einsicht gefordert
Es gab in den Medien Vergleiche des Orkans "Friederike" mit dem Unwetter "Kyrill" aus dem Jahre 2007. Damals waren die Einsatzkräfte bis spät in die Nacht im Einsatz, fast überall im Landkreis waren die Feuerwehren gefordert. Die Folgen diesmal waren vergleichsweise glimpflich, gemessen an den Schäden von "Kyrill".
Leider hatten die Einsatzkräfte auch wieder mit der Unachtsamkeit und dem fehlenden Einsehen von Autofahrern zu kämpfen, gab es doch Beinahe-Unfälle, als Autofahrer an Einsatzfahrzeugen vorbeigefahren sind, so Stein. Die Abarbeitung der Einsätze erfolgte in gewohnter Qualität durch die Ortsfeuerwehren und die Koordination durch die Örtliche Einsatzleitung - ein Vorgehen, dass sich bereits seit über zehn Jahren bewährt hat.
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