Fersahoglu-Weber: "Sozialberufe sind kein Auffangbecken"




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„Es ist vollkommen richtig und schon längst überfällig, dass sich die Bundesregierung um die Schlecker-Frauen kümmert“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig, Rifat Fersahoglu-Weber, angesichts des neuesten Vorschlags aus dem Bundesarbeitsministerium, fügt aber hinzu: „Die Erziehung von kleinen Kindern und die Pflege hilfsbedürftiger Menschen eignen sich aber weder für arbeitsmarktpolitische Zwangsmaßnahmen noch dafür, ungelernte Kräfte einzusetzen. Die dringend notwendige gesellschaftliche Aufwertung dieser sozialen Berufe wird mit solchen Maßnahmen nicht erreicht - ganz im Gegenteil“, gibt Fersahoglu-Weber zu bedenken: „Sozialberufe dürfen nicht zu Auffangbecken werden.“


„Die AWO begrüßt es grundsätzlich, wenn Frauen und Männer ohne Zwang verstärkt auf die sinnstiftenden, aber auch verantwortungs- und anspruchsvollen Berufsfelder im Kita- und Altenpflegebereich aufmerksam gemacht werden“, erklärt Fersahoglu-Weber. „Qualifizierte und menschlich zugewandte Kinderbetreuung und Altenpflege – das kann aber nicht jeder.“ Denn die Anforderungen an die Mitarbeitenden würden höher und dazu benötige man gutbezahlte und hochmotivierte Fachkräfte. „Schnelle und billige Lösungen sind das grundsätzlich falsche Signal und können nicht die Fehler jahrzehntelanger falscher Ausbildungspolitik wieder gut machen.“

Die Ausbildung zur Erzieherin dürfe nicht durch kurzfristige politische Fehlentscheidungen aufgeweicht werden. Umschulungen seien zwar generell kein falsches Instrument, man dürfe die Kitas damit aber nicht überfordern. „Für die Integration und Qualifizierung fachfremder Arbeitskräfte brauchen die Kitas durchdachte Konzepte“, erklärt Fersahoglu-Weber. Zudem dürften zusätzliche Kräfte, solange sie noch ungelernt sind, nicht auf den Personalschlüssel angerechnet werden.

Auch in den Pflegeberufen seien die Anforderungen in den letzten Jahren enorm gestiegen: Auf der eine Seite  durch Arbeitsverdichtung und immer mehr Koordinations- und Steuerungsaufgaben, auf der anderen Seite durch die sich ändernden medizinischen und pflegerischen Bedarfe angesichts  Demenz, Multimorbidität und steigender Anforderungen an die Betreuung. „Deshalb brauchen wir in der Pflege vor allem mehr gut qualifizierte Fachkräfte und weniger noch mehr angelernte Hilfskräfte, die schon jetzt 50 Prozent und mehr der Arbeitenden in der Pflege ausmachen“, fordert Fersahoglu-Weber.


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