HospizZentrum in Wendessen feierte Richtfest

Der Umbau des ehemaligen Wendesser Gutshauses wird zu einem guten Teil durch Spenden aus der Bevölkerung finanziert.

„Mit Gunst und Verlaub“ spricht Malte Sucker seinen umfangreichen Richtspruch. Am Ende dieser festlichen „Weihe“ steht ein Segensspruch für Haus und Menschen. Als Vorstandsmitglied darf Werner Schilli (2. v. links) dann noch den letzten Nagel ins Gebälk schlagen.
„Mit Gunst und Verlaub“ spricht Malte Sucker seinen umfangreichen Richtspruch. Am Ende dieser festlichen „Weihe“ steht ein Segensspruch für Haus und Menschen. Als Vorstandsmitglied darf Werner Schilli (2. v. links) dann noch den letzten Nagel ins Gebälk schlagen. | Foto: privat

Wolfenbüttel. Derzeit wird das ehemalige Gutshaus in Wendessen zum HospizZentrum umgebaut. Am Donnerstag wurde Richtfest gefeiert. Darüber berichtet der Hospizverein Wolfenbüttel e.V. in einer Pressemitteilung.



Der Hospizverein bedankt sich damit vor allem bei den Bauhandwerkern, die seit Anfang 2022 die Planung zielstrebig umsetzen. Vor einigen Tagen wurde die größte der drei Gauben im Dachgeschoss fertiggestellt. Damit hat der Rohbau zu seiner geplanten Form gefunden.

Richtspruch in Reimform


Zimmermeister Malte Sucker und Polier Thomas Bebermeyer eröffneten die Feierstunde in Zunftkleidung. Auch Werner Schilli vom Vorstand des Hospizvereins und Klaus-Martin Jungkurth als Berater des Bauherrn hatten den Schritt auf die offene Gaube getan. In seinem Richtspruch ließ Sucker die Stationen von der Planung über den Teil-Abriss bis zu den Maurer- und Zimmererarbeiten in Reimen Revue passieren. Sein abschließender Wunsch: „Allen, die in diesem Haus / gehen in Zukunft ein und aus, / wünsche ich viel Kraft und Freude / und stets Geduld mit allem Leide. / Vor allem unseren kranken Menschen / soll der Herrgott hier seinen Segen schenken.“

In ihrer Festansprache erinnert Vorständin Ulrike Jürgens daran, dass bis vor vier Jahren weder ein Grundstück noch ein Gebäude und auch keine finanziellen Mittel in Aussicht standen, um jemals an ein Hospiz in Wolfenbüttel zu denken.
In ihrer Festansprache erinnert Vorständin Ulrike Jürgens daran, dass bis vor vier Jahren weder ein Grundstück noch ein Gebäude und auch keine finanziellen Mittel in Aussicht standen, um jemals an ein Hospiz in Wolfenbüttel zu denken. Foto: privat


Zwei weitere Rituale gehörten auch zum Richtfest. Die Männer in der offenen Gaube trinken einen Korn und zerschmettern die Gläser auf dem Boden. Nach altem Brauch heißt das: Wenn Scherben fliegen, bringt das Glück. Nun war auch der Bauherr gefordert: Werner Schilli musste den letzten Nagel ins Gebälk schlagen. Bei einem riesigen Zimmermannsnagel und einem winzigen Hammer keine leichte Aufgabe – die dann doch zu schaffen war und am Ende mit einem Applaus der Gästeschar belohnt wurde.

Auch der Bürgermeister war da


Zu den Gästen gehörten neben den zahlreichen Bauleuten als Vertreter der Stadt Wolfenbüttel Bürgermeister Ivica Lukanic und Stadtbaurat Knut Foraita. Aus Wendessen waren Mitglieder des Ortsrates und Nachbarn dabei. Auch vom Hospizverein waren viele anwesend, wird doch hier nach der Fertigstellung auch für sie der Mittelpunkt für ihre Tätigkeiten sein.

Gern hätte der Vorstand alle Menschen eingeladen, die das Projekt finanziell tragen – durch Mitgliedschaft, als Vertreter von Stiftungen und Unternehmen, als Spenderinnen und Spender. „Bei nahezu 500 Mitgliedern – und fast 900 Spendern speziell für das HospizZentrum – hätte das unsere Möglichkeiten bei weitem überschritten“, so Vorständin Ulrike Jürgens in ihrer Ansprache. Ihr herzliches Dankeschön gilt auch den vielen ehrenamtlichen Zeitschenkern, die den Bau mit ihrer Expertise begleiten, dem Architekten und den Fachplanern. „Uns war von Anfang an wichtig, Unternehmen der Region für dieses Projekt zu gewinnen. Das ist gelungen. Es ist uns eine große Freude wahrzunehmen, wie bewusst und engagiert die Bauhandwerker hier tätig sind.“

Baustelle mit ganz besonderer Atmosphäre


Zimmermeister Malte Sucker bestätigte: „Diese Baustelle hat eine ganz besondere Atmosphäre. Alle wissen um den Charakter des Hauses, in dem sterbenskranke Menschen ihre letzten Lebenstage verbringen werden. Es erfüllt uns alle mit Stolz, mit unserer Arbeit etwas beizutragen.“

Erstmals konnten die Gäste den Rohbau auch von innen besichtigen. In kleinen Gruppen ging es von Etage zu Etage. Architekt Bernd Grigull sei anzumerken gewesen, wie sehr er sich mit dem Bau identifiziert und über den Baufortschritt freut. Die Besucherinnen und Besucher konnten jetzt vielleicht erahnen, welch umfangreichen Überlegungen und Planungen nötig waren. Jedes der zehn Gästezimmer hat einen eigenen Zuschnitt, jedes ein geräumiges Bad. Beeindruckend ist das große „Wohnzimmer“ mit den beiden Terrassen. Klaus-Martin Jungkurth „verriet“ die Pläne des Vorstands: Wie in einer Familienrunde werden sich alle um einen großen Tisch einfinden können – Hospizgäste, die hier ihre letzten Lebenswochen verleben, ihre Besucher, Pflegekräfte und Ehrenamtliche.

Jeder Quadratmeter durchdacht


Diese seien besonders angetan von den beiden großen Räumen im Dachgeschoss. Hier werden Supervision, Gespräche und Fortbildungen stattfinden. Die großen Gauben in dieser Etage stehen exemplarisch für den Wunsch nach einem lichtdurchfluteten Haus. Eva-Christina Galanulis, eine der Ehrenamtlichen, kommentiert: „Vom Keller bis zum Dachboden ist jeder Quadratmeter durchdacht genutzt. Ich kann mir jetzt schon gut vorstellen, wie schön das Haus nach der Fertigstellung sein wird.“ Sie hatte die Gelegenheit, das Haus auch vor dem Umbau kennen zu lernen, und ergänzt: „Es ist beeindruckend, wie sich dieses alte Gebäude verändert hat. Wie schön, dass nach Jahren des Leerstands hier neues Leben einkehrt – und dazu noch mit dieser besonderen Bestimmung.“

Ähnliche Rückmeldungen bekam der Vorstand an diesem Nachmittag von vielen Seiten zu hören. Sogar NDR 1 war interessiert und übertrug mehrfach Ausschnitte aus einem Interview mit dem Vorstand.


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