Kinder mit Behinderung: DRK-Schulassistenten halten Kontakte aufrecht

Kinder mit Behinderungen brauchen auch bei geschlossenen Schulen aufmerksame Begleitung.

Die Schulassistenz des DRK als Hilfe zur Teilhabe an Bildung ist ein wichtiger Beitrag zur Inklusion.
Die Schulassistenz des DRK als Hilfe zur Teilhabe an Bildung ist ein wichtiger Beitrag zur Inklusion. | Foto: DRK

Wolfenbüttel. Am 13. März haben die Schulen und Kindergärten in Niedersachsen die Türen geschlossen. Die angebotenen Notbetreuungen werden im Landkreis nur vereinzelt genutzt, trotzdem verzeichnet die Schulassistenz des Deutschen Roten Kreuz in Wolfenbüttel eine gute Nachfrage. Diese Leistung steht Kindern mit verschiedenen Behinderungen zur Verfügung, um ihnen einen Schulbesuch und eine echte Teilhabe an Bildung zu ermöglichen. Von den über 110 Schulassistenzen des DRK waren in den beiden Wochen der Schulschließung 27 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bei betroffenen Familien im häuslichen Einsatz. Dies berichtet das DRK.


Für Thomas Stoch, Geschäftsführer der DRK-inkluzivo und Leiter des Integrations- und Therapiezentrum (ITZ) auf dem Exer in Wolfenbüttel, ist ein Punkt besonders wichtig: Niemand sei gezwungen, die Assistenz auch im häuslichen Umfeld der sonst in der Schule betreuten Kinder aufrechtzuerhalten. „Viele haben sich von sich aus dazu bereit erklärt – und so schaffen wir es, unsere Kunden in dieser schwierigen Zeit nicht alleine zu lassen. Wir freuen uns sehr über das Engagement unserer Mitarbeiter.“ Als größter Anbieter von Schulassistenz in der Region bemühe sich das DRK, die notwendigen Dienste und Angebote so gut wie möglich weiter laufen zu lassen.

Schulalltag in die Häuslichkeit übertragen



„Viele unserer Mitarbeitenden arbeiten im Home Office, andere kümmern sich um die Kinderbetreuung hier bei uns im Haus, die von allen DRK-Mitarbeitenden in Anspruch genommen wird, um ihre eigenen Kinder betreut zu haben und selbst arbeiten zu können. In der Schulassistenz ist es so, dass nicht alle Kunden eine Betreuung zu Hause benötigen“, erzählt er. Aber es gebe einige Fälle, in denen es wichtig sei den Kontakt zwischen Schulassistenz und Schüler mit Behinderung aufrechtzuerhalten. Hier gehe es auch darum, eine Konstanz in der Beschulung zu ermöglichen, tatsächlich dazu beizutragen den Schulalltag in die Häuslichkeit zu übertragen. Hinter den Bedarfen der Eltern stünden oft auch individuelle Schicksale und Familiengeschichten.

„Wir betreuen auch Kinder mit Störungen aus dem Autismusspektrum, die einfordern, ihre Bezugsperson aus der Schule weiterhin zu sehen. Für sie war das Wegbrechen der Tagesstruktur mit festen Unterrichtszeiten mitunter sehr schwierig. Es hilft ihnen, wenn wenigstens eine Vertrauensperson aus dem schulischen Umfeld weiter bei ihnen ist“, erklärt Jana Flamme, Teamleiterin der DRK-Schulassistenz. Auch für die Familien sei es eine Erleichterung, dass eine dritte Person als Ansprechpartner zur Verfügung stehe. Gerade bei Kindern mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, die von einer Schulassistenz begleitet werden, entfalle nicht der Bedarf durch den Ausfall der Schule. Sich 24 Stunden um ein betroffenes Kind zu kümmern, daneben im Home Office zu arbeiten und gegebenenfalls noch weitere Geschwister zu betreuen, sei eine Mammutaufgabe für Eltern. Großeltern, die sonst zum sozialen Netz der Familien gehören, müssten geschützt werden. „Unsere Mitarbeiterinnen kennen die Kinder sehr gut und genießen das Vertrauen der Eltern. So ist es eigentlich nur logisch, dass dieser Kontakt aufrecht erhalten und kein separater Pflegedienst zur Unterstützung angefragt wird. Unter Umständen wäre eine neue Kontaktperson auch ein potenzielles Ansteckungsrisiko. Leider war das für einige Kostenträger nicht sofort ersichtlich“, beschreibt Stoch eine der bürokratischen Hürden der ersten Tage.

Eltern mit systemrelevanten Jobs


Die Kostenübernahme der Begleitung im häuslichen Bereich sei zunächst sehr unsicher gewesen. Denn ohne Schule müsste auch die Schulassistenz nicht stattfinden, so das Argument. Mittlerweile gebe es Vereinbarungen. Sehr wichtig sei das Angebot des ITZ, die Schüler mit Behinderungen in der Häuslichkeit weiter zu betreuen, für eine besondere Personengruppe: Alleinerziehende mit systemrelevantem Job. Die Notbetreuungen der Schulen und Kitas scheinen nicht darauf eingestellt zu sein, die Kinder mit Behinderungen mit ihren Einzelbetreuungen aufzunehmen. Daher ermögliche die häusliche Betreuung der Schüler auch, dass ihre Eltern weiter arbeiten können – als Krankenpfleger, Polizisten, als Kassiererin. „Wir wissen von einigen Müttern oder Vätern, die in dieser Zeit selbst gebraucht werden und so weiter arbeiten können. Die Schulassistenz vorübergehend in den häuslichen Bereich zu verlegen, hat erst einmal für Entlastung gesorgt“, erzählt Flamme. Gleichzeitig betont sie, dass die häusliche Betreuung keine Dauerlösung sei. Denn die Schulassistenz solle so bald wie möglich genau das sein, was sie vor der Krise war: Eine professionelle Begleitung, die bei der integrativen Beschulung hilft und Kindern mit Behinderungen ermöglicht, am schulischen Leben teilzuhaben. Sollte die Schulschließung weiter anhalten, dann stehe das DRK hier weiter zur Verfügung. Eine Abfrage an die Kunden und an alle betroffenen Schulen wurde bereits verschickt – das DRK bereitet sich darauf vor, die notwendigen Assistenzleistungen auch weiterhin anzubieten.


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