Prozess gegen Todes-Fahrer von Halchter: „Ich hoffte, ich komme an ihr vorbei“

von André Ehlers




Braunschweig. „Es tut mir leid, dass es passiert ist. Ich würde es gerne rückgängig machen, aber es geht nicht.“ Denis Z. sitzt im Saal 125 des Landgerichts und stützt seinen Kopf auf die Hände. Der 33-Jährige hatte sich im März vergangenen Jahres eine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert und dabei eine Frau getötet.



Als er am frühen Morgen gegen 6 Uhr mit seinem BMW auf der Harzburger Straße durch Halchter raste, überfuhr er Ramona K. Sie war gerade mit ihrem Hund spazieren und wollte Frühstücks-Brötchen kaufen. Kurz vor der HEM-Tankstelle wurden sie von dem Fahrzeug erfasst und durch die Luft geschleudert. Sie starb noch am Unfallort an ihren schweren Verletzungen. Die Mutter von zwei Kindern hatte keine Chance. (WolfenbüttelHeute.de berichtete).



Der Todes-Fahrer muss sich nun vor Gericht verantworten. Neben fahrlässiger Tötung wird ihm Fahren ohne Führerschein und Diebstahl vorgeworfen. In seinem umfassenden Geständnis gibt der Angeklagte alle Taten zu: So war er seinerzeit schwer drogenabhängig, hat sich nahezu täglich mit „Chrystal Meth“ aufgeputscht. Bestellt hat er den in der Szene als „Badesalz“ bekannten Stoff im Internet. Finanziert hat der 33-Jährige, der von Hartz4 lebt, seine Sucht mit dem Verkauf von geklautem Kupferdraht und Alt-Batterien. Dabei waren er und seine Freunde bereits ins Visier der Polizei geraten.

„Habe diese Bilder in meinem Kopf“




Am verhängnisvollen Morgen des 4. März 2013 hatten Zivilbeamte Denis Z. schon längere Zeit dabei beobachtet, wie er mit Freunden Gegenstände aus dem Keller seines Wohnhauses in eine Halle in einem Waldstück bei Salzgitter fuhr. Als der 33-Jährige anschließend bemerkte, dass er verfolgt wurde, gab er Gas. Im BMW saß auch Josephine G., eine Bekannte aus Haldensleben. Sie will Denis Z. immer wieder zum Aufgeben aufgefordert haben: „Ich hatte Angst um mein Leben“, sagt sie aus. Allerdings stand auch sie zu diesem Zeitpunkt unter Drogen. Bei dem Unfall in Halchter wurde die 20-Jährige leicht verletzt. Den Moment des Zusammenstoßes schildert der Angeklagte so: „Ich bin in den Ort gefahren und plötzlich sah ich diese Frau, die über die Straße wollte. Ich habe nach links gezogen, weil ich dachte, dass ich dann noch an ihr vorbeikomme, doch dann war es schon passiert. Diese Bilder habe ich immer wieder im Kopf.“



Nach dem Zusammenprall überschlug sich der BMW mehrfach. Denis Z. versuchte zu Fuß zu flüchten. Erst als ein Polizist einen Warnschuss abgab, blieb er stehen. In seiner Aussage weist er immer wieder darauf hin, dass er durch seine Drogensucht oft an Verfolgungswahn gelitten hat. Verstärkt sei das durch das ständige Abhören des Polizeifunks. Tatsächlich hatte sich Denis Z. schon öfter Verfolgungsjagden mit der Polizei geliefert. Immer wieder wurde er erwischt.  Drogen und Diebstähle ziehen sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Eine Therapie hat er abgebrochen. Derzeit sitzt er eine Haftstrafe in der JVA Wolfenbüttel ab. Nun drohen dem Angeklagten bis zu fünf weitere Jahre Knast.

„Sieh' dir an, was Du angerichtet hast“, soll ein Polizist bei der Festnahme am Unfallort zu Denis Z. gesagt haben. Das ganze Ausmaß scheint dem 33-Jährigen bis heute nicht bewußt zu sein. Der Ehemann des Opfers erschien nicht vor Gericht. Er will dem Mann, der den Tod seiner Frau verursacht hat, nicht ins Gesicht sehen müssen, heißt es in einer Erklärung. Das Urteil hat Richterin Gerstin Dreyer für kommenden Montag oder Donnerstag angekündigt.


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