Innenohrprothese: Braunschweiger Klinikum erhält Zertifikat

Die Versorgung hörgeschädigter Menschen mit Cochlea Implantaten stelle einen Meilenstein in der Medizingeschichte dar.

 Esther Bens, Audiometristin (links), Prof. Dr. Andreas Gerstner, Chefarzt der Hals-, Nasen-, Ohren-Klinik, und ärztlicher Kollege Sebastian Pollak (rechts) freuen sich über die Zertifizierung.
Esther Bens, Audiometristin (links), Prof. Dr. Andreas Gerstner, Chefarzt der Hals-, Nasen-, Ohren-Klinik, und ärztlicher Kollege Sebastian Pollak (rechts) freuen sich über die Zertifizierung. | Foto: Klinikum Braunschweig / Björn Petersen

Braunschweig. Die Hals-, Nasen-, Ohren-Klinik des Klinikums Braunschweig hat von dem Internationalen Zertifizierungsinstitut für Management und Personal – ClarCert alle fachlichen Anforderungen an eine Cochlea-Implantat-versorgende Einrichtung (CIVE) erfüllt und somit das Zertifikat dafür erhalten. Dies berichtet das Klinikum Braunschweig am Mittwoch.


Die Versorgung hörgeschädigter Menschen mit Cochlea Implantaten stelle einen Meilenstein in der Medizingeschichte dar, heißt es in der Mitteilung. Erstmals könne damit eine verlorengegangene oder von Geburt an nicht angelegte Sinnesfunktion wiederhergestellt beziehungsweise ersetzt werden. Aus verschiedenen Gründen sei diese Behandlung jedoch nicht unumstritten. Ein mitunter wunder Punkt sei bislang eine zu unverbindliche Regelung bezüglich der postoperativen Betreuung. Bislang sei es nicht auszuschließen gewesen, dass einzelne Operateure nach Erbringung der operativen Leistung (Einführen der Stimulationselektrode in die Hörschnecke) sich nicht konsequent um die wichtige Nachsorge gekümmert haben.


Beste Versorgung nach Eingriff


Prof. Dr. Andreas Gerstner, Chefarzt der Hals-, Nasen-, Ohren- Klinik, freut sich über die Zertifizierung: „Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung, denn wir als operierende Klinik haben nun die Chance, mittels des Zertifikates als CIVE zu dokumentieren, dass wir ein umfassendes Betreuungskonzept anbieten. Dieses reicht von der Früherkennung über die Differentialdiagnose und -therapie, die Unabhängigkeit in der Auswahl des Herstellers bis hin zur sogenannten Erstanpassung, der Rehabilitation und der lebenslangen Nachsorge.“

Das Konzept der CIVE wurde von der Deutschen Gesellschaft für Hals-, Nasen-, Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC) zusammen mit der Deutschen Cochlea- Implantat-Gesellschaft (DCIG) entwickelt, und übernimmt die in vorherigen Abstimmungen konsentierten Aussagen des „Weißbuchs Cochlea-Implantation“. Das Wort Cochlea bedeutet Hörschnecke oder Innenohr, ein Implantat ist eine in den Körper eingebrachte Prothese. Cochlea Implantat bedeutet also Innenohrprothese.

Abgekürzt und vereinfacht nennt man diese Innenohrprothese CI. Ein Cochlea Implantat ist eine Hörsinnesprothese, die das defekte Innenohr ersetzt und den Schallweg vollständig umgeht: Das CI nimmt den Schall auf, übersetzt ihn in elektrische Impulse und leitet diese direkt an den Hörnerven weiter. Eine Cochlea-Implantat-Versorgung könne dann sinnvoll sein, wenn mittels bester herkömmlicher schallverstärkender Hörgeräte kein ausreichendes Sprachverstehen mehr erzielt werden kann. Das gilt für Kinder sowie Jugendliche und Erwachsene, bei denen die Funktion des Innenohres nur rudimentär oder gar nicht vorhanden bzw. verloren gegangen ist. In aller Regel könne dies durch den Einsatz eines Cochlea- Implantates (CI) behoben werden. Ein CI ersetzt die Funktion des Innenohres, indem es die Schallsignale des gesprochenen Wortes in elektrische Impulse umwandelt, die direkt an den Hörnerven weitergegeben werden, der diese dann ins Hirn weiterleitet. Es handelt sich dabei um die beste Neuroprothese, die bisher entwickelt wurde, da das CI auf diese Weise in der Lage ist, den Hörsinn wieder komplett herzustellen.


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