Braunschweig. Am heutigen Dienstag wurden die Auszeichnungen des diesjährigen Johannes-Göderitz-Preis unter dem Titel „CoLiving Campus – Urbanes kollaboratives Quartier“ verliehen und die Ausstellung zu den städtebaulichen Ideen eröffnet. Das teilte die technischen Universität Braunschweig mit.
Gleich drei erste Preise wird die Jury in diesem Jahr vergeben. „Alle drei Arbeiten weisen eine besondere Qualität auf, die jeweils über den ersten Preis gewürdigt werden soll“, so die Entscheidung der Jury. Für ihren Entwurf „Jetzt wird’s bunt“ erhalten Marie Scheer und Kristin Schöning von der TU Braunschweig einen ersten Preis. Ebenso werden Malte Guhlke und Lhara Collin von der TU Dresden für „Grüne Umarmung“ sowie Beatrice Felix und Leon Schreiber von der Leibniz Universität Hannover für ihre Arbeit „Quartier Nord-Ost“ mit jeweils einem ersten Preis ausgezeichnet. Der zweite Preis geht an Carolyn Genschow von der TU Dresden für ihren Entwurf „Innovationscampus Ringgleis“, der dritte Preis an Diana Meyer und Duc Viet Nguyen, ebenfalls von der TU Dresden, mit ihrem Projekt „Step by Step“. Die ersten Preise waren mit jeweils 1.000 Euro, der zweite mit 600 Euro und der dritte mit 400 Euro dotiert.
17 Arbeiten aus fünf Universitäten
Gefragt sind beim Johannes-Göderitz-Preis mutige Arbeiten. „Denn hier ist der Rahmen für eine Diskussion außerhalb des "geschützten" Raums der Universitäten oder der Städte gegeben“, betont Professor Uwe Brederlau, Leiter des Instituts für Städtebau und Entwurfsmethodik und Vorsitzender der Johannes-Göderitz-Stiftung. „Für die diesjährige Wettbewerbsaufgabe "CoLiving Campus - Urbanes kollaboratives Quartier" wurde mit dem Campus Nord einschließlich Umgebung ein Areal ausgewählt, das zusätzlich zum Forschen und Lehren bereits vielfältige Aktivitäten aufweist. Die Atmosphäre einer ehemaligen Bundesgrenzschutzkaserne ist jedoch ebenso noch spürbar. Das Potenzial dieses Campus, dieses Stadtraums wurde bereits in dem Zukunftsbild für Braunschweig "Denk deine Stadt" offensichtlich. Den Möglichkeitsraum dafür haben die eingereichten Arbeiten aller Studierenden nun erheblich erweitert.“
Insgesamt reichten die teilnehmenden Hochschulen HafenCity Universität Hamburg, Leibniz Universität Hannover, TU Braunschweig, TU Dresden und TU Kaiserslautern 17 Arbeiten ein. Dabei gestalteten die Studierenden in allen Entwürfen Ansätze für ein gemischtes urbanes Campus-Quartier. Nachhaltigkeit und Fußgänger- sowie Fahrradfreundlichkeit waren allen wichtig. Ebenso sind Sharing-Angebote und gemeinschaftliche Konzepte Bestandteil der meisten Projekte.
Freuen sich über den ersten Preis: Kristin Schöning und Marie Scheer von der TU Braunschweig gewannen mit ihrem Entwurf „Jetzt wird’s bunt“. Foto: Marisol Glasserman/TU Braunschweig
Aus der Perspektive der Nutzer
Für ihr Projekt „Jetzt wird’s bunt“ hatten die beiden Studentinnen Marie Scheer und Kristin Schöning von der TU Braunschweig vorab mit zahlreichen Nutzerinnen und Nutzern, Vereinen und Initiativen am Campus Nord gesprochen, Interviews geführt und das künftige Quartier genau unter die Lupe genommen. Ihre Idee: Verschiedene Partizipationsmethoden sollen für das Areal erprobt werden. Daher gibt es keinen fertigen städtebaulichen Entwurf, sondern Vorschläge wie sich das Gebiet in den nächsten Jahrzehnten entwickeln kann.
Damit konnten die Braunschweiger Studentinnen bei der Jury punkten. „Diese Arbeit hat sich in vorbildhafter Weise mit den Anforderungen der Auslobung zu dem Ansatz des Masterplans, der Prozesshaftigkeit und der Partizipation auseinandergesetzt. Bereits als Baustein des Studentenwettbewerbs wurden Interviews geführt und die Nutzerperspektive eingenommen“, lautet ihr Urteil.
„Wir wollten die Nutzerinnen und Nutzer am Campus Nord nicht einfach außen vor lassen“, erklärt Kristin Schöning ihren Ansatz. „Uns ging es auch um das gemeinschaftliche Miteinander“, ergänzt Marie Scheer. „Wir wollen Synergien schaffen zwischen Vorhandenem und Neuem.“ Der Entwurf unter dem Motto „Jetzt wird’s bunt“ meint: Bunt im Sinne von durchmischt, offen, verbindend.
Die Stadt in die Uni holen
In dem Entwurf „Grüne Umarmung“ von Malte Guhlke und Lhara Collin, TU Dresden, sieht die Jury in „herausragender Weise“ die Absicht umgesetzt, „die Stadt in die Uni“ zu holen. „Das städtebaulich durchkomponierte Quartier bietet eine robuste Grundstruktur mit der Option, auch über partizipative Prozesse dauerhaft klare Raumstrukturen des Öffentlichen und des Privaten zu schaffen.“
Die Arbeit „Quartier Nord-Ost“ von Beatrice Felix und Leon Schreiber, Studierende der Leibniz Universität Hannover, gibt ein klares Statement ab, möglichst viel von dem Grünbestand zu bewahren. „Dieser Entwurf zeichnet sich durch eine klare Entscheidung und einen konzeptionellen Blick auf die gesamtstädtische Ordnung und Balance aus, indem er den Campus Ost mit dem Campus Nord verbindet und gleichzeitig als ebenbürtigen Potenzialraum die vorhandene Grünfläche für die weitere Entwicklung und Qualifizierung belässt“, urteilt die Jury.
Marie Scheer und Kristin Schöning haben das künftige Quartier genau unter die Lupe genommen und Interviews mit Nutzerinnen und Nutzern geführt. Foto: Marie Scheer und Kristin Schöning/TU Braunschweig
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