Schriftstellerin Judith Schalansky erhält Literaturpreis 2018


Judith Schalansky. Copyright: Jürgen Bauer, Suhrkamp Verlag
Judith Schalansky. Copyright: Jürgen Bauer, Suhrkamp Verlag

Braunschweig. Der von der Stadt Braunschweig und dem Deutschlandfunk gestiftete und mit 30.000 Euro dotierte Wilhelm Raabe-Literaturpreis geht in diesem Jahr an Judith Schalansky für ihr Buch "Verzeichnis einiger Verluste".


Der Preis wird am 4. November im Rahmen eines Matinee-Festakts im Kleinen Haus des Braunschweiger Staatstheaters durch den Braunschweiger Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue überreicht. Bereits am Vortag liest Judith Schalansky dort im Rahmen der Langen Nacht der Literatur.

Zur Begründung erklärte die Jury: "Judith Schalansky ist eine Grenzgängerin zwischen Natur und Poesie, zwischen Wissenswelten und Phantasiereichen, zwischen Zählen und Erzählen. Und sie hält das Trägermedium Buch mit den transportierten Inhalten in engstem Kontakt. Ästhetischer Wille und ein untrügliches Formbewusstsein erzeugen Kongruenzen, wo es nur geht. Das ist auch in ihrem neuen, mit dem Wilhelm Raabe-Literaturpreis ausgezeichneten Buch ‚Verzeichnis einiger Verluste‘ so. Es hat nicht nur keine Gattungsbezeichnung, es bietet eher eine ganz neue Gattung an: die poetische Archivierung der verschwundenen Dinge, die auf diese Weise eine Wiederauferstehung in der Verwandlung erfahren – als literarische Erzählung. Ob eine verschwundene Insel im Pazifik, das Skelett eines Einhorns, der kaspische Tiger, die erleuchteten Texte des Religionsstifters Mani oder der Palast der Republik in Berlin: alle Verluste werden in einem Register umfassender Kenntnisse und ungebändigter Fabulierfreude gutgeschrieben. Ein Kompendium der neuen Art, das daran arbeitet, unsere Wissensordnung umzukrempeln, indem es tief ins historische Material einsteigt und sich unbändig daraus erhebt. Judith Schalansky ist damit etwas ganz Ungewöhnliches gelungen. Sie findet eine Verkehrssprache für den Umgang mit dem Toten und dem Verlorenen. Eine poetische Prosa der Metamorphosen. Ausgestreckt zwischen Ovid und Otto Guericke, mit der Stimme der Sappho und der Garbo, ein wundersames, ein Wunder-Buch."

Die Jury des Wilhelm Raabe-Literaturpreises besteht aus neun Personen und setzt sich in diesem Jahr zusammen aus Prof. Dr. Moritz Baßler (Germanistisches Institut der Universität Münster), Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin), Dr. Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig), Dr. Michael Schmitt (3sat), Prof. Dr. Renate Stauf (Germanistisches Institut, TU Braunschweig), Katharina Teutsch (u.a. FAZ, Tagesspiegel) und Dr. Hubert Winkels (Deutschlandfunk).

Mit der Verleihung des Wilhelm-Raabe-Preises zeichnen die Stadt Braunschweig und Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus. Mit der Auszeichnung soll exemplarisch das bis zum Zeitpunkt der Preisverleihung publizierte literarische Schaffen gewürdigt werden. Ein neues Buch des Preisträgers muss im laufenden Kalenderjahr der jeweils aktuellen Vergabe erschienen sein. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Rainald Goetz, Jochen Missfeldt, Ralf Rothmann, Wolf Haas, Katja Lange-Müller, Andreas Maier, Sibylle Lewitscharoff, Christian Kracht, Marion Poschmann, Thomas Hettche und Clemens J. Setz, Heinz Strunk und Petra Morsbach.

Deutschlandfunk wird den Festakt und eine Lesung des Preisträgers mit anschließendem Gespräch am Samstag, 24. November 2018, von 20.05 Uhr bis 22.00 Uhr senden. Auf dem Digitalkanal "Dlf Dokumente und Debatten" ist der komplette Festakt am 4. November sowie ein fünfstündiges Literaturprogramm am Vorabend live zu hören.

Karten für die Lange Nacht der Literatur am 3. November sind an den Kassen des Staatstheaters erhältlich.


mehr News aus Braunschweig