Krisenschwerpunkt Familie: Konfliktfrei durch die gemeinsame Auszeit

Selten sind Familien den ganzen Tag zusammen. Dies birgt auch ein hohes Konfliktpotential. Diplom Psychologin Claudia Brümmer gibt Tipps wie die Zeit gut überbrückt werden kann.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Goslar. Seit Wochenbeginn sind Kindergärten und Schulen zu. Ein Großteil der Betreuung erfolgt daheim in den eigenen vier Wänden. Doch so schön die Zeit mit den Liebsten auch sein mag, droht natürlich auch Konfliktpotential, denn welche Familie ist es abgesehen von den Ferien und Wochenenden gewöhnt, täglich und ohne Unterbrechung zusammen zu sein? Diplom Psychologin Claudia Brümmer, Leiterin der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche (BEKJ) beim Landkreis Goslar, gibt Tipps wie der ungewohnte Alltag gemeistert werden kann, und wo es im nicht immer vermeidbaren Konfliktfall telefonische Beratung gibt, so der Landkreis Goslar in einer Pressemitteilung.


So gebe eine geregelte Tagesstruktur mit festen Zeiten für Essen, Schlafen, Aufgaben und Freizeit Halt und Sicherheit. Eine To-Do-Liste könne die sowohl Pflichten und schöne Aktivitäten enthalten. Für Schulkinder sei es wichtig, auch schulische Aufgaben zu erledigen oder sich im ARD Bildungsfernsehen etwas schulischen Alltag nach Hause holen zu können. Möglicherweise stelle die Schule auch Lern- und Arbeitsmaterial für zu Hause zur Verfügung. Auch spielerisch könnten zu Hause Kopfrechenaufgaben oder Lese- und Rechtschreibübungen durchgeführt werden. Kurzreferate, die die Kinder für ihre Familienmitglieder erstellen, könnten Spaß bereiten und gleichzeitig das Interesse und das Miteinander Fördern. Lernphasen würden auch den Eltern zugutekommen, so Brümmer, denn durch sie könnten sie im Homeoffice ihre Arbeit erledigen, ohne in den Keller flüchten zu müssen.

Für Kitakinder sei es hilfreich eine kindergartennahe Tagesstruktur zu haben – Zeiten zum Spielen, Malen, Singen, Tanzen, Bücher anschauen und Ausruhen, erklärt Brümmer.

Ernährung und Bewegung


Gesunde Ernährung sei auch außerhalb der Corona-Krise sehr wichtig, jetzt aber ganz besonders. Das gemeinsame Essen könne gerade in der aktuellen Zeit wieder mehr Bedeutsamkeit erlangen. So könne gemeinsam gekocht und der Tisch abgeräumt werden. "Auch kreative Ideen sind gefragt, beispielsweise ein Picknick im Wohnzimmer oder eine Teestunde im Kinderzimmer, wo die Kleinen den Gastgeber mimen können. Die Zeit kann jetzt genutzt werden, für Gespräche, für einen gemütlichen Lesenachmittag oder einen lustigen Spieleabend", so Brümmer.

Aufgrund der aktuellen Situation könnten Bewegungsübungen zu Hause, auf dem Balkon oder der Terrasse angehalten werden. Denn Bewegung sei gut für Körper, Geist und Seele. Ideen hierfür wären zum Beispiel Yoga oder Übungen, die die Kinder aus dem Sportunterricht oder dem Verein gelernt haben. Auch das gemeinsame Tanzen könne eine Option sein.

Entschleunigung und Mittagsschläfchen


Auch in Krisenzeiten sollten die Eltern auf einen achtsamen Umgang miteinander achten. Unterstützung und Freiräume seien besonders wichtig.
"Und diese Zeit, so unwirklich sie uns mitunter auch erscheinen mag, bietet auch die Möglichkeit der Entschleunigung, die Möglichkeit innezuhalten. Und, das „Mittagsschläfchen“ ist ja auch aus der Mode gekommen. Jetzt wäre eine gute Gelegenheit es wieder ins Leben zu rufen", schlägt Brümmer vor.

Wen Existenzängste und andere Sorgen plagen, der sollte darüber sprechen. Gegebenenfalls könne man sich über Hilfsangebote informieren, aber auch Ablenkung sei sinnvoll. Auch Kinder würden sehr unterschiedlich auf Veränderungen und Belastungen reagieren. Einige werden ängstlich, traurig, unruhig und nervös, andere wiederum aggressiver oder bekommen psychosomatische Beschwerden. Auch Reaktionen von regressivem Verhalten, wie beispielsweise Bettnässen, Daumenlutschen oder das Verfallen in eine Babysprache, könnten auftreten. Hier sei Verständnis, Zuneigung und Unterstützung gefragt. Viele Reaktionen seien vorübergehend und verschwinden auch wieder.

Wichtig sei es trotz allem Ruhe zu bewahren und gelassen zu bleiben. Auch sich vor dem Schlafen gehen wieder zu versöhnen sei wichtig. Darüber hinaus müssten den Kleinen und Großen klare Anweisungen gegeben werden. Den "Nörglern" sollte nicht noch mehr Zeit am Tablet oder der Spielkonsole eingeräumt werden, empfiehlt Brümmer. Wichtig sei, wie bei allen Dingen, das richtige Maß – ein gutes Gleichgewicht schaffen zwischen Medienzeit und medienfreier Zeit. Hiebei sollten die Eltern mit gutem Beispiel vorangehen und ebenfalls das Tablet oder das Handy zur Seite legen.

Diese Bratungsmöglichkeiten gibt es


Wenn die Belastungen und Sorgen zunehmen, es dann zu Hause doch eskaliere und man nicht mehr wisse, wie die Konflikte zwischen den Familienmitgliedern ausgeräumt werden können, sei fachlicher Rat gefragt. Die Beratungsstellen für Eltern, Kinder und Jugendliche des Landkreises Goslar würden derzeit telefonische Beratung unter folgenden Rufnummern anbieten: BEKJ Goslar: 05321 76-482, BEKJ Bad Harzburg: 05322 8453 und BEKJ Clausthal-Zellerfeld: 05323 83635. Darüber hinaus biete die bke (Bundeskonferenz für Erziehungsberatung) für Jugendliche und Eltern unter www.bke-jugendberatung.de und www.bke-elternberatung.de eine Onlineberatung an. Dort beraten Fachkräfte, auch aus dem Homeoffice, rund um die Uhr, anonym per Mail, in Einzel- und Gruppenchats sowie im fachlich moderierten Forum.


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