Jedes Jahr 75.000 neue Nichtschwimmer - DLRG schlägt Alarm

Auch das Training für Rettungsschwimmer müsse wieder zulässig sein. Die DLRG fordert Kraftanstrengnungen, um den durch den Lockdown versäumten Schwimmunterricht aufzuholen.

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(Symbolbild) | Foto: Pixabay

Region. Durch den Ausfall des Schwimmunterrichtes in Schulen und Vereinen gebe es laut eines Brandbriefs der DLRG an die Landesregierung und die Fraktionsvorsitzenden im Landtag jedes Jahr 75.000 Nichtschwimmer zusätzlich in Niedersachsen. Noch schlimmer sei, dass auch das Training für Rettungsschwimmer nicht stattfinde.


Wann der richtige Zeitpunkt für so einen Brandbrief sei, habe sich Oliver Liersch, Präsident der Niedersächsischen DLRG vor dem Verfassen des Briefes gefragt, der regionalHeute.de vorliegt: "Ich habe die Hoffnung, dass die bevorstehenden Ostertage geeignet sind, die Aufmerksamkeit auf die zu richten, die nicht laut schreien. Kinder, die seit über einem Jahr keine Chance haben, schwimmen zu lernen, aber still ertrinken. Hilfsorganisationen, die täglich impfen und testen, für die jedoch bis heute kein Rettungsschirm aufgespannt wurde. Beides ist beschämend für unser Land."

Auch Rettungsschwimmer haben das Nachsehen


Seit März 2020 finde praktisch kein Schwimmunterricht mehr statt, weder bei der DLRG, noch bei Schwimmvereinen und auch der Schulschwimmunterricht sei ausgesetzt. "Jedes Jahr haben wir hierdurch 75.000 mehr Nichtschwimmer in Niedersachsen. Schon zuvor gab es lange Wartelisten für Schwimmkurse", hebt Liersch hervor und verdeutlicht: "Die Bilder der zwei ertrunkenen Jungen am Laher Teich vor wenigen Wochen in Hannover stehen mahnend für weitere Kinder, die aktuell keine Möglichkeit haben, Schwimmkurse zu besuchen." Es müsste, so Liersch, "selbstverständlich sein, dass Rettungsschwimmer trainieren dürften, um die Einsatzfähigkeit zu erhalten." Schwimmbäder würden bei der Öffnungsstrategie gegenüber anderen Sportstätten benachteiligt. "Das ist nach allen Erkenntnissen auch nach dem Infektionsgeschehen nicht gerechtfertigt. Viele Badbetreiber besitzen gute Hygienekonzepte." Kleine Gruppen in großen Hallen müssten möglich sein, appelliert der DLRG-Präsident und fordert die Landesregierung auf, hier auf die Kommunen einzuwirken.

Es gibt viel aufzuholen


Nach dem Lockdown müsse es dreifache Hallenzeiten für den Schwimmunterricht in den Schwimmbädern geben, um den versäumten Schwimmunterricht aufzuholen. "Dies muss gegebenenfalls auch zulasten des sonstigen Wettkampfgeschehens, des Schwimmsports und der privaten Nutzung der Bäder erfolgen", meint Liersch und fügt hinzu, dass auch entsprechend Schwimmlehrer angelernt werden müssten: "Dies ist ein Kraftakt, aber er muss angegangen werden."

Die Helfer brauchen Hilfe


Von allen Fraktionen im Niedersächsischen Landtag äußerte sich bislang lediglich Marco Genthe (FDP) zu den Forderungen der DLRG in einer Pressemitteilung. Dazu erklärt der sportpolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag: "Die Anzahl der Nichtschwimmer in Niedersachsen war schon immer besorgniserregend." Es stelle sich auch an dieser Stelle als ein schwerer Fehler heraus, dass die Landesregierung den Sport über einen langen Zeitraum völlig undifferenziert verboten habe, obwohl es gerade im Schwimmsport gute Hygienekonzepte gebe, die Ansteckungsrisiken stark minimieren. "Nun ist zu befürchten, dass insbesondere auf die ehrenamtlichen Rettungsschwimmer in diesen Sommermonaten sehr viel Arbeit zukommt. Wenn auch sie aufgrund der allgemeinen Verbote nicht ausreichend trainieren konnten, machen wir uns große Sorgen." Genthe fordert Innenminister Pistorius auf, den Hilfsorganisationen zu helfen.


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