Krise statt Erholung: Das Handwerk erwartet 2023 keine Entspannung

Ob Bäcker, Fleischer, Textilreiniger oder andere handwerkliche Berufe, die aktuellen Krisen bereiten den Betrieben große Sorgen.

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Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Das Handwerk geht mit großer Unsicherheit in das neue Jahr. „Angesichts der vielen Unwägbarkeiten und Risiken ist eine seriöse Prognose für 2023 nicht möglich“, sagt Eckhard Sudmeyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Unklar sei vor allem, wie sich die geopolitische Lage weiterentwickeln werde.



„Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hatten sich die Lieferschwierigkeiten bei Holz, Getreide und anderen Rohstoffen in 2022 nochmals verschärft. Energieintensive Handwerksbetriebe wie Bäcker, Fleischer oder Textilreiniger leiden außerdem unter den Energiepreissteigerungen“, erklärt Sudmeyer. Die Erholung der Handwerkskonjunktur nach der Corona-Pandemie habe dadurch einen deutlichen Dämpfer erlitten. Zwar werde die aktuelle Geschäftslage in den meisten Handwerkbetrieben noch relativ gut eingeschätzt, die Zukunftserwartungen seien jedoch pessimistischer. So erwarteten in der Herbstkonjunkturumfrage 2022 der Handwerkskammer 55 Prozent der befragten Betriebe eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage.

Fehlende Aufträge


„Wir hören von vielen Betrieben, dass momentan deutlich weniger Neuaufträge kommen. Diese fehlenden Aufträge drohen spätestens im Frühjahr zu einem Einbruch der aktuell noch robusten Geschäftslage im Handwerk zu führen“, befürchtet Sudmeyer. Die hohe Inflation drücke zudem auf die Konsumstimmung der Verbraucher und führe zu einer spürbaren Kaufzurückhaltung. Gleichzeitig ließen hohe Energie- und Einkaufspreise die Herstellungskosten steigen, ohne dass die Betriebe ihre Mehrkosten in erforderlichem Maß an die Kundschaft weitergeben könnten. „Durch die Erstattung der Dezember-Abschlagszahlung für Gas und die rückwirkend ab Januar geltenden Energiepreisbremsen für Strom und Gas werden die Energiekosten für die Handwerksbetriebe zumindest kalkulierbarer und die Belastungen zumindest gedeckelt.“ Sudmeyer erwartet aber für die kommenden Monate keine Entspannung, sondern weiterhin gestörte Lieferketten und hohe Energiepreise.

Förderprogramme seien notwendig


Auch das bislang krisenfeste Bau- und Ausbaugewerbe drohe in diesem Jahr als Konjunkturstabilisator wegzufallen. „Der Zinsanstieg und die gestiegenen Baupreise durchkreuzen die Eigenheimpläne privater Bauherren und führen zu Auftragsrückgängen“, sagt Sudmeyer. Für zusätzliche Unsicherheit sorgten zwischenzeitliche Förderstopps, die Kürzungen der Förderung im Neubaubereich und verschärfte Förderbedingungen bei der energetischen Sanierung. Auch wenn Sudmeyer auf Impulse durch die im Jahressteuergesetz beschlossenen verbesserten Abschreibungsbedingungen im Wohnungsbau und die Steuer- und Bürokratieentlastungen für bestimmte Photovoltaikanlagen hofft, so schätzt er die Finanzierungsbedingungen angesichts weiter ansteigender Zinsen und der hohen Baupreise jedoch als schwierig ein. „Für die Beschleunigung der Energiewende sind daher verlässliche und verbesserte Förderprogramme erforderlich, insbesondere im Bereich der energetischen Sanierung“, so Sudmeyer. Eine große Herausforderung bliebe zudem unverändert die Suche nach Fachkräften.


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