Neue Sensor-Technik soll Kreuzungen sicherer machen


Sensoren an der Ampel erfassen den Radfahrer und warnen den Autofahrer. Grafik: Volkswagen
Sensoren an der Ampel erfassen den Radfahrer und warnen den Autofahrer. Grafik: Volkswagen

Region. Immer wieder kommt es an Kreuzungen, an denen rechtsabgiegende Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer gleichzeitig grün haben, zu schweren Unfällen. Jüngstes tragisches Beispiel ist der tödliche Unfall an einer Kreuzung in Wolfenbüttel. Hier starb ein 83-Jähriger, als er von einem Betonmischer erfasst wurde. Nun wollen Volkswagen, Siemens und die Stadt Wolfsburg solchen schweren Unfällen vorbeugen, indem sie eine neue Technik auf Wolfsburgs Straßen installieren.


Wie Volkswagen in einer Pressemitteilung berichtet, will das Unternehmen gemeinsam mit Siemens die Sicherheit im Straßenverkehr weiter verbessern, insbesondere in Bereichen von Kreuzungen. Dafür soll der lokale Austausch von Informationen zwischen Fahrzeugen und digitaler Verkehrsinfrastruktur um neue Funktionalitäten ergänzt werden. Das Gesamtsystem basiert auf der Car2X-Technologie WLANp (ITS-G5) und wird jetzt im Wolfsburger Stadtverkehr getestet.

In einem Gemeinschaftsprojekt errichten die Stadt Wolfsburg, Volkswagen und Siemens auf einer Hauptverkehrsstraße in Wolfsburg derzeit einen Testabschnitt, in dem zehn Verkehrssignalanlagen die Ampelphasen im lokalen Umfeld mittels WLANp (ITS-G5) aussenden. Künftige Car2X-Fahrzeuge können diese Informationen verarbeiten und den Fahrer z.B. über „grüne Wellen“ informieren. So kann unnötiges Bremsen und Beschleunigen vermieden werden. Assistenzfunktionen können dies in naher Zukunft auch ohne das Zutun des Fahrers übernehmen.

Die vorausschauenden Ampelfunktionen im Fahrzeug verbessern den innerstädtischen Verkehrsfluss. Darüber hinaus soll das Projekt vor allem zur Verkehrssicherheit beitragen. Dafür werden zwei Wolfsburger Straßenkreuzungen mit moderner Sensorik ausgestattet, um Fußgänger und Radfahrer zu erfassen. Manfred Fuhg, Leiter Siemens Mobility Deutschland, sagt dazu: „Kreuzungen, die mit Radarmess-Sensorik ausgestattet sind, besitzen die Möglichkeit, die Detektionsgenauigkeit von Fußgängern und Radfahrern deutlich zu erhöhen. Insbesondere an komplexen Kreuzungen und Unfallschwerpunkten werden Informationen bereitgestellt, die die Fahrzeuge selbst nicht erfassen können.“

Technologie wird stetig erweitert


Die Informationen der Ampelanlagen werden mit den Umfeld-Informationen der Kreuzungen ergänzt. Diese Daten gelangen mit der Car2X-Technologie in die Fahrzeuge, die Volkswagen im nächsten Jahr einführen wird. Diese sogenannten kooperativen Sicherheitsfunktionen greifen etwa in Situationen ein, in denen der Fahrer oder das Fahrzeug die umgebenden Verkehrsteilnehmer mit eigener Sensorik nicht oder erst sehr spät erkennen können. Insbesondere Fußgänger und Radfahrer sollen dadurch noch besser geschützt werden. „Basierend auf Systemen mit künstlicher Intelligenz in den Verkehrssignalanlagen können den Fahrzeugen mit Hilfe von intelligenten Steuerverfahren deutlich präzisere Informationen über Rot- und Grünphasen zur Verfügung gestellt werden als dies bisher möglich war“, erläutert Manfred Fuhg.

Aus heutiger Sicht bietet die Nutzung von Verkehrsinfrastruktur insbesondere in Städten entscheidende Vorteile gegenüber anderen Car2X-Ansätzen, erläutert Gunnar Koether, Leiter der Fahrzeugsicherheit von Volkswagen: „Anders als die vergleichsweise ungenauen Positionsdaten eines Smartphones, bietet die Verwendung von Sensorik analog zum Fahrzeug hochgenaue Daten eines kritischen Bereiches. Eine wesentliche Bedingung, um Fehlwarnungen zu vermeiden. Neben den technischen Hürden ist der Datenschutz ein weiterer Aspekt, der bei der Nutzung privater Smartphones abschrecken könnte.“

Gemeinsam zum Ziel


Zahlreiche Partner arbeiten derzeit an der Erweiterung der vorhandenen WLANp-Standards. Mit dem Pilotprojekt im realen Verkehrsumfeld soll dies noch schneller abgeschlossen werden. Fest steht: Kooperative Funktionen können nur dann eine hohe Wirkung erzielen, wenn Verkehrsinfrastruktur und alle Verkehrsteilnehmer die gleiche Sprache sprechen. Daher unterstützen Volkswagen und Siemens das Ziel der Europäischen Union, kurzfristig europaweit verbindliche Rahmenbedingungen für das vernetzte Fahren zu schaffen.

Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg, begrüßt die Initiative von Volkswagen und Siemens: „Die Stadt Wolfsburg und Volkswagen haben sich mit #WolfsburgDigital das Ziel gesetzt, digitale Modellstadt zu werden. Wenn Ampel und Auto kommunizieren, dann wird der Nutzen der Digitalisierung für viele Menschen erlebbar.“

Lesen Sie auch:


https://regionalwolfenbuettel.de/toedlicher-verkehrsunfall-radfahrer-geraet-unter-betonmischer/?utm_source=readmore&utm_campaign=readmore&utm_medium=article


mehr News aus der Region