Gifhorn. Der als Problemwolf bezeichnete Rüde, der in Norddeutschland zum Abschuss freigegeben war, wurde nun in unserer Region, im Kreis Gifhorn tot aufgefunden. Eines ist sicher: Erschossen wurde er nicht.
Die Terminologie "Problemwolf" beschreibe Tiere, die auch als wolfssicher geltende Barrieren überwinden können. Der Wolf mit der Bezeichnung GW924m legte eine weite Strecke quer durch Dänemark und Norddeutschland zurück. Hierbei überwand er in mindestens fünfzehn Fällen vermeintlich wolfssichere Umzäunungen und riss zahlreiche Nutztiere. Dies geht aus einer Stellungnahme des Landes Schleswig-Holstein hervor. Nun ist der gleiche Wolf nahe der B 4 bei Ringelah - vermutlich durch einen Autounfall - ums Leben gekommen.
Fast eineinhalb Jahre trieb der Rüde in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sein Unwesen und riss in weit über 50 Fällen Nutztiere, von Rendsburg bis an die Stadtgrenze Hamburgs. Das dortige Umweltministerium fällte deshalb die umstrittene Entscheidung, das Tier zum Abschuss freizugeben. Bisher sei nicht einmal bekannt gewesen, dass sich der Wolf in Niedersachsen aufhalte, über 100 Kilometer entfernt von der Landesgrenze nach Schleswig Holstein.
Unfall mit Auto am wahrscheinlichsten
Da kein Wildunfall gemeldet worden sei, könne man einen Verkehrsunfall als Todesursache des Problemwolfs nur vermuten. "Der Wolf hatte schwere innere Verletzungen, die vermutlich durch einen starken Aufprall verursacht wurden", erklärt Raoul Redin, Wolfsbeauftragter der Landesjägerschaft Niedersachsen im Gespräch mit regionalHeute.de. Er sei schwer verletzt noch mehrere Kilometer in den Wald gelaufen und dort verendet.
Durch die Elbe nach Niedersachsen
Doch wie ist er überhaupt nach Gifhorn gekommen? Nach Angaben des NDR habe er dafür die Elbe durchquert. In dem Beitrag heißt es, dass Flüsse wie die Elbe keine unüberwindbaren Hindernisse darstellen. Zum genauen Beweggrund für die weite Reise des Wolfes äußert Raoul Redin eine Theorie: "Gifhorn ist weit weg vom nächsten Wolfsgebiet. Ich gehe davon aus, dass er versucht hat, eine Fähe zu finden, um sich zu paaren." Doch die genauen Gründe könne man nur mutmaßen.
Abschuss von "GW924m" war umstritten
Wie der NABU in Schleswig-Holstein berichtet, sei der letzte Wolf in diesem Bundesland vor über 200 Jahren im Raum Neumünster erschossen worden. Gerade bei Umweltschützern stieß der Beschluss des Umweltministeriums, das Tier zum Abschuss freizugeben, deshalb auf Unverständnis.
Das Umweltministerium sah das Verhalten des Tieres als problematisch an und stellte einen Antrag auf "Entnahme", wie der Abschuss eines Wildtieres im Beamtendeutsch korrekt heißt. Eine Betäubung, Umsiedlung oder Gefangennahme, wie vielfach vorgeschlagen, lehnte das Ministerium laut eines Statements ab: "Der Problemwolf hat nachweislich gelernt, Herdenschutzmaßnahmen zu umgehen und sich auf Nutztiere als Nahrungsquelle spezialisiert. Dieses Wissen würde er seinen Nachkommen oder einem potenziellen Rudel weitergeben. Da Wölfe sehr mobil sind und weite Strecken in kurzer Zeit zurücklegen können, wäre es auch nicht auszuschließen, dass der Wolf sich erneut in besiedeltes Gebiet begibt und hier in Begleitung eines Rudels erneut Nutztiere reißt."
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