Sekundenschlaf: Wenn die Urlaubsfahrt zur Todesfalle wird

Müdigkeit und Sekundenschlaf sind eine oft unterschätzte Gefahr. Dabei enden viele dadurch hervorgerufene Autounfälle tödlich oder mit verheerenden Verletztungen.

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Symbolbild. (erstellt mit Adobe Firefly)
Symbolbild. (erstellt mit Adobe Firefly) | Foto: regionalHeute.de

Region. Der Beginn der Sommerferien bringt die Menschen auf die Straße. Für viele ist das Auto das Reisemittel Nummer Eins. Um auf den langen Strecken Staus zu umgehen, entscheiden sich Reisende oft für Fahrten in den frühen oder späten Nachtstunden. Doch das birgt Gefahren: Oft wird die Müdigkeit am Steuer unterschätzt und das kann schnell böse enden. Davor warnt auch der ADAC regelmäßig.



Müdigkeit oder gar Sekundenschlaf am Steuer seien ernsthafte Risiken, denen sich viele Autofahrer oft nicht bewusst sind. „Wer müde ist, kann sich schlechter konzentrieren, reagiert langsamer und überschätzt sich selbst“, so Oliver Reidegeld, Sprecher des ADAC Hessen-Thüringen. „Schon nach 17 Stunden ohne Schlaf ist die Leistungsfähigkeit ähnlich schlecht wie bei einer Blutalkoholkonzentration von 0,5 Promille, 24 Stunden Schlafentzug entsprechen sogar knapp ein Promille.“

Im Jahr 2021 ereigneten sich bundesweit 1.507 Unfälle mit Personenschaden aufgrund von Übermüdung beim Fahren. Die Dunkelziffer dürfte nach Expertenmeinung deutlich höher liegen, da Müdigkeit oft nicht als Hauptursache von Unfällen erkannt wird.

Zwischen zwei und fünf Uhr morgens befände sich der menschliche Körper in einem biologischen Tiefpunkt, was zu erhöhter Müdigkeit und vermindertem Reaktionsvermögen führen kann, so der ADAC. Die Dunkelheit erschwere zusätzlich das Sehen und erhöhe die Anstrengung einer langen Fahrt.

Hohe Strafen bei Sekundenschlaf


Der ADAC warnt vor den Gefahren des Sekundenschlafs, der gerade auf langen Autobahnfahrten in den Nachtstunden besonders häufig auftritt. Wer plötzlich feststellt, dass er Schwierigkeiten hat, die Spur zu halten, oder merkt, dass die Augenlider schwer werden, der sollten dringend eine Pause einlegen. Der Sekundenschlaf sei ein Alarmsignal, das man nicht ignorieren dürfe.

Bei einem Sekundenschlaf von nur zwei Sekunden legt ein Fahrzeug bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h immerhin 56 Meter unkontrolliert zurück. Die rechtlichen Konsequenzen für Unfälle aufgrund von Müdigkeit am Steuer sind ernsthaft. Gemäß Paragraph 315c des Strafgesetzbuchs kann ein Fahrer, der infolge von Müdigkeit nicht in der Lage ist, sein Fahrzeug sicher zu führen, mit Geldstrafen, Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren oder einem Fahrverbot belegt werden.

Prävention durch Pausen


Um Unfällen vorzubeugen, empfiehlt der ADAC regelmäßige Pausen von etwa zwei Stunden auf Langstrecken sowie den Wechsel zwischen Fahrern. Ein kurzer Spaziergang oder einfache Lockerungsübungen könnten dabei helfen, die Konzentration zu steigern und Müdigkeit zu bekämpfen.

Gewarnt wird vor dem Einsatz von aufputschenden Getränken wie Kaffee oder Energy Drinks. Diese könnten zwar kurzfristig die Müdigkeit vertreiben, aber sie lösten nicht das grundlegende Problem der Übermüdung am Steuer. Im Zweifelsfall sei es besser, an einem sicheren Ort wie einem Rastplatz eine kurze Pause einzulegen und sich auszuruhen.

Achtung bei Schlafstörungen


Moderne Assistenzsysteme im Auto können hilfreich sein, um auf verändertes Fahrverhalten hinzuweisen, ersetzten jedoch nicht die aktive Kontrolle durch den Fahrer. Personen mit schweren Schlafstörungen oder anderen gesundheitlichen Problemen, die zu Tagesschläfrigkeit führen können, sollten ärztlichen Rat suchen, um ihre Fahreignung nicht zu gefährden.

Denn Sekundenschlaf droht nicht nur nachts. Auch während des Tages können unbehandelte Schlafstörungen oder der Konsum bestimmter Medikamente zu erhöhter Tagesschläfrigkeit und somit zu einer Einschränkung der Fahreignung führen.

Dem Thema angenommen hat sich in unserer Region auch die Selbsthilfegruppe Schlafapnoe Wolfenbüttel. Sie warnt, dass unbehandelte Apnoiker (also Menschen, die unter Schlafapnoe leiden) in keiner Führerscheinklasse zur Teilnahme am Straßenverkehr zugelassen seien. Behandelte Apnoiker dürften nur unter der Bedingung regelmäßiger Kontrolle ein Kraftfahrzeug führen.

"Ist der Sekundenschlaf von Schlafapnoikern die Ursache eines Unfalls, muss die Versicherung zudem nicht zahlen", so die Selbsthilfegruppe. Dabei sei Müdigkeit eine sehr häufige Unfallursache: "Jeder vierte Verkehrsunfall wird von Fahrern verursacht,
die am Steuer eingenickt sind. Damit ist Müdigkeit die häufigste Unfallursache. Ursache für den Sekundenschlaf ist in vielen Fällen die Erkrankung an einer Form des Schlafapnoe-Syndroms."

Verkehrsexperten gingen davon aus, dass Müdigkeit mindestens 25 Prozent aller Unfälle im Straßenverkehr verursacht. Sie sei somit die häufigste nachweisbare Unfallursache und übertreffe bei weitem die Anzahl der durch Alkohol und Drogen ausgelösten Verkehrsunfälle, so die Schlafapnoe-Gruppe.

Weitere Informationen zur Selbsthilfegruppe gibt es unter: www.schlafapnoe-wf.de


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