Dieter Wieland nahm Lessing-Preis für Kritik entgegen

von Jan Borner


In der Augusteerhalle der Herzog August Bibliothek wurde am Sonntag der neunte Lessing-Preis für Kritik verliehen. Fotos: Jan Borner
In der Augusteerhalle der Herzog August Bibliothek wurde am Sonntag der neunte Lessing-Preis für Kritik verliehen. Fotos: Jan Borner | Foto: Jan Borner



Wolfenbüttel. In der Augusteerhalle der Herzog August Bibliothek wurde am Sonntag der neunte Lessing-Preis für Kritik verliehen. Der Dokumentarfilmer Dieter Wieland, der in seinen Filmen Landschaftsgestaltung und Architektur kritisch vor die Linse stellt, nahm den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis entgegen. Bei seiner Dankesrede lobte er die Schönheit Wolfenbüttels, ließ es sich aber auch nicht nehmen, darauf hinzudeuten, dass er von der Neugestaltung des Kornmarktes nicht ganz so überzeugt ist. Der Förderpreis ging an den Journalisten Thies Marsen, der sich intensiv mit der NS-Vergangenheit und dem Neofaschismus in der Bundesrepublik beschäftigt.

Der Lessing-Preis für Kritik wird seit dem Jahr 2000 gemeinsam von der Lessing-Akademie Wolfenbüttel und der Stiftung Die Braunschweigische verliehen und soll Menschen auszeichnen, die sich im Geiste Lessings besonders verdient gemacht haben. Nach Auffassung der Jury hat der Dokumentarfilmer Dieter Wieland „seit den 70er Jahren mit einer großen Zahl von Filmen auf einzigartige Weise Architektur und Bebauungskritik geübt und dabei ein genaues Schauen auf die Sache und intellektuelle Kritik miteinander verbunden.“ Der mittlerweile 79-jährige Dokumentarfilmer arbeitete unter anderem im Kulturprogramm des Bayerischen Fernsehens und setzte sich für den Denkmalschutz und für den Erhalt gewachsener Kulturlandschaften ein. Seit 1964 ist er freier Mitarbeiter des Bayrischen Rundfunks und verschiedener Fachzeitschriften.

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Thies Marsen mit Dieter Wieland. Foto: Jan Borner


Förderpreis


Der Preisträger des Lessing-Preises für Kritik kann nach Annahme des Preises selbst einen Förderpreisträger bestimmen. Dieter Wieland entschied sich hierbei für den Journalisten Thies Marsen, der sich intensiv mit der NS-Vergangenheit und dem Neofaschismus in der Bundesrepublik beschäftigt und auch darüber hinaus Beiträge und Sendungen zu zahlreichen politischen, rechtlichen, geschichtlichen und kulturellen Themen verfasst hat.

"Weil ich finde, er braucht es"


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Dieter Wieland nimmt den Lessing Preis für Kritik entgegen. Foto: Jan Borner



Bei der Preisverleihung am Sonntag gratulierten unter anderem Professor Dr. Peter Bruschel, Direktor der Herzog August Bibliothek, Dr. Till Manning vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und Wolfenbüttels Bürgermeister Thomas Pink den Preisträgern. Die Laudatio hielt der Theologe, Autor und frühere Umweltpolitiker Frieder Jelen, der neben den Bildern in Wielands Filmen vor allem seine Sprache lobte. Nach der Übergabe des Preises bedankte sich Wieland für die Ehrung, betonte dabei aber auch, dass er besonders dankbar dafür sei, einen Förderpreisträger wählen zu dürfen. Dafür, erklärte er, sei er fast noch dankbarer als für seinen eigenen Preis. "Weil ich finde, er braucht es", sagte Wieland mit Blick auf den Förderpreisträger Thies Marsen, "er braucht eigentlich einen Schutzmantel oder eine Tarnkappe, denn er lebt gefährlich, aber wir brauchen Sie".

"Ich komme wieder nach Wolfenbüttel..."


In seiner Dankesrede erklärte Dieter Wieland außerdem, dass er überrascht gewesen sei von der Schönheit Wolfenbüttels. "Ich muss Ihnen gestehen, dass ich noch nie in Wolfenbüttel war", sagte er, "ich habe gewusst, es muss schön sein, aber so schön, habe ich es mir nicht vorgestellt." Dennoch, ganz nach seiner unterhaltenden und nun erneut preisgekrönten kritischen Art, konnte er sich eine kleine Kritik an Wolfenbüttels Architektur nicht verkneifen. "Ich komme wieder nach Wolfenbüttel", sagte er, "und Sie werden mir irgendwann erklären, Herr Pink, warum sie den Kornmarkt so verändert haben."


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