Erfolg oder Misserfolg? Das sagt die Politik zum Löwentor

Wir wollten wissen, wie die hiesige Politik das Löwentor bewertet.

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Wie bewertet die Wolfenbütteler Politik das Löwentor?
Wie bewertet die Wolfenbütteler Politik das Löwentor? | Foto: Anke Donner

Wolfenbüttel. Kürzlich ließen wir die Händler im Löwentor zu Wort kommen und baten um Auskunft darüber, wie zufrieden sie mit dem Geschäft und der Kundenfrequenz sind. Das Fazit fiel eher verhalten aus und manche Dinge vermochte man gar nicht öffentlich zu sagen. Ein Händler ließ sogar durchblicken, dass man den Standort im Löwentor künftig infrage stellen könnte. Nun wollten wir wissen, wie die hiesige Lokalpolitik das Löwentor bewertet und ob man Verbesserungspotential sieht.



Angefragt waren die Gruppen und Fraktionen im Rat der Stadt. Sowohl SPD, CDU, Grüne, BuW/FDP und AfD wurden um ein Statement gebeten. Auch Wolfenbüttels Bürgermeister Ivica Lukanic sollte sich zum Löwentor äußern, reagierte aber selbst auf eine persönliche E-Mail an ihn nicht. Lediglich die Grünen, die CDU und die Gruppe BuW/FDP gingen in der genannten Reihenfolge auf die Fragen von regionalHeute.de ein.

Löwentor: "Hinter den Erwartungen deutlich zurückgeblieben"


"Das Löwentor hat die Innenstadt zwar belebt, ist aber hinter den Erwartungen deutlich zurückgeblieben. So gibt es weiterhin kein Lebensmittelangebot und der Drogeriemarkt dm hat ebenfalls nicht eröffnet", sagt Ulrike Krause, Fraktionsvorsitzende der Ratsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen. Dafür würden aus Sicht der Grünen aber die Bäckerei, das Kaufhaus, das Modegeschäft und besonders das Restaurant gut angenommen werden. "Auch die Verwaltungen von Stadt und Kreis haben dringend erforderliche Büroflächen in dem Objekt gefunden und der neue Standort der Touristinformation am Schulwall überzeugt uns", so Krause.

Die Grünen sehen vor allem in zwei Dingen Verbesserungspotential am Löwentor. "Enttäuschend ist für uns vor allem der fehlende Durchgang vom Parkhaus in Richtung Fußgängerzone und die inzwischen fatale Außenwirkung der zugeklebten Schaufensterflächen. Zwar gab es für diese vollflächige Verklebung eine befristete Befreiung von der Altstadtsatzung, aber inzwischen ist es ein unschöner Dauerzustand geworden", sagt Krause. Lesen Sie hierzu auch unseren Artikel "Schaufenster zukleben ist laut Altstadtsatzung verboten".

Kritik an der Geschäftsführung


Die Grünen üben zudem deutliche Kritik an der Geschäftsführung der Löwentor Objektgesellschaft und dem Umgang mit dem offensichtlichen Leerstand: "Es ist befremdlich, dass der Leerstand von der Geschäftsführung offenbar eher in Kauf genommen wird, als die Flächen günstiger anzubieten. Der Rechtsstreit mit dm untermauert diese Annahme: Solange ein Rechtsstreit als lukrativer angesehen wird, als die tatsächliche Vermietung der Flächen, muss man die Frage stellen, ob der Geschäftsführung die Verantwortung gegenüber der gesamten Innenstadt bewusst ist. Wir sagen nicht, dass es einfache Lösungen gäbe, aber es ist vermutlich nicht vernünftig anzunehmen, dass dm noch eröffnen wird, selbst wenn man vor Gericht gewinnt."

Ulrike Krause, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90 / Die Grünen im Rat der Stadt Wolfenbüttel
Ulrike Krause, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90 / Die Grünen im Rat der Stadt Wolfenbüttel Foto: Axel Otto



CDU sieht keinen Misserfolg


Auch aus Sicht der Christdemokraten hat das Löwentor nicht alle Erwartungen erfüllt, wie deren Fraktionsvorsitzender Marc Angerstein erklärt. Einen Misserfolg sehe er jedoch nicht und macht deutlich. "Das Objekt ist überwiegend vermietet, aus wirtschaftlicher Sicht kann ich nicht von einem Misserfolg sprechen, wenn auch die aktuellen Rahmenbedingungen schwierig sind. Nach zwei Jahren Pandemie und jetzt in Zeiten von Inflation und energiepreisgetriebenen Existenzängsten in der Wirtschaft, habe ich Verständnis für die aktuelle Situation. Da sich offenbar nicht alle Vertragspartner an ihre geschlossenen Vereinbarungen halten, haben wir nicht den gewünschten Branchenmix mit namhaften Ankermarken, der das Löwentor zu einem Leuchtturmobjekt mit Kundenmagnetwirkung hätte entwickeln können", so Angerstein. Seines Wissens nach bemühe sich der Vermarkter des Löwentors mit Hochdruck um solche potenziellen Mieter.

Weder die Kommunalpolitik noch die Stadt als Mehrheitsgesellschafterin hätten Einfluss auf die allgemeinen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und den daraus resultierenden Markt, erklärt der CDU-Mann weiter.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Marc Angerstein.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Marc Angerstein. Foto: Axel Otto


Sinneswandel beim FDP-Mann Ordon


Für die Gruppe BuW/FDP habe sich das Löwentor weitgehend bewährt. "Durch den Neubau ist die Innenstadt attraktiver geworden, der Platz zwischen dem Löwentor und Alt-Wolfenbüttel ist belebt, die Wasserspiele werden gern von Eltern mit ihren Kindern besucht. Das ist ein großer Gewinn gegenüber dem Leerstand nach dem Auszug von Hertie", sagt Gruppensprecher Rudolf Ordon und legt damit einen Sinneswandel hin. Vor fast einem Jahr hatte das noch gänzlich anders geklungen, als er sich über zu viele Büros und zu wenig Geschäfte im Löwentor ausließ.

Obwohl seitdem kein neues Geschäft hinzugekommen ist, spricht er nun von einem Erfolg. "Die Flächen sind bis zu 87 Prozent vermietet, was angesichts der Ukraine-Krise und von Corona ein Erfolg ist. Über die restlichen Flächen wird zurzeit verhandelt. Dass eine Unternehmenskette vertragswidrig nicht eingezogen ist, ist auf dessen geänderte Strategie zurückzuführen und liegt nicht in der Verantwortung der Stadt. Da hier ein Gerichtsverfahren anhängig ist, kann die Stadt nicht mit anderen Firmen verhandeln."

Die aus Sicht der Gruppe zum Teil geringe Frequenz sei vor allem auf die Corona-Bestimmungen zurückzuführen, die den Zugang zu den Geschäften regulierten, aber auch auf mangelnde Außendarstellungen. Hier bringt man das Modegeschäft "KULT" ins Spiel, das im ersten Obergeschoss ansässig ist.

Rudolf Ordon, Fraktionsvorsitzender der FDP und Gruppensprecher der gemeinsamen Gruppe mit dem BuW.
Rudolf Ordon, Fraktionsvorsitzender der FDP und Gruppensprecher der gemeinsamen Gruppe mit dem BuW. Foto: Axel Otto


Stadt noch immer Mehrheitseignerin


Als der Rat der Stadt Wolfenbüttel im Februar 2020 entschied, dass die Stadt mit einem Anteil von 80 Prozent in die iandus Objektgesellschaft Wolfenbüttel GmbH & Co. KG einsteigen soll, war auch davon die Rede, dass das Löwentor nicht für immer im Mitbesitz der Stadt bleiben soll. Das Objekt sollte veräußert werden. Das ist nun, gut zwei Jahre nach der Eröffnung, zwar noch nicht geschehen, aber offenbar noch immer Thema, wie Benedikt Schmidt-Waechter, Geschäftsführer der iandus Objektgesellschaft, kürzlich auf Nachfrage von regionalHeute.de erklärte.


Die Tatsache, dass das Gebäude noch immer mehrheitlich der Stadt gehört, sehen sowohl die Grünen, als auch die CDU und die Gruppe BuW/FDP unkritisch. "Das Löwentor sollte, so die Planungen, erst verkauft werden, wenn alle Flächen vermietet sind. Dazu brauchen wir noch etwas Geduld. Die Politik wird regelmäßig von Herrn Schmidt-Wächter detailliert informiert", sagt Rudolf Ordon für die Gruppe BuW/FDP.

CDU-Ratsherr Marc Angerstein erklärt, dass die CDU-Fraktion sogar Verständnis dafür habe. "Dass das Objekt Löwentor noch nicht veräußert werden konnte, liegt insbesondere auch an der allgemeinen Wirtschaftslage. In Zeiten von zwei aufeinanderfolgenden Krisen lässt sich das Objekt nicht zu marktüblichen Preisen veräußern, zumal es auch nicht vollvermietet ist. Grundsätzlich kann ich mir auch vorstellen, das Objekt gar nicht mehr zu verkaufen, sondern den Mindergesellschafter 'rauszukaufen', das hängt von der weiteren Entwicklung und etwaigen Nutzungskonzepten ab."

Und auch die Grünen sehen darin kein Problem und geben an, dass es aus ihrer Sicht sogar besser sei. "Wenn wir es verkauft hätten und es nun `Abschreibungsobjekt´ in irgendeinem anonymen Immobilienportfolio wäre, hätten wir dieselbe Situation wie zu Zeiten Herties mit Dawnay Day als Immobilieneigentümer. Und: Jetzt fließen öffentliche Gelder für die Anmietung von Büroflächen für Stadt und Landkreis (größtenteils) zurück in öffentliches Eigentum und nicht in die Gewinne anonymer Investoren", sagt Ulrike Krause.


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