Geschichte aufgearbeitet: Bürgermeister Pink empfängt jüdische Familie aus San Francisco

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Wolfenbüttel. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden unzählige Juden aus Wolfenbüttel deportiert. Viele sind damals auch einfach geflüchtet. Eine der Familien, die damals Wolfenbüttel verließen ist die Familie Steinberg. Nun, 70 Jahre später, empfing Bürgermeister Thomas Pink den Urenkel von Siegfried Steinberg, John Steinberg, in Wolfenbüttel.

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Thomas Pink sprach mit Yinglin und John Steinberg über das Schicksal der Familie Steinberg. Foto:



John Steinbergs Urgroßvater Siegfried Steinberg wurde zur Nazi-Zeit aus Wolfenbüttel deportiert und starb später im KZ Buchenwald. Steinbergs Sohn Erich floh damals mit seiner Frau Hannah und Sohn Eric nach Ecuador. Den Besuch der Steinbergs in Wolfenbüttel machte der Historiker Jürgen Kumlehn möglich. Seiner Recherche ist es zu verdanken, dass das Treffen im Rathaus zustande gekommen ist. Kumlehn beschäftigte sich intensiv mit dem Schicksal der Wolfenbütteler Familie und fand einiges über den Verbleib von Siegfried, Erich und Hannah Steinberg heraus. Wann genau Erich Steinberg nach Ecuador ging, konnte der Historiker jedoch nicht herausfinden. Aber glücklichen Umständen ist es zu verdanken, dass Kumlehn John Steinberg fand. Nun besuchte der Amerikaner mit Wolfenbütteler Wurzeln die Stadt und das Haus seiner Urgroßeltern in der Lessingstraße.

Bürgermeister Pink empfing die Familie aus San Francisco im Rathaus und  zeigte sich ausgesprochen erfreut, als er auf die Amerikaner Yinglin und John Steinberg im Wolfenbütteler Rathaus traf. "Herzlich willkommen im heutigen Wolfenbüttel, ich freue mich sehr, dass Herr Kumlehn diesen Kontakt hergestellt hat. Wir möchten Ihnen zeigen, dass Wolfenbüttel eine andere Stadt geworden ist und wir versuchen wollen, die Geschichte aufzuarbeiten. Wir wollen dafür sorgen, dass die Schicksale der jüdischen Familien nicht vergessen werden und hoffen, dass es solche Ereignisse nie weider geben wird, so Pínk zu seinen Besuchern.

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Der Bürgermeister führte seinen Besuch durch das Rathaus. Foto:



John Steinberg dankte dem Bürgermeister für den freundlichen Empfang und plauderte mit Pink und Kumlehn über die Geschichte seiner Familie. "Das Schicksal meiner Vorfahren schmerzt noch immer. Es ist jedoch sehr ehrenhaft, dass das Schicksal der vielen vertriebenen und geflüchteten Juden von der  Stadt Wolfenbüttel nicht verschwiegen wird, sondern aufgearbeitet. Es ist wichtig, dass dieses böse Unrecht nicht in Vergessenheit gerät", so John Steinberg.

Im Anschluss an das Treffen im Rathaus wollten John Steinberg und seine Frau noch einmal das Haus seiner Urgoßeltern in der Lessingstraße aufsuchen. Der Anblick des dort in den Fußweg eingelassenen Stolpersteins verursachte dem Ehepaar eine Gänsehaut. "Es sind so viele Emotionen aufgekommen. Ich finde die Idee zu den Steinen sehr gut, sie erinnern an die Schicksale der Menschen und machen die Geschichte greifbar für andere Menschen. Bei uns in der Familie wurde nie viel über die Geschehnisse gesprochen", so John Steinberg.

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Vor der Bilder-Galerie der jüdischen Familien blieben John und Yinglin lange stehen. Foto:



Nach dem Treffen  führte Thomas Pink seine Gäste noch durch das Rathaus, in sein Amtszimmer und dann zur Galerie der jüdischen Familien Wolfenbüttels. Yinglin und John Steinberg waren begeistert von der Architektur des Gebäudes und staunten über die vielen Bilder der jüdischen Bürger Wolfenbüttels. Ganz genau betrachtete der Amerikaner die vielen Bilder und stellte Jürgen Kumlehn Fragen zu den Schicksalen der einzelnen Familien.

Für die Amerikaner endete der Besuch in Wolfenbüttel am Sonntag und die Reise ging weiter nach Amsterdam. Am 14. November wird Bürgermeister Pink wieder eine jüdische Familie in Wolfenbüttel begrüßen. Günther und Gerda Wolfssohn aus Sao Paulo besuchen Wolfenbüttel jedes Jahr und kehren so zu ihren Wurzeln zurück.


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