"Menschenleben scheißegal" - Polizei bittet um Mithilfe bei Brandserie

Der Brandstifter nimmt den Verlust von Menschenleben billigend in Kauf, sagt die Polizei und appelliert erneut an die Bevölkerung, wachsam zu sein.

von


Erster Kriminalhauptkommissar Andreas Twardowski (links) und Polizeipressesprecher Frank Oppermann zeigen den Handzettel, der jetzt an Anwohner der Innenstadt verteilt wird.
Erster Kriminalhauptkommissar Andreas Twardowski (links) und Polizeipressesprecher Frank Oppermann zeigen den Handzettel, der jetzt an Anwohner der Innenstadt verteilt wird. | Foto: Werner Heise

Wolfenbüttel. Insgesamt siebenmal brannte es seit dem 21. Juni in Mehrfamilienhäusern im Wolfenbütteler Stadtgebiet. In allen Fällen ist laut Polizei von vorsätzlicher Brandstiftung auszugehen. Während bei den ersten fünf Bränden ausschließlich Dachstühle in Flammen standen, wurde das Feuer zuletzt im Keller und im Erdgeschoss gelegt. Der oder die Täter konnten durch offene Türen ins Haus gelangen. Jetzt zieht die Polizei mit einem Appell durch die Innenstadt und wirft Verhaltenshinweise in die Briefkästen der Anwohner.



"Der letzte Brand hat gezeigt, dass ihm Menschenleben scheißegal sind", sagt Andreas Twardowski, Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes beim Polizeikommissariat Wolfenbüttel, bei einem Pressegespräch am Freitagmittag. Nur durch Glück, weil der Entstehungsbrand im hölzernen Treppenhaus des Mehrfamilienhauses in der Langen Herzogstraße 51 zufällig entdeckt wurde, sei man Dienstagnacht einer Katastrophe entgangen. Die Polizei ist sich sicher, dass mehrere Menschen zu Schaden gekommen wären, hätte sich das Feuer ausbreiten können. Familien wären vom Feuer eingeschlossen gewesen und hätten nur noch über das Dach gerettet werden können.

Das möchte die Polizei wissen:


Die Polizei möchte in diesem Zusammenhang wissen: "Wer hat am 1. August, zwischen 23:30 Uhr und 0 Uhr jemanden beobachtet, der den Hauseingang rechts neben Café Klatsch betreten oder verlassen hat?" Hinweise nimmt die Polizei unter 05331 / 933-0 entgegen.

Erst Dachböden, jetzt Keller und Erdgeschoss


Hat der Feuerteufel seine Taktik geändert oder handelt es sich sogar um unabhängig voneinander agierende Täter? Auch mit dieser Frage beschäftigt sich eine seit dem dritten Brand eingerichtete Ermittlungsgruppe der Polizei. "Die Kollegen arbeiten am Limit. Sie wollen den oder die Täter ermitteln und weitere Brände verhindern", erklärt Twardowski. Doch gerade das Verhindern weiterer Brände sei kaum möglich, denn die Polizei könne nicht zu jeder Tag- und Nachtzeit überall sein.


In allen Fällen wurde es dem oder den Brandstiftern durch offen stehende Haustüren einfach gemacht. Durch einfaches Gegendrücken hätten sich die Türen öffnen lassen. Der Türschnapper sei nicht gesperrt gewesen. In diesem Zusammenhang möchte die Polizei noch einmal sensibilisieren, dass jeder Hausbewohner darauf achtet, dass Türen nicht durch einfaches Drücken von außen geöffnet werden können und diese geschlossen sind. Ebenso sollen möglichst die Zugänge zu Dachboden und Keller verschlossen sein. Auch regt man an, Rauchmelder in Treppenhäusern zu installieren, um frühzeitig bei einer Rauchentwicklung gewarnt zu werden.


Polizei verteilt Handzettel


In einem Handzettel, den die Polizei jetzt über Briefkasteneinwurf an alle Haushalte im Innenstadtgebiet verteilen will, bittet die Polizei um die Mithilfe der Anwohner. So solle man auf verdächtige Personen, insbesondere auf hausfremde Personen achten. "Man kann auch Fotos von den Personen machen und diese der Polizei übergeben", sagt Andreas Twardowski. Wer ungewöhnliche Feststellungen macht, soll sofort die Polizei unter der Notrufnummer 110 oder über die Telefonnummer des Kommissariats Wolfenbüttel unter 05331 / 933-0 kontaktieren.

Bei der Polizei seien viele Hinweise zu den sieben Bränden und möglichen Tätern eingegangen. Eine heiße Spur sei bislang nicht dabei gewesen. "Wir schöpfen sämtliche Ermittlungsarbeiten aus und bekommen ebenso sämtliche Unterstützung der Polizeidirektion", sagt Twardowski. Und dennoch sei es schwierig, den oder die Täter zu ermitteln, wenn er oder sie nicht gerade vor, bei oder nach der Tat beobachtet werden. Für die Taten könne am Ende die Höchststrafe von 15 Jahren Freiheitsentzug verhängt werden.

Die Ereignisse und alle wichtigen Informationen von Feuerwehr, Polizei und Stadt haben wir in unserem Übersichtsartikel "Brandserie in Wolfenbüttel - Hier schlug der Feuerteufel zu" zusammengefasst.


mehr News aus Wolfenbüttel