Riem Hussein: Raus aus dem Kittel, rein in die 3.Liga

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Bis vor zehn Jahren stand Hussein noch als Spielerin für den MTV Wolfenbüttel auf dem Platz. Nun wird sie die zweite Schiedsrichterin in der Profi-Fußball-Liga. Der DFB nominierte sie für die kommende Saison. Hussein darf nun als Unparteiische die 3. Fußballiga der Männer pfeifen. Fotos: Anke Donner
Bis vor zehn Jahren stand Hussein noch als Spielerin für den MTV Wolfenbüttel auf dem Platz. Nun wird sie die zweite Schiedsrichterin in der Profi-Fußball-Liga. Der DFB nominierte sie für die kommende Saison. Hussein darf nun als Unparteiische die 3. Fußballiga der Männer pfeifen. Fotos: Anke Donner | Foto: Anke Donner)



Wolfenbüttel. Bis zum Jahr 2005 stand Riem Hussein noch für den MTV Wolfenbüttel auf dem Platz und erzielte für den damals Zweitligisten 18 Saisontore. Heute steht die promovierte Apothekerin noch immer auf dem Platz - allerdings als Schiedsrichterin. Nun wurde sie vom DFB zur Schiedsrichterin für den professionellen Männerfußball nominiert.

Damit ist die Bad Harzburgerin, nach Bibiana Steinhaus die zweite Frau, die zukünftig im Profi-Männerfußball für Recht und Ordnung auf dem Rasen sorgen wird. Die 34-Jährige steht nun auch als Schiedsrichterin für die 3. Liga auf dem Platz.
Die Nominierung durch den Deutschen Fußballbund kam für die promovierte Apothekerin ganz unerwartet. Umso größer war die Freude nach dem Anruf vor einigen Wochen. „Anfang Juni kam der Anruf und ich war wirklich sehr überrascht. Damit hätte ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin aber ohnehin ein Mensch, der den Dingen seinen Lauf lässt. Aber ich habe mich schon sehr gefreut“, sagt Riem Hussein. Auch ihre Geschwister Fadwa und Fadi, mit denen sie die Familien-Apotheke führt, hätten sich sehr für sie gefreut, sagt sie.

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Neben dem Pfeifen arbeitet Riem Hussein hauptberuflich in der Familien-Apotheke in Bad Harzburg. Das soll auch so bleiben. Foto: Anke Donner)



Erfahrungen als Unparteiische konnte Riem Hussein bereits bei Spielen im Frauen-Fußball sammeln. So pfiff sie Partien in der 1. und 2. Bundesliga und leitete 2010 das DFB-Pokalendspiel. 2009 wurde Hussein vom Welt-Fussballverband FIFA nominiert und seitdem auch Europa- und Länderspiele. In der Saison 2012/ 2013 wurde sie vom Deutschen Fußball-Bund zur Schiedsrichterin des Jahres gewählt.

Nun hat der DFB sie in die dritte Liga nominiert. Das, so sagt die Sportlerin, hat sicherlich etwas mit ihrer sportlichen Kompetenz zu tun. Aber es gehöre auch Glück dazu. „Die abgelaufene Saison ist sehr gut für mich gelaufen, so dass ich im Ranking sehr weit oben stand. Somit hatte ich Glück, dass ich eine von drei norddeutschen Schiedsrichtern gewesen bin, die den Aufstieg geschafft hat", freut sie sich.

Bei den Spielen, die sie bisher gepfiffen hat, war ein neutraler Schiedsrichterbeobachter vor Ort. Das ist ein normaler Prozess, bei der Auswahl von Schiedsrichtern. Danach bekommt man einen Bewertungsbogen und wird eingestuft. „Ich bin also in das Ranking gekommen und hatte Glück, dass die Plätze freigeworden sind. Und einer davon war für mich“, freut sie sich.

Ist die Profi-Liga anders?


Spiele der Männer sind der Sportlerin auch nicht gänzlich unbekannt. Sie stand bereits in der Regionalliga der Männer als Referee auf dem Rasen. Nun soll es Ende Juli in der dritten Liga los gehen. „Ich denke, das Medien- und Zuschauerinteresse wird in der dritten Liga größer sein. Auch das Tempo der Spiele wird ansteigen. Ansonsten weiß ich noch nicht, was auf mich zukommt. Ich bin selber ganz gespannt, was passieren wird. Das erste Spiel ist immer sehr aufregend, das ist immer so, wenn man in einer neue Liga pfeift“, weiß sie. Als eine strenge Schiedsrichterin würde sie sich selber nicht beschreiben. „Ich bin selber Spielerin gewesen und kann mich in die Spieler hineinversetzen. Ich möchte Spiele nicht auf eine autoritäre Schiene fahren, sondern mit fachlicher Kompetenz überzeugen. Manchmal hilft auch ein wenig Humor“, sagt sie überzeugt.

Schiri-Kluft oder Apotheker-Kittel?


Fragt man Riem Hussein, was sie lieber trägt, braucht sie nicht lange überlegen. „ Beides“, sagt sie aus vollster Überzeugung.
Den Kittel ganz an den Nagel hängen möchte sie nicht, aber sie will auch den Sport, das ist ihr wichtig.“Ich liebe meinen Sport und bis sicher auch sehr ehrgeizig, aber vor diese Entscheidung möchte ich mich nicht stellen. Ich finde es eben aber auch wichtig, dass man neben dem Sport etwas anderes macht. Der Job als Schiri verzeiht einem nichts und man kann auch schnell mal wieder raus sein. Man sollte nie alles auf eine Karte setzten“, erklärt Riem Hussein.
Wann sie ihr erstes Drittliga-Spiel pfeifen darf, weiß sie noch nicht. „Erst einmal geht es noch zu einem Lehrgang in die Sportschule Kaiserau in Kamen. Dort wird sie noch einmal auf ihre Leistung überprüft. Bedenken, dass sie den Test nicht schafft, hat Riem Hussein nicht. „Wenn man da hin fährt, sollte man gut vorbereitet sein und etwas leisten. Das muss die Grundvoraussetzung sein“, erklärt sie abschließend.


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