Konzerthaus im Viewegs Garten: Leuchtturm oder Luftschloss?

Es soll das große kulturelle Vorzeigeprojekt für Braunschweig werden. Doch wo Licht ist, gibt es bekanntlich auch viel Schatten. Nicht jeder blickt so euphorisch auf die Pläne.

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Dieser Bereich soll komplett umgestaltet werden, wenn es nach dem Plan geht.
Dieser Bereich soll komplett umgestaltet werden, wenn es nach dem Plan geht. | Foto: regionalHeute.de; Plan: über Stadt Braunschweig

Braunschweig. Die Nachricht über die Umgestaltungspläne des Bahnhofsquartiers ist eingeschlagen wie eine Bombe. Selten wurde mehr über ein Vorhaben in Braunschweig diskutiert. Dies lässt sich sicherlich auch durch den Umfang der Maßnahmen erklären, die die Verwaltung vorgestellt hat. Die Straßenführung soll komplett geändert werden, umliegende Häuser ersetzt oder zumindest umgebaut werden und vor allem soll ein komplett neues Gebäude auf das Grün des Viewegs Gartens gebaut werden: die neue Musikschule nebst Konzerthaus. Ein polarisierendes Leuchtturmprojekt.



Das Konzerthaus soll 1.000 Plätze vorweisen, die moderne Musikschule eine kulturelle Begegnungsstätte für die ganze Welt werden. So der Plan. Die Finanzierung sei aktuell noch komplett offen - aufgrund des Umfanges der notwendigen Maßnahmen sollte allerdings klar sein: das ist ein Millionenprojekt. Darum wolle man sich kümmern, wenn am 21. März der Rat den geplanten Grundsatzbeschluss fasst. Mit dem konkreten Auftrag an die Verwaltung könnte man sich dann einen Überblick verschaffen. Angesichts der angespannten Haushaltslage werde die Verwaltung dann wohl aber eine Reihe alternativer Finanzierungsmöglichkeiten prüfen, sobald ein möglicher Kostenrahmen ermittelt ist.

Nach langer Standortsuche für das Projekt habe man sich letztlich für das Bahnhofsviertel entschieden. Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer hatte dazu erläutert: "Die Anbindung an den regionalen und städtischen ÖPNV ist hervorragend. Der Standort an der südlichen Spitze von Viewegs Garten befindet sich überwiegend auf Gelände, das heute versiegelte Fahrbahn ist. Der minimale Eingriff in den Park wird durch die großen Erweiterungen der Grünfläche entlang des Willy-Brandt-Platzes und der Kurt-Schumacher-Straße um ein Mehrfaches ausgeglichen."

Kritik: Neu statt alt


Zumindest bei vielen unserer Leser kam das Projekt weniger gut an. Einerseits wurde der Eingriff in das Parkgelände bemängelt, der größte Kritikpunkt liegt allerdings gleich in unmittelbarer Nachbarschaft: die Stadthalle. Sie wurde zuletzt als Impfzentrum genutzt, zuvor wurde der Betrieb wegen der bestehenden Sanierungspläne eingestellt. So richtig Klarheit darüber, wann es dort denn nun weitergeht, besteht nicht. Außerdem würde sich dort ja bereits ein Veranstaltungsort befinden - warum also neu bauen? Einige Stimmen sehen in dem Vorhaben auch den Wunsch nach einem persönlichen Vorzeigeprojekt des Oberbürgermeisters Dr. Thorsten Kornblum, der sich bereits sehr für das Thema ausgesprochen hat.

Bei der Vorstellung der Projektidee erinnerte Kornblum daran, dass die 2004 von den politischen Gremien beschlossene Bewerbung Braunschweigs zur Kulturhauptstadt Europas 2010 bereits den Plan eines Konzerthauses umfasste: "Wir wollen ein Konzerthaus für das 21. Jahrhundert bauen. Zusammen mit der Musikschule soll ein Zentrum für Musik entstehen, welches über die Grenzen Braunschweigs und die Region hinaus ausstrahlt. Wir wollen den Kulturstandort Braunschweig stärken, ungenutzte Potenziale heben und eine schon zwei Jahrzehnte alte Idee in die Tat umsetzen."

Weiterer Zuspruch von der IHK


Auch der IHK-Präsident Tobias Hoffmann äußerte sich bereits öffentlich zum geplanten Neubau. Auch für ihn ist das neue „Haus der Musik“ ein kultureller Leuchtturm, von dem auch die regionale Wirtschaft profitieren würde. Braunschweig und sein Umfeld würden überregional sichtbarer, was sowohl für das Stadt- als auch das Regionalmarketing wertvoll und wichtig wäre. Hoffmann ist überzeugt: „Die Stadt Braunschweig macht mit diesen Planungen einen überfälligen und angemessenen Aufschlag. Mit solch einem hochkarätigen Veranstaltungsort wird Braunschweig seiner Rolle als Oberzentrum gerecht. Das wird Publikumseffekte haben, die in die gesamte Region ausstrahlen. Damit wird auch unser Wirtschaftsraum stärker, denn diese Stärke bemisst sich auch im kulturellen Angebot eines Standorts. Auswärtige Fach- und Führungskräfte schauen bei sowas genau hin!“

So geht es jetzt weiter


Die Vorschläge der Verwaltung gehen zunächst zur Anhörung am 28. Februar in den Stadtbezirksrat Mitte. Dann befassen sich der Ausschuss für Kultur und Wissenschaft sowie der Ausschuss für Planung und Hochbau am 8. März damit. Nach der Beratung im nichtöffentlichen Verwaltungsausschuss stehen die Beschlussvorlagen dann zur Entscheidung auf der Tagesordnung des Rates am 21. März. Hier wird sich dann zeigen, ob die gewählten Vertreter den Wunsch der Bürger erkennen und erfüllen können.


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