Krisen, Datenschutz und Brei: Politiker diskutierten in der Jugendkirche

von Christina Balder




Braunschweig. Manchmal einte Kopfschütteln die Runde. Bei allen unterschiedlichen Positionen waren sich die meisten derer, die am Dienstagvormittag in der Jugendkirche auf dem Podium saßen, doch ab und zu einig. Zum "jugendpolitischen Hearing zur Europawahl" hatte die Jugendkirche Vertreter der Parteien geladen.



Gekommen waren Wolfram Pehlke  für die Grünen, Claudia Jonda für die Piraten, Annegret Ihbe (SPD), Ingo Schramm (FDP), Adrian Haack für die CDU, der Linke Victor Perli und Armin Paul Hampel für die AfD - und etliche Jugendliche und junge Erwachsene, die bestens vorbereitet mit eigenen Fragen an der Diskussion teilnahmen.

Den schwierigsten Stand in der Runde hatte Armin Paul Hampel, der eine Viertelstunde zu spät erschienen war. Schon kurz nach seinem Eintreffen musste er sich von dem jungen Unionspolitiker Haack inhaltlich belehren lassen, mit dem Liberalen Ingo Schramm geriet er in ein unverständliches Wortgefecht. Ein Zuhörer wollte schließlich wissen, wie Hampel zu dem Satz stehe, den er im März auf dem Europaparteitag der AfD gesagt hatte: "Andere Parteien wollen Zuwanderung nur, damit die Deutschen in einem großen europäischen Brei aufgehen."



Der Grüne Pehlke und die Piratin Jonda waren gleichermaßen entschieden anderer Meinung. "Ich mag Brei", sagte Jonda, "und ich wäre sehr glücklich, in einem europäischen Brei aufzugehen." Auch Annegret Ihbe lobte die Internationalität - auch Braunschweigs - , schränkte aber ein, den Menschen müsse auch in ihrer Heimat die Möglichkeit gegeben werden, einen Job zu finden. Nur so könne echte Wahlfreiheit entstehen. Ingo Schramm sprach von der FDP als der einzigen Partei, die einen europäischen Bundesstaat nach dem Vorbild der USA wolle. Zuwanderung müsse seiner Meinung nach besonders für Hochqualifizierte leichter gemacht werden, damit sie nicht als Flüchtlinge auf schwierigsten Wegen nach Europa kommen müssen. Auch Adrian Haack entschied sich für Brei: "wenn das die Alternative ist zu Krieg." Nationalismus habe bereits zu zwei Weltkriegen geführt, Europa wachse nun aber zusammen.



"Das Zitat ist Unsinn", sagte Victor Perli. Deutschland habe nun einmal einen Bedarf an Arbeitskräften. Schon seine Eltern waren aus diesem Grund aus Italien nach Deutschland gekommen, sagte er. Abschließend erntete Hampel Kopfschütteln bei allen anderen Politikern, als er schloss: "Zuwanderung endet dort, wo die Identität einer Nation gefährdet wird."

Das Freihandelsabkommen mit den USA beschäftigte die jungen Zuhörer ebenso wie europäische Austausch-Programme für Schüler. Jugendpfarrer Lars Dedekind moderierte die Diskussion und brachte eigene Fragen ist. Wie man etwa mit europäischen Krisen umgehen muss, sahen die Diskussionsteilnehmer naturgemäß unterschiedlich. Victor Perli sagte, die aktuelle Krise sei vor allem eine soziale, man müsse den südeuropäischen Ländern mit helfen, die Jugendarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Ingo Schramm fügte hinzu, Solidarität sei zwar wichtig, brauche aber auch Gegenleistungen seitens der Krisenländer und war damit mit Adrian Haack einer Meinung. Der fand, man dürfe nicht alle Probleme mit dem Scheckbuch lösen wollen. Die Piratin Jonda forderte Solidarität "in guten wie in schlechten Zeiten",  sorgte sich aber auch um Themen wie Datenschutz und Asypolitik: "Es gibt Krisen auch an anderen Stellen der EU."

Schließlich sollten alle Politiker für ihre Partei werben: Wolfram Pehlke hob die Erhaltung und Verbesserung ökologischer Standards hervor, für die seine Partei sich einsetzen wolle, ebenso wie für das Bildungsniveau und die Bürgerrechte. Hampel sagte, zur AfD kämen Menschen aus allen Parteien, sie sei weniger eine Partei als eine Bürgerbewegung, die vor allem die Fakten abwäge. Die Piratin Jonda warb für ein demokratisches, solidarisches und gemeinschaftliches Europa. Für mehr Demokratie und soziale Gerechtigkeit statt Profitmaximierung setze sich die Linke ein, sagte Victor Perli. "Und für Frieden nach Innen und Außen", fügte er hinzu. Kriege wie in letzter Zeit in Afrika die Linke nicht. Annegret Ihbe will mit ihrer SPD vor allem die Jugendarbeitslosigkeit bekämpfen, Europa stärken und "gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit" durchsetzen. "Wenn man sich als mündiger Bürger fühlt, muss man FDP wählen", befand Ingo Schramm. Und Adrian Haack warb vor allem mit bereits Geleistetem für die Union. "Die CDU hat Deutschland und Europa durch schwierige Zeiten geführt", sagte er. Wer wolle, dass es so stabil weitergeht, solle CDU wählen.

Der Jugendpfarrer Lars Dedekind moderierte die Diskussion. Eingeladen waren Schüler der weiterführenden und berufsbildenden Schulen, auch Studenten waren dabei.








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