Babyboom in Weyhausen? 
Der Klapperstorch nistet mitten im Ort

Zuvor gab es ein kleines Drama um eine passende Nistgelegenheit. Hier war menschliche Hilfe nötig.

Letztlich haben die Störche einen Platz gefunden.
Letztlich haben die Störche einen Platz gefunden. | Foto: Samtgemeinde Boldecker Land

Weyhausen. Weyhausen hat tierischen Zuwachs bekommen, der gemeinhin mit einer märchenhaften Steigerung der menschlichen Population in Verbindung gebracht wird. Warten wir’s ab! Ein Storchenpaar hat sich mitten im Ort an der Neuen Straße niedergelassen und „der Klapperstorch“ baut dort gerade sein Nest. Alle hoffen jetzt auf einen tierischen Babyboom – im Nest. Das berichtet die Samtgemeinde Boldecker Land in einer Pressemitteilung.



Mit ein bisschen menschlicher Hilfe wurde auf dem dicken Stamm einer gekappten alten Eiche, dem Kunstprojekt-Baum neben dem Jugendtreff der Samtgemeinde beziehungsweise vor der Christian-Albinus-Oberschule, eine Plattform montiert, die „Meister Adebar“ und seine Frau als Basis für den Nestbau nutzen.

Nilgänse ließen sich nicht vertreiben


Bis sie diese Chance bekamen, war das Weißstorchpärchen verzweifelt auf der Suche nach einer Nistmöglichkeit. Denn: Ihr gewohntes Zuhause, ein Horst auf einer Wiese südlich von Weyhausen an der „Hohen Horst“, war in diesem Frühjahr von Nilgänsen übernommen worden. Es gab keine Chance für das Storchenpaar, die dreisten Nestbesetzer wieder loszuwerden.

Die Nilgänse hatten das alte Storchennest besetzt.
Die Nilgänse hatten das alte Storchennest besetzt. Foto: Rita Lunde


„Beide Störche versuchten deshalb zunächst erfolglos auf zwei Schornsteinen im Ort Nester zu bauen“, sagt die ehrenamtliche Storchenbetreuerin Rita Lunde aus Osloß. Schließlich entdeckten sie am 27. April die gekappte Eiche. Auch da wären sie wohl nicht weit gekommen, hätte nicht Schulhausmeister Martin Schulz die kläglichen Nestbauversuche beobachtet. Er rief das NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde an, das Rita Lunde informierte. Sie betreut 26 Storchennester in der Region, darunter neun im Boldecker Land.

In einer gemeinsamen Eil-Aktion schufen Lunde, Schulz und sein Hausmeisterkollege Markus Becker noch am selben Tag binnen sieben Stunden eine „provisorische Nisthilfe“ aus Holz, Weidenzweigen, einer Euro-Palette, die die Wolfsburger Mülldeponie zur Verfügung stellte, und Stroh vom Reiterhof Probst an der Fallersleber Straße. Um die ein mal ein Meter große Nisthilfe schließlich in zwölf Metern Höhe zu positionieren und mit dicken Schrauben oben auf dem Baumstamm zu verankern, half Marcel Bendlin vom örtlichen Garten- und Landschaftsbaubetrieb Raguse, der die präparierte Palette mit einem Steiger nach oben hievte.

So wird gebrütet


Kaum war das Werk vollbracht, kamen die Weißstörche schon mit Zweigen im Schnabel angeflogen, um ihren Nestbau zu beginnen. „Störche brüten 32 Tage“, erklärt Lunde. Sie legen bis zu sechs Eiern. Von den Jungen, die dann schlüpfen, überlebten meistens aber nicht mehr als höchstens vier. „Erst wenn das zweite Ei gelegt ist, sitzt dann jeweils einer der Störche fest und brütet“, erklärt die Weißstorchbetreuerin. Die Eier würden im Abstand von zwei Tagen gelegt. „Das Ausbrüten übernehmen Männchen und Weibchen im Wechsel.“ Wobei man das Männchen daran erkennen könne, dass es etwas größer sei als seine Frau und einen kräftigeren Schnabel habe. Nach vier bis sechs Wochen werden die Jungen in den Nestern dann von Rita Lunde beringt ,und nach zirka zehn Wochen verlassen sie ihr Nest und werden flügge. Im August oder September ziehen sie dann wieder gen Süden.

Wenn das Paar im kommenden Jahr nach Weyhausen zurückkehrt, wird eine Überraschung warten. „Gemeinsam mit der nächsten 9. Klasse der Oberschule soll ein Projekt gestartet werden, bei dem wir ein richtiges Storchennest für die alte Eiche bauen wollen, das den üblichen Durchmesser von 1,40 Metern haben wird.“ Das benötigte Material dafür hat der Fallersleber Globus-Baumarkt schon zur Verfügung gestellt.

Nilgänse inzwischen weg


Das gekaperte Nest auf der Wiese an der „Hohen Horst“ haben die Nilgänse übrigens gestern geräumt. Auch dort könnte sich womöglich noch ein Storchenpaar niederlassen. Man müsse das beobachten, meint Rita Lunde. „Mögen die Störche in der Neuen Straße noch Erfolg beim Brüten haben und wir sie beide nächstes Jahr wieder begrüßen dürfen“, wünscht sich die Storchenbetreuerin. „Und ich möchte noch einmal ganz herzlichen Dank sagen an alle, die jetzt so schnell und engagiert mitgeholfen haben!“

Ideen für Namen gesucht


Jetzt brauchen die Störche nur noch Namen. „Einige tolle Vorschläge von den Schülern und Schülerinnen der OBS sowie aus dem Jugendtreff gibt es schon“, sagt Schulleiter Stefan Korten, „aber wir wollen das gemeinschaftlich entscheiden.“ Deswegen werden alle Bewohner Weyhausens, alle Schulkinder der OBS und der Grundschule sowie die Besucher des Jugendtreffs gebeten, Namensvorschläge für das Storchenpaar bis zum 30. Mai an die E-Mailadresse facebook@boldecker-land.de zu senden. Eine Jury, der Samtgemeindebürgermeister Dennis Ehrhoff, Schulleiter Stefan Korten und Jugendpflegerin Jenni Drees vorstehen, wird die Auswahl treffen.


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