Grausame Bilder machten ihn krank: Polizist klagt auf Dienstunfall

Ein ehemaliger Polizeikommissar klagt gegen die Polizeidirektion Braunschweig. Er möchte, dass seine spezifisch Stress-assoziierte Störung als Dienstunfall eingestuft wird.

Ein ehemaliger Polizeikommissar klagt gegen die Polizeidirektion Braunschweig. Mehrere Monate lang musste er grausame Bilder sichten.
Ein ehemaliger Polizeikommissar klagt gegen die Polizeidirektion Braunschweig. Mehrere Monate lang musste er grausame Bilder sichten. | Foto: Pixabay

Braunschweig. Das Verwaltungsgericht Braunschweig muss sich jetzt mit der Frage befassen, ob eine durch die Sichtung kinderpornografischen Bild- und Videomaterials ausgelöste Krankheit eines Polizisten als Dienstunfall anerkannt wird.



Ein ehemaliger Polizeikommissar klagt gegen die Polizeidirektion Braunschweig. Er möchte, dass seine spezifisch Stress-assoziierte Störung als Dienstunfall eingestuft wird. Der 45-Jährige ist seit Ende 2021 aufgrund von Dienstunfähigkeit im Ruhestand. Zuvor war er 2017 nach einer längeren Krankheitszeit während der Wiedereingliederungsphase im Zentralen Kriminaldienst der Polizeiinspektion Salzgitter/Peine/Wolfenbüttel mehrere Monate zur Sichtung kinderpornografischen Bild- und Videomaterials eingesetzt. Und das soll dem Mann ordentlich zugesetzt haben, wie das Verwaltungsgericht Braunschweig in einer Pressemitteilung schreibt.

Gutachten attestiert Störung


In einem eingeholten psychiatrischen Gutachten wurde dem Kläger in der Folge eine durch diese Tätigkeit ausgelöste spezifisch Stress-assoziierte Störung attestiert. Die Anerkennung der Tätigkeit als Dienstunfall, die zu einem höheren Ruhegehalt führen würde, wurde abgelehnt. Dagegen wendet sich der Kläger in dem verwaltungsgerichtlichen Verfahren. Der Fall soll am 10. August vor dem Verwaltungsgericht in Braunschweig verhandelt werden.

"Der Polizeiberuf ist kein Ponyhof"


Bereits 2015 besuchte unsere Redaktion die Ermittlungsgruppe der Braunschweiger Polizei, die sich mit der Aufklärung von Straftaten im Bereich von Kinderpornografie befasst. Dabei wurde schnell klar: Stundenlang vor dem PC sitzen und sich durch tausende Bilder und Videos mit pornografischem Inhalt klicken, um Straftäter zu überführen ist kein leichter Job. "Hinter jedem der Bilder und Videos steckt eine gequälte Kinderseele, mit unserer Arbeit, können wir zumindest einige Täter überführen", hieß es damals vom Ersten Hauptkommissar. Aber er machte auch eine klare Ansage: "Der Polizeiberuf ist kein Ponyhof. Es gibt genügend belastende Situationen für uns. Die Schreie von verletzten Personen nach einem Verkehrsunfall oder Ermittlungen nach Todesfällen. Natürlich sind diese Dinge belastend, aber sie gehören zum Alltag eines Polizisten. Man muss damit umgehen können, sonst ist man falsch in diesem Beruf."

Lesen Sie zu diesem Thema auch unseren Archiv-Artikel: "Der schwere Kampf gegen Kinderpornographie".


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