Mehr Verkehrstote auf Niedersachsens Straßen

Wie das Ministerium in einer Pressemitteilung berichtet, sind im vergangenen Jahr in Niedersachsen 424 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen.

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Symbolfoto. | Foto: regionalHeute.de

Niedersachsen. Die Niedersächsische Ministerin für Inneres und Sport, Daniela Behrens, hat am heutigen Montag die Verkehrsunfallstatistik 2023 vorgestellt. Daraus geht unter anderem hervor, dass im vergangenen Jahr mehr Menschen auf Niedersachsens Straßen tödlich verunglückt sind, als noch 2022.



Wie das Ministerium in einer Pressemitteilung berichtet, sind im vergangenen Jahr in Niedersachsen 424 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr ums Leben gekommen. Das waren 54 Menschen (+14 Prozent) mehr als 2022. Damit weise die Zahl der Verkehrstoten einen ähnlich hohen Wert wie im Jahr 2019 auf (432 Todesopfer), dem Jahr vor dem Beginn der Corona-Pandemie.

Zu dieser Entwicklung sagt Ministerin Daniela Behrens: „Wegen der Coronapandemie ist in den Jahren von 2020 bis 2022 deutlich weniger Verkehr auf den Straßen gewesen. Folglich gab es auch weniger Unfälle, was auch mit Blick auf die nun vorliegenden Zahlen für 2023 noch einmal besonders deutlich wird. Die Entwicklungen aus dem vergangenen Jahr knüpfen weitestgehend an die Unfalldaten aus 2019 an und wir bewegen uns in vielen Risikobereichen wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Corona-Pandemie. Unsere ‚Vision Zero‘, also das Ziel keine Verunglückten und schweren Verkehrsunfälle mehr auf unseren Straßen, muss deshalb weiter im Fokus unserer gemeinsamen Arbeit mit unseren Partnern stehen.“

Gesamtunfallzahlen


Die Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr bei der Gesamtzahl der polizeilich registrierten Verkehrsunfälle eine Zunahme um 6,4 Prozent auf insgesamt 212.856 Unfälle. Das sind 12.874 Unfälle mehr als 2022. Wie die Zahl der Verkehrstoten ist auch die der Leichtverletzten gestiegen: 2023 gab es 36.255 Leichtverletzte (2022: 34.160). Die Zahl der Schwerverletzten nahm hingegen von 5.608 auf 5.148 ab (-8,2 Prozent).

Unfallursachen


Zu hohe Geschwindigkeit ist auch 2023 die Hauptursache für Verkehrsunfälle mit Todesopfern gewesen. Außerdem waren wiederum Vorfahrtsmissachtung, Fehler beim Überholen und Abbiegen sowie zu geringer Abstand zwischen den Fahrzeugen maßgebliche Gründe für Verkehrsunfälle.

Risikogruppen


2023 sind zehn Kinder im Alter von wenigen Monaten bis 14 Jahren bei Verkehrsunfällen gestorben. Das sind in dieser Altersgruppe drei Kinder weniger als 2022. Auch in der Gruppe der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren kamen im vergangenen Jahr weniger Menschen ums Leben als im Vorjahr. Hier nahm die Anzahl der Todesopfer von 64 im Jahr 2022 auf 53 ab. Von den tödlich verunglückten jungen Erwachsenen haben 23 Personen einen Pkw, 13 Personen ein motorisiertes Zweirad und jeweils eine Person einen Lkw sowie einen E-Scooter genutzt.

In der Altersgruppe der Senioren (ab 65 Jahren) hat es 141 Todesopfer gegeben. Das sind 26 Personen mehr als 2022. Damit ist der Anteil dieser Personengruppe an den Verkehrstoten mit rund 33 Prozent - und in Relation zum Bevölkerungsanteil von etwas mehr als 22 Prozent - überrepräsentiert. 2023 waren aus dieser Altersgruppe rund 35 Prozent der Todesopfer als Fahrer oder Mitfahrer in einem Fahrzeug unterwegs. Im Vorjahr lag dieser Anteil noch bei zirka 42 Prozent. Daneben kam eine zunehmende Anzahl, konkret etwa die Hälfte aller im Straßenverkehr getöteten Seniorinnen und Senioren, als sogenannte ungeschützte Verkehrsteilnehmer ums Leben. Sie waren zu Fuß oder mit dem Fahrrad beziehungsweise Pedelec unterwegs.

In der Gruppe der Fußgänger sind im Jahr 2023 mit insgesamt 53 Todesopfern - damit 13 tödlich verunglückte Personen mehr als im Vorjahr - zu verzeichnen. Davon waren 26 Personen im Alter von 65 Jahren und älter und drei im Kindesalter, also 14 Jahre und jünger.

Die Anzahl der tödlich verunglückten motorisierten Zweiradfahrer ist im Jahr 2023 nahezu stabil geblieben. Hier stieg die Zahl lediglich von 58 im Jahr 2022 auf 59 im vergangenen Jahr. Insgesamt sind in Niedersachsen 2023 mit 71 Personen rund 22 Prozent mehr Fahrradfahrer tödlich verunglückt als im Jahr zuvor (2022: 58). 32 von ihnen nutzten ein Pedelec, als es zu dem tödlichen Unfall kam.

Insgesamt waren von den 71 Radfahrern etwa zwei Drittel im Alter von 65 Jahren und älter. Behrens: „Niedersachsen ist und bleibt ein Fahrradland! Auch nach der Pandemie steht die Nutzung von Fahrrädern oder Pedelecs bei den Niedersächsinnen und Niedersachsen hoch im Kurs. Das spiegelt sich leider auch in den Unfallzahlen wider, die sich nahezu gleichbleibend auf hohem Niveau halten. Auffällig bleiben dabei weiterhin die hohen Zahlen der tödlich Verunglückten unter den älteren Fahrrad- und Pedelec-Fahrenden. Hier müssen wir unsere Aufklärungs- und Präventionsarbeit weiter intensivieren und stehen dazu mit unseren Partnerinnen und Partnern im engen Austausch.“

Baumunfälle und Landstraßen


Auch 2023 haben sich rund zwei Drittel der tödlichen Verkehrsunfälle (insgesamt 268) auf Landstraßen ereignet. Die Anzahl der sogenannten Baumunfälle ist dabei in Niedersachsen im vergangenen Jahr um rund 11 Prozent auf 3.340 Unfälle gestiegen (2022: 3.021). Dabei hat ebenso die Anzahl der bei Baumunfällen tödlich verunglückten Personen zugenommen, von 97 im Jahr 2022 auf 111 (+14,4 Prozent). Dagegen nahm die Zahl der bei Baumunfällen schwer verletzten Personen ab. So gab es 717 Schwerverletzte in 2023 und damit 72 weniger als im Vorjahr. Jedoch stieg die Zahl der Leichtverletzten von 1.309 auf 1.669.

Innenministerin Behrens dazu: „Die Gründe dafür sind vielfältig und lassen sich gerade in Fällen, in denen nur die oder der Verstorbene allein beteiligt war, schwer ermitteln. Grundsätzlich dürfte das in vielen Fällen mit zu hoher Geschwindigkeit zu tun gehabt haben. Aber auch die Themen ‚Müdigkeit oder Ablenkung‘ sind als mögliche Ursachen anzunehmen. Wir werden auch hier weiterhin offensiv Präventionsarbeit leisten.“

Fahrtüchtigkeit im Straßenverkehr


Im Jahr 2023 ist die Zahl der aufgrund einer Beeinflussung durch Alkohol oder andere berauschende Mittel im Straßenverkehr tödlich verunglückten Personen im Vergleich zum Vorjahr um drei Todesopfer gestiegen (25 Personen). Ebenso nahm die Gesamtzahl der von der Polizei registrierten Verkehrsunfälle, bei denen Alkohol oder sonstige berauschende Mittel eine maßgebliche Rolle spielten, zu. Hier verzeichnete die Polizei ein Plus um 2,5 Prozent auf 4.466 Verkehrsunfälle (+ 111 Unfälle). Die Anzahl der von der Polizei in Niedersachsen bei Verkehrskontrollen festgestellten Verstöße gegen die gesetzlichen Vorschriften im Zusammenhang mit dem Führen eines Fahrzeuges unter Beeinflussung durch Alkohol oder andere berauschende Mittel nahm im vergangenen Jahr um rund 10 Prozent ab, lag mit 16.775 Anzeigen jedoch langfristig betrachtet weiterhin auf einem hohen Niveau.

Ministerin Behrens dazu: „Finger weg vom Steuer und Lenker, wenn man betrunken oder berauscht ist bzw. unter dem Einfluss von Medikamenten steht! Man bringt sich selbst und andere in Lebensgefahr! Daran ändert auch die Liberalisierung beim Besitz von Cannabis nichts. Wer berauscht im Straßenverkehr ein Fahrzeug führt und dabei kontrolliert wird, muss sich dafür verantworten.“

E-Scooter in Niedersachsen


Im Jahr 2023 hat die Polizei Niedersachsen landesweit 1.253 Verkehrsunfälle unter Beteiligung von E-Scooter-Nutzenden registriert. Dabei verunglückten 817 Personen leicht (194 mehr als 2022) und 83 schwer (16 Personen weniger zum Vorjahr). Darüber hinaus erlitten in drei Fällen die E-Scooter-Fahrer tödliche Verletzungen. Bei 155 Verkehrsunfällen waren die E-Scooter-Fahrer durch Alkohol oder andere Mittel beeinflusst.

Fazit


Die Polizei Niedersachsen hat ihren Schwerpunkt in der Verkehrssicherheitsarbeit auch 2024 erneut auf die Unfallschwerpunkte „Geschwindigkeit und Fahrtüchtigkeit“ ausgerichtet. Hierzu werden bereits seit Jahresbeginn gemeinsam mit den Partnern in der Verkehrssicherheitsarbeit verschiedene Maßnahmen realisiert, wozu unter anderem Geschwindigkeitskontrollen gemeinsam mit den Kommunen sowie umfangreiche Überprüfungen der Fahrtüchtigkeit zählen.

Darüber hinaus stehen insbesondere Fahrradfahrer und Fahrer von motorisierten Zweirädern sowie von Fußgängern und vielen weiteren
Verkehrsteilnehmern. „Die ‚Vision ZERO‘, also ein Straßenverkehr ohne Todesopfer und Verletzte, ist weiterhin unser Ziel und dafür setzen wir uns ein“, bekräftigt Ministerin Daniela Behrens.

Die Unfalluhr 2023 in Niedersachsen


•alle 2,5 Minuten nahm die Polizei einen Verkehrsunfall auf
•alle 2,5 Stunden endete ein Verkehrsunfall an einem Baum
•alle 13 Minuten verunglückte eine Person im Straßenverkehr
•alle 3 Stunden war ein verunglückter Motorradfahrer darunter
•alle 77 Minuten eine Person im Alter zwischen 18 und 24 Jahren
• alle 89 Minuten verunglückte ein älterer Mensch ab 65 Jahren
•alle 49 Minuten kam ein Fahrradfahrer zu Schaden
•alle 3 Stunden verunglückte ein Pedelecfahrer
•alle 3,5 Stunden war die Gesundheit von Fußgängern betroffen
•alle 2 Stunden verursachte ein fahruntüchtiger Fahrer einen Unfall
•jeden Tag kam mindestens ein Mensch im Straßenverkehr ums Leben und am Wochenende mitunter auch zwei


*Anmerkung: Unter „Verunglückte“ zählen Getötete und Verletzte gleichermaßen.


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