Wolfenbüttel. Vom 7. bis 8. Dezember fand in der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel der zweitägige Workshop „Geschichte verstehen – Toleranz leben“ mit Auszubildenden der MAN Truck & Bus AG Salzgitter zu den Themen Respekt und Toleranz statt.
Das Thema Menschenrechtsbildung ist ein fester Bestandteil im Ausbildungsprogramm der MAN Truck und Bus AG. In diesem Rahmen werden seit April 2013 zweimal jährlich Seminartage zum Thema „Geschichte verstehen – Toleranz leben“ in enger Kooperation mit der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel und der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel durchgeführt.
Am Beispiel der Geschichte des Nationalsozialismus und der in dieser Zeit praktizierten massiven Ausgrenzung von Menschen setzen sich die Auszubildenden mit der Bedeutung von Respekt und Toleranz auseinander. Die Thematik beschäftigt sie nachhaltig.
Die Teilnehmer von MAN bei der Arbeit an den Multi-Touch-Tischen der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel. Foto:
Anfang Dezember nahmen Auszubildende der MAN Truck und Bus AG erneut an einem zweitägigen Workshop unter der Leitung von Conny Schmidthals und Dr. Gustav Partington teil. Den Auftakt bildete eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Justiz im Nationalsozialismus. Dabei wurden sowohl Veränderungen des Rechtssystems im Übergang von der Weimarer Republik zur NS-Zeit als auch mögliche Handlungsspielräume beteiligter Akteure thematisiert.
Anhand von Originalquellen, die in digitalisierter Form in neu konzipierten Multi-Touch-Tischen aufbereitet sind, recherchierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbstständig Schicksale von Einzelpersonen, die während der NS-Zeit im Strafgefängnis Wolfenbüttel inhaftiert waren oder hingerichtet wurden. Über den biographischen Zugang wurden die Auswirkungen der veränderten Rechtsvorschriften konkret und Ausgrenzungsmechanismen sowie die Folgen von Intoleranz deutlich.
Leitlinien des heutigen Strafvollzugs
Dem Mangel an Toleranz in der NS-Zeit wurden in einem weiteren Programmteil die Prämissen des heutigen Strafvollzugs gegenübergestellt. Martin Berger, Mitarbeiter der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel, informierte über den aktuellen Strafvollzug. Er erläuterte nicht nur dessen Leitlinien, sondern gewährte bei einer Führung durch die JVA spannende Einblicke in die heutigen Haftbedingungen, insbesondere die Unterbringung, den Arbeitsalltag sowie Ausbildungsmöglichkeiten während der Haft.
„Coole Touch-Tische“
Am Ende des zweitägigen Workshops wurde von vielen Teilnehmern betont, dass sie spannende und außergewöhnliche Eindrücke gewinnen konnten. Die eigenständige Recherche an den Multi-Touch-Tischen wurde besonders positiv bewertet: es sei eine persönlichere Ebene und intensivere Beschäftigung angestoßen worden. Vor allem die interaktive Gestaltung des Programms gefiel den Teilnehmenden, einer brachte es auf die Kurzformel: „coole Touch-Tische“.
In einem weiteren Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Wolfenbüttel, MAN und der Gedenkstätte werden Auszubildende von MAN Namenstafeln für eine Erinnerungsstele auf dem Hauptfriedhof an der Lindener Straße in Wolfenbüttel herstellen. Sie soll für die mehr als 200 in Wolfenbüttel Hingerichteten aufgestellt werden, die kein Grab erhielten, da ihre Leichname an das Anatomische Institut der Universität Göttingen abgegeben wurden.
Vor dem Workshop. Die Teilnehmer_innen des diesjährigen Workshops stellen sich vor der JVA für ein Gruppenfoto zusammen. Foto:
mehr News aus der Region